Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Michael Löbl · 25. Okt 2022 · Musik

Gelungener Saisonabschluss des Kammerorchesters Arpeggione

Es war ein höchst erfolgreicher Abschluss der Konzertsaison 2022. Unter dem vielsagenden Titel „Klangmalerei", den man allerdings für fast jedes Konzertprogramm auf diesem Planeten verwenden könnte, stand am Samstagabend im Rittersaal des Palastes Hohenems Musik aus Ungarn, Deutschland und den USA auf dem Programm.

Wie im richtigen Leben, geht es auch in der Musik nicht gerecht zu. Zum Beispiel beim Thema Instrumente. Viele sind einfach zu spät erfunden oder entwickelt worden, um von den großen Komponisten von Bach bis Wagner mit Originalwerken bedacht zu werden. Allen voran die Saxophonfamilie, die, obwohl physikalisch und in Anbetracht ihrer vielseitigen Möglichkeiten allen anderen Holzblasinstrumenten überlegen, leider erst am Übergang von der Romantik zum Impressionismus die Instrumentenbühne betreten hat. Außer ein paar wunderschönen Soli von Komponisten wie Ravel, Rachmaninoff oder Bizet gibt es für Saxophone in der Orchesterliteratur nicht allzu viel zu tun.
Dasselbe gilt für zahlreiche Schlaginstrumente wie das Marimba- und das Vibraphon. Dass sie durchaus das Zeug zum Publikumsliebling haben, bewiesen diese beiden Instrumente im zweiten Teil des letzten Arpeggione-Abonnementkonzertes. Beides sind stark erweiterte Xylophone, die Marimba wird unverstärkt und auf Holplatten gespielt, das Vibraphon hingegen ist ein Metallinstrument, dessen spezieller Vibrato- oder Tremoloeffekt mit Hilfe von Strom erzeugt wird.

Drei Virtuosen

Die Solisten in diesem Konzert waren drei junge Schlagzeuger, die sich während ihrer Studienzeit in Zürich zur Formation Trio Colores zusammengeschlossen haben und seither zahlreiche erfolgreiche Auftritte und mehrere internationale Auszeichnungen verbuchen konnten. Die Mitglieder dieses Trios sind Luca Staffelbach, Fabian Ziegler und Matthias Kessler, ein Sohn des Feldkircher Violinpädagogen Markus Kessler und derzeit Pauker bei den Symphonikern Hamburg. Jeder einzelne der drei ist ein Virtuose auf seinem Instrument, für Begeisterung beim Publikum sorgte aber auch ihr absolut perfektes Zusammenspiel und ihre sympathische, humorvolle Bühnenausstrahlung. Der Barockkomponist Georg Philipp Telemann hätte vermutlich mit der Interpretation eines seiner Konzerte durch das Trio Colores seine Freude gehabt. Das ursprünglich für solistische Streicher komponierte Werk erzielte durch die beiden Marimbas und das Vibraphon eine klangliche Bereicherung, die man schon fast als Neukomposition bezeichnen könnte. Die drei jungen Solisten setzten ihre eigene Bearbeitung brillant, stil- und geschmackvoll um. Um die komplizierten Umbauphasen auf der Bühne in Grenzen zu halten, gab es die erste Zugabe bereits nach dem Konzert von Telemann, obwohl das Programm ja noch gar nicht beendet war. „The Typewriter", die geniale Miniatur von Leroy Anderson, bekannt aus dem Jerry Lewis-Film „Der Ladenhüter", in einem originellen Arrangement für drei Schreibmaschinen beendete das offizielle Konzertprogramm. Standing Ovations und eine weitere Zugabe folgten.

Einführung und erster Teil

Als Aperitif gab es wieder einen Einführungsvortrag von Ulrike Neubacher, wie immer hochinteressant, weil sich auch gut informierte Musikfreunde bei Komponisten wie Leo Weiner, Ernst von Dohnányi oder Leroy Anderson nicht wahnsinnig gut auskennen. Wer hätte beispielsweise gewusst, dass Georg Philipp Telemann nach eigener Aussage nur vier Wochen lang richtigen Musikunterricht genossen und sich eigentlich alles im Selbststudium beigebracht hat? Oder über die Lehrer-und Studenten-Konstellationen an der Budapester Franz Liszt-Akademie rund um den legendären Kompositionsprofessor Hans Koessler und seinen zahlreichen Schülern, darunter Weiner, Dohnányi, Béla Bartók, Zoltan Kodaly und Georg Solti?
Bevor der erste Ton erklang, gab es auch noch ein Geburtstagstagsgeschenk für Irakli Gogibedaschwili, Gründer und Intendant des Orchesters seit 1990, überreicht durch die Präsidentin des Vereins, Gräfin Stephanie Waldburg-Zeil.
Die Budapester Komponisten Leo Weiner und Ernst von Dohnányi standen dann auch auf dem Programm des ersten Konzertteils. Unter der Leitung des Chefdirigenten Robert Bokor lernte das Publikum zwei Werke kennen, die nicht oft zu hören sind. Während sich Leo Weiners Divertimento op. 20 als etwas langweilige Folge von ungarischen Volkstänzen entpuppte, war das Streichsextett in B-Dur von Ernst von Dohnányi – hier in einer Bearbeitung für Streichorchester – eine Entdeckung. Ein Werk voller Klangpracht, vom Stil stark von Johannes Brahms beeinflusst, von Robert Bokor und dem Kammerorchester Arpeggione süffig interpretiert.

www.arpeggione.at