Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Thorsten Bayer · 19. Sep 2015 · Musik

Mehr ist mehr – das Soundsnoise Festival am Spielboden

Vielfalt, Lautstärke, Experimentierfreude und schräge Auftritte: Das sind die Attribute des am Freitag gestarteten Festivals. Höhepunkt des ersten Tages war die intensive Show von Za! aus Katalonien. Unter dem Motto „Superindependent“ sind auch am heutigen Samstag noch interessante Künstler zu sehen, darunter Hans Platzgumer und Bulbul. Es gibt noch Karten.

„Jetzt gibt´s wieder was auf die Ohren“, versprachen die Macher des Festivals im Vorfeld. Andreas Mäser, Ida Dünser, Michael Grass und Peter Hörburger haben ihr Wort gehalten. „Beim Soundsnoise geht es um experimentierfreudige Bands und Acts, die auch mal durch eine spezielle Performance auffallen“, erklärte Mäser. Das beste Beispiel für diesen Ansatz war das Duo Za!, die in Calonge, einer Küstenstadt 110 Kilometer nördlich von Barcelona, zuhause sind. Mit Trompetenklängen, Computergepiepse und einem Schlagzeug-Gewitter, das seinesgleichen suchte, legten die beiden los, als gelte es ein ganzes Orchester zu ersetzen – sowohl was die Dezibelzahl als auch die kollektive Spielfreude und Energie betrifft. Keine zehn Minuten vergingen, da war Spazzfrica Ehd hinter seinem Schlagzeug schon klatschnass geschwitzt. Er hatte auch jede Menge zu tun, angesichts dieser rhythmisch komplexen Musik mit ihren ständigen Breaks. Papa DuPau blieb ebenso mit seinem Fuß auf dem Gaspedal. Die beiden Spanier kombinieren afrikanische Beats, Noise, Mathrock, Polyrhythmus, Distortion, Dadaism und sogar Trip Hop und nennen das Ergebnis dann „Post Worldmusic“. Schnell wurde auch in Dornbirn deutlich: Kalt lässt dieses explosive Gemisch keinen Zuhörer.

Lauter ist besser

Ihnen folgte im Saal DŸSE. Die beiden Ostdeutschen lernten sich vor zwölf Jahren in Amsterdam – in einer Unterkunft mit dem schönen Namen „Dysecatmotel“ – kennen. Auf ihrer Facebookseite ordnen sie sich dem „New Wave of German Noiserock“ zu. Mit einem verschmitzten Lächeln stellten sie sich dem Publikum vor: „Wir sind ‚Rage against the machine’“. Gitarrist Andrei Dietrich hatte sein Instrument auf maximale Verzerrung eingestellt, Jarii van Gohl trommelte sich dazu die Seele aus dem schmächtigen Leib. Das war deutlich weniger filigran als Za!, aber immerhin noch einmal eine ganze Ecke druckvoller. Ihren speziellen, wuchtigen Sound kreieren sie mittels insgesamt sechs Verstärkern.

Deutlich konventioneller war hingegen der Einstieg in den Abend, den Stator aus Schlins in der Spielbodenkantine gestalteten. Eine gute Band zum Aufwärmen und Hineinfinden in dieses Festival: ein bisschen experimentell, aber nicht zu sehr, ansonsten ein weitestgehend sehr gefälliger Sixties-Rock. Begleitet wurden Publikum und Bands vom „Ensemble für unpopuläre Freizeitgestaltung“ aus Bregenz. Als „The Big Furry Experience“ bot sich ein quietschepinker Gorilla für eine Umarmung an. Zur Seite bei dieser „Performance Intervention“ stand dem Affen eine Art Dompteuse mit kurzem Röckchen und schwarzem Hut, die die tierischen Eskapaden auf Englisch kommentierte.

Soundsnoise am Samstag

Heute sind beim Soundsnoise weitere interessante Bands zu erleben, beispielsweise Hans Platzgumer (22 Uhr, Saal). Seine Kompositionen bewegen sich zwischen Kammermusik,  Ambient, Folk und Jazz. Den vielversprechenden Titel „Hirn fein hacken“ trägt das neueste Album der Formation Bulbul. Als „strukturierte Lärmattacken“ hat Daniela Derntl die zehn Songs dieser Platte auf fm4.orf.at bezeichnet. Zu hören sind die Wiener von 23 Uhr an im Saal. Außerdem: Dead End Friends, Shrack sowie Fire Licks Dynamite mit einem DJ-Set. Tickets sind im Vorverkauf für 15, an der Abendkassa für 19 Euro erhältlich. Los geht es um 21 Uhr. Details zum Programm, Hörproben und Reservierung auf www.spielboden.at