"Rickerl – Musik is höchstens a Hobby" derzeit in den Vorarlberger Kinos (Foto: 2010 Entertainment / Giganten Film)
Silvia Thurner · 12. Okt 2010 · Musik

Klangschwelgerische Leidenschaft - das erste Konzert der Bregenzer Meisterkonzerte in dieser Saison fand viel Zustimmung

Im Rahmen des Abonnementkonzertes der Bregenzer Meisterkonzerte gastierte das Gstaad Festival Orchestra (GFO) im Festspielhaus. Am Pult stand Maxim Vengerov, der zur Freude des Publikums auch selbst zur Geige griff. Interpretiert wurden klangfarbenreiche Werke für großes Orchester der russischen Komponisten Rimski-Korsakow und Modest Mussorgsky. Das Orchester musizierte mit eher gemäßigten Tempi. Diese brachten zwar die Klangfarben zum Leuchten, abschnittweise entwickelte sich der musikalische Fluss jedoch langatmig. Im Mittelteil erklang die klangschwelgerische sinfonische Meditation „Heaven and Earth“ von Daniel Schnyder.

Die Ouvertüre „Große Russische Ostern", op. 36 von Nikolai Rimski-Korsakow leitete Maxim Vengerov und das GFO ruhig und zurückhaltend ein. Auf dieser Grundlage entwickelten sich Wechselgesänge und Stimmungsbilder. Die musikalisch bildhaften Abschnitte mit liturgischen und folkloristischen Themen wurden von energetisch aufgeladenen Klangballungen gegliedert. Von diesen Höhepunkten wieder in ruhigere Passagen zu leiten, fiel dem Orchester etwas schwer, jedoch wirkte die Deutung als Ganzes stimmig. Die SolistInnen des Orchesters glänzten unter anderem mit einem bewundernswert geführten Pianissimo.

Neues in romantischem Gewand

Wie ein atmender Organismus spielte das Orchester Daniel Schnyders sinfonische Meditation „Heaven and Earth“, die Himmelsleiter. In einem spätromantischen Duktus entfaltete sich die Musik, das reiche Instrumentarium bot dem Komponisten alle Möglichkeiten von Klangfarbenspielen. Besondere Aufmerksamkeit erregten die mit dem gesamten Orchester geführten Glissandoschübe. Als Kollektiv wurden die aufsteigenden Linien dargestellt und einige Male wiederholt. Hier zeigte sich der meditative Charakter des Werkes, allerdings wirkte der Schluss allzu sehr auf den Effekt ausgerichtet.

Leidenschaftliche Hingabe

Dass Maxim Vengerov anstatt des im Programm angeführten Werkes selbst zur Geige griff und Beethovens Violinromanze in F-Dur spielte, freute das Publikum. Gleichzeitig verstärkte der sympathische Dirigent und meisterhafte Geiger den Kontakt zum Publikum. Vengerov spielte Beethoven mit einem wunderbar abgerundeten Ton und Schmelz, dabei überraschte er mit Artikulationen, die aufhorchen ließen.

Betrachtung und Innensicht

Zum Abschluss wurden Mussorgskys „Bildern einer Ausstellung“ interpretiert. Auch hier musizierten das GFO und Maxim Vengerov mit gemäßigten Tempi. Die einzelnen Charaktere der Sätze gestalteten sie gut aus, kauzig, honorig, beschwingt und gewichtig sowie mit Humor. Der Perspektivenwechsel wie ihn Mussorgsky komponiert hat wurde transparent heraus gekehrt. Daraus entwickelte sich eine Spannung, aus der das Orchester eine Schlusswirkung mit monumental sich aufbäumenden Klangtürmen ausformte.