Fouad Boussouf mit einer österreichischen Erstaufführung des Stückes „Fêu“ zu Gast beim „Bregenzer Frühling“ (Foto: Antoine Friboulet)
Silvia Thurner · 25. Okt 2022 · Musik

Mit Geduld zum spannungsgeladenen Finale – das SOV unter der Leitung von Gerard Korsten präsentierte Entbehrliches und bot eine spannende Mozart-Symphonie

Raritäten und ein Bestseller stellten das Symphonieorchester Vorarlberg beim zweiten Abonnementkonzert dieser Saison einander gegenüber. Unter der Leitung seines Ehrendirigenten Gerard Korsten gastierten die beiden Solisten Benjamin Herzl (Violine) und Xandi van Dijk (Viola) im Feldkircher Montforthaus. Alle Musiker:innen und besonders die Solisten beeindruckten und begeisterten mit ihrer energiegeladenen Spielart. Gerard Korsten agierte in Beethovens Kontretänzen als „Zeremonienmeister“ und bei Britten und Mozart als „Triebfeder“ mit transparenten Linienführungen. An den Ausführenden lag es also nicht, dass insbesondere die erste Konzerthälfte langatmig wirkte.

Benjamin Britten zweifelte bereits während der Entstehung seines Doppelkonzerts für Violine, Viola und Orchester, ob sein kompositorischer Ansatz wohl tragfähig für seine Ausgangsideen sein könne. Selbstkritisch legte er die Komposition kurz vor ihrer Fertigstellung in die Schublade, wo sie dann auch mehrere Jahre lang blieb. Erst 1947 wurde das Konzert revitalisiert und unter der Leitung von Kent Nagano erstmals präsentiert.
Die Werkdeutung des SOV ließ zuerst aufhorchen. Alle drei Sätze wurden mit spannungsgeladenen Themen und Phrasierungsbögen eingeleitet. Solistisch ausgeführte Motive in der Violine und in der Bratsche traten entweder mit dem Tutti, mit Holzbläsern oder kleinen Ensembleeinheiten in Korrespondenz. Doch in jedem Abschnitt stellte sich rasch heraus, dass die Verhältnisse zwischen den Soloparts und dem eruptiven Orchesterpart in keinem ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen. Überdies wirkten die Themenblöcke kompositorisch eher wenig ausgeführt, so dass immer wieder neue Ereigniseinheiten ins Spiel gebracht wurden und letztlich ein eher zerklüftetes Werkganzes entstand. Benjamin Herzl an der Violine und Xandi van Dijk an der Viola musizierten mitreißend. Vor allem die elektrisierende Art des Bratschisten und seine fröhliche Ausstrahlung unterstrichen die temperamentvolle Musizierhaltung der beiden Solisten. Gerne hätte ich sie mit einer in sich mehr abgerundeten Komposition gehört.
Ein Gelegenheitswerk für Ludwig van Beethoven waren die 12 Kontretänze (WoO 14), die er für einen Maskenball komponiert hat. Mit viel Schwung gestalteten die Musiker:innen die hübschen Stücke, die zwar eine nette Unterhaltung, aber eher wenig musikalische Anreize zu bieten hatten.
Nach der eher langatmigen ersten Konzerthälfte waren die Erwartungen auf den interpretatorischen Zugang gerichtet, den Gerard Korsten und die SOV-Musiker:innen Mozarts großer g-Moll Symphonie, Nr. 40 (KV 550) zugrunde legen würden. In allen vier Sätzen erklangen die Hauptthemen transparent ausgestaltet, so dass die einzelnen Stimmgruppen jeweils genügend Raum zur Entfaltung hatten. So kamen die Themenführungen und insbesondere die waghalsigen Modulationen in den Durchführungen der Ecksätze überaus spannend zur Geltung. In einen feinsinnigen Flow spielten sich die Musiker:innen im Andante, bevor sie im schroffen Menuett die Zügel wieder anzogen.

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