"Rickerl – Musik is höchstens a Hobby" derzeit in den Vorarlberger Kinos (Foto: 2010 Entertainment / Giganten Film)
Silvia Thurner · 05. Mai 2019 · Musik

Lebensfreude und Geselligkeit mit Volksmusik und Mozart – das Concerto Stella Matutina versetzte das Publikum in ausgelassene Feierlaune

Welche unmittelbare Kraft die Volksmusik und typische Instrumente früherer Zeiten wie Fidel, Drehleier, Dudelsack, hölzernes Glachter, Trumscheit, Citer und Alphorn freisetzen können, erfuhren die hellauf begeisterten Konzertbesucherinnen und -besucher im Rahmen des zweiten Abonnementkonzertes des Concerto Stella Matutina. Mit bewundernswerter Beharrlichkeit organisierten Thomas Platzgummer und Bernhard Lampert die außergewöhnlichen und seltenen Instrumente und machten sie für dieses seltene Ereignis spielbereit. So bescherte das Concerto Stella Matutina gemeinsam mit den hervorragenden (Volks)Musikanten dem Publikum in der ausverkauften Kulturbühne AmBach ein mitreißendes Hörvergnügen mit Seltenheitswert.

Im Mittelpunkt des Abends stand das Werk „Parthia mit Bauerninstrumenten“ des tschechischen Komponisten Georg Druschetzky. Damit schuf der hauptsächlich in der „Harmoniemusik“ tätige Musiker und Kapellmeister ein originelles Werk und brachte gleichzeitig zur damaligen Zeit fast unvereinbare gesellschaftliche Welten - das Bürgertum, die Bauern und Soldaten - in Einklang miteinander.
Zusammen mit dem CSM musizierten der Konzertmeister David Drabek (Fidel), Stefan Straubinger (Drehleier), Sepp Pichler (Dudelsack,) Wolfgang Praxmarer (Citer), Thomas Platzgummer (Trumscheit), Johannes Servi (Hölzernes Glachter), Bernhard Lampert und Herbert Walser-Breuß (Alphorn) sowie Barbara Fischer (Hackbrett) die sogenannten Bauerninstrumente. Vom ersten Ton an brachten sie und das Orchester durch die Energie geladene und mit viel Humor gespickte Spielweise den Groove in den Saal. Der Gesamtklang war höchst farbenreich und so sprang der Funke sofort auf das Auditorium über, das ausgelassen und stürmisch reagierte.
Die rustikale Lebensfreude setzte sich mit den Volksmusikstücken des 18. Jahrhunderts fort, die Stefan Straubinger an der Drehleier, Sepp Pichler mit dem Dudelsack und Wolfgang Praxmarer auf der Citer spielten. Für heutige Ohren wirkte der Sound der Instrumente kurios und amüsierte nicht zuletzt auch aus diesem Grund. Hinter den geschmacksvollen Ländlern, Schleifern, Polkas, Jodlern und Tänzen steckte aber weit mehr. Die leidenschaftlichen Melodien, stets zwischen Fröhlichkeit und Melancholie changierend, die allmählich sich steigernden rhythmischen Impulse sowie die kreativ unbekümmerte Spielart der Musikanten ergaben einen geerdeten Charakter, der die Zuhörenden ansprach.
In gewohnt komödiantischer Art stellte Thomas Platzgummer in Gesprächen mit den Musikern die Instrumente vor und ermöglichte damit dem Publikum interessante Einblicke in die traditionellen Volksmusik.

Gute Werkkombination

Passend gerahmt wurde der volksmusikalische Teil mit zwei Kompositionen von Wolfgang Amadeus Mozart. Die Serenade in D-Dur (KV 239) mit den hervorragenden Solisten David Drabek und Ursula Wykypiel (Violine), Lucas Schurig-Breuß (Viola) und Barbara Fischer (Kontrabass) bereitete vor allem im Rondeau ein mitreißendes Vergnügen. Gewöhnungsbedürftig artikulierten und phrasierten die Musikerinnen und Musiker hingegen die Hauptthemen im Marcia sowie im Menuetto.
Eine zugleich sinnliche, variantenreiche und spannende Werkdeutung stellte das CSM mit Mozarts Sinfonie in C-Dur (KV 425), der sogenannten „Linzer Sinfonie“, in den Raum. Die beredte Spielweise und die akzentuierende Rhythmik verliehen Schwung. Besonders reizvoll wirkte das Pendeln zwischen Spannung und Ruhe sowie aufgewühlten harmonischen Trübungen und harmoniereichem Wohlklang. Eine schöne Landidylle breitete sich im Andante aus, bevor im abschließenden Presto die Funken flogen. Mit Auszügen aus Leopold Mozarts „Bauernhochzeit“ dankten das CSM und die Volksmusikanten für den jubelnden Applaus.