Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast. (Foto: Matthias Horn)
Silvia Thurner · 22. Sep 2015 · Musik

Ein Spaziergang und selbstbestimmtes Zuhören – Die dritte Staffel der Montforter Zwischentöne widmet sich existenziellen Fragen

Nach dem „Streiten – zum Glück Konflikt“ wenden sich die „Montforter Zwischentöne“ dem Glauben und Zweifeln zu. Bespielt werden Ende November Räume der Stadt, wobei den Wegen zwischen den Aufführungsstätten im Montforthaus, im Landeskonservatorium und dem Ganahl Steg besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird. Im Mittelpunkt steht eine 14-stündige Konzert|Lesung|Erzählung mit Lichtinstallation und Meditation unter dem Leitgedanken „Credo“. Über die Stadtgrenzen Feldkirchs hinaus bewegt sich diesmal der Salon Paula mit Mystikern und Musikern.

Bei der Programmpräsentation blickten die drei Herren Edgar Eller, Geschäftsführer des Monforthauses, sowie die künstlerischen Leiter Folkert Uhde und Hans-Joachim Gögl mit Freude auf die Erfolge der ersten beiden Festivalwochenenden im Frühjahr und im Sommer zurück. Den größten Erfolg feierten die Initiatoren mit den Konzerten, die früh morgens im Restaurant des Montforthauses stattgefunden haben. Eine sehr erfolgreiche Zusammenarbeit gab es mit dem Landeskonservatorium und dem dort erstmals ausgetragenen Konzertdramaturgiewettbewerb „HUGO“, der auf viel Zustimmung stieß und im kommenden Jahr in erweiterter Form wieder ausgerufen wird.

Das Verbindende in den Vordergrund rücken


Im dritten Abschnitt des Festivals werden „atmosphärische Räume“ gestaltet. Das zentrale Format ist ein Spaziergang mit vier Stationen vom Ganahl-Steg ausgehend über die Kapelle des Landeskonservatoriums hin zum Montforthaus. Das Montforthaus Feldkirch wird zu einem Ausstellungshaus mit einem Innenraum zur Kontemplation, den die Besucherinnen und Besucher über einen skulpural gestalteten Eingang erreichen. Das Zentrum bildet im Raum der Stille die Lichtinstallation „Silent Swing“ des österreichisch-amerikanischen Künstlers Erwin Redl. Über zwei Wochen hinweg installieren die Designerin Rose Epple und der Architekt Alex Valder den Ganahl-Steg zu einer „Kapelle für 30 Sekunden“.

Konzerte zum Stundengebet


Wichtig ist Folkert Uhde und Hans-Joachim Gögl unter dem Leitgedanken „Glauben – zwischen Zweifel und Offenbarung“ das Verbindende und nicht das Trennende einzelner Konfessionen zu betrachten. Die Mystik sehen sie als direkte Schnittstelle und verbindendes Element aller Religionen.

Speziell am ersten Adventsonntag werden im Rahmen von sechs Konzerten und zehn Begegnungen die Besucherinnen und Besucher zum „selbstbestimmten Zuhören“ eingeladen, wie Folkert Uhde erklärte. Den Tag eröffnet die Sängerin Aglaia Maria Mika mit mittelalterlichen Gesängen der Hildegard von Bingen. Gemäß des Stundengebetes werden Midori Seiler an der Violine und Christian Rieger am Cembalo über den Tag hinweg in der Kapelle des Landeskonservatoriums die berühmten „Rosenkranzsonaten“ des Salzburger Komponisten Heinrich Ignaz Franz Biber interpretieren. Selbstverständlich können die Zuhörenden die Konzerte in der Kapelle live miterleben. Gleichzeitig haben sie aber auch die Möglichkeit, via Liveschaltung die Werkdeutungen im „Raum der Stille“ im Montforthaus zu hören.

Mystiker kennenlernen


Zwischen den sechs Konzerten werden vielfältige Begegnungen mit Persönlichkeiten des Landes geboten. Unter anderem erzählen der neue Caritas Direktor, Walter Schmolly, der Abt der Mehrerau, Anselm van der Linde, die Äbtissin des Klosters Gwiggen, Maria Hildegard Brem und Helmut Gassner, Leiter der Mönchsgemeinschaft am Letzehof über ihnen nahestehende Mystikerinnen und Mystiker.

Eingeleitet wird das dritte Festivalwochenende mit einer kurzen Geschichte des Zweifelns und einer kleinen Nachtmusik. Dabei referiert der Philosoph Andreas Urs Sommer und der Alphornist Balthasar Streiff bespielt das Montforthaus. Vielen dürfte der kreative Musiker als Mitglied des Schweizer Duos „Stimmhorn“ bekannt sein.

Begegnungen im Wohnzimmer


Der Salon Paula bietet professionelle Gläubige und Zweifler zum Ausleihen. Eingeladen, um als Gastgeber mitzuwirken, sind Interessierte nicht nur aus der Stadt Feldkirch, sondern aus der ganzen Region. In den Dialog treten der Rabbiner Tovia Ben-Chorin, die Äbtissin der Zisterzienserinnenabtei Mariastern-Gwiggen, Maria Hildegard Brem, Kolumban Reichlin, der Probst von St. Gerold sowie der islamische Religionspädagoge Zekirija Sejdini und die Dozenten des Vorarlberger Landeskonservatoriums Benjamin Lack, Clemens Morgenthaler, Herbert Walser-Breuß und Martin Skamletz.

 

12. – 29. November 2015 Montforter Zwischentöne. Glauben – Zwischen Zweifel und Offenbarung.
www.montforter-zwischentoene.at