Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Silvia Thurner · 08. Jän 2022 · Musik

„Klang und Raum“ machte die Verwandtschaft zwischen Licht, Farbe und Klang vielstimmig wahrnehmbar

Im vergangenen Jahr gründeten die Flötistin Angelika Gallez, der Pianist Martin Gallez, die Cellistin Bianca Riesner und die Fagottistin Heidrun Wirth-Metzler im Bregenzerwald die Konzertreihe „Klang und Raum“. Dabei stehen die Interpretation Alter Musik auf historischen Instrumenten sowie Einblicke in spezifische Bregenzerwälder Handwerksbetriebe im Mittelpunkt. Gastgeber war dieses Mal der Lichtdesigner und Architekt Georg Bechter, der die vielen Konzertbesucher:innen mit seinem „weiter gebauten Bauernhaus“ in Staunen versetzte. In diesem stimmigen Ambiente, umgeben von stilvoll eingesetzten Naturmaterialien, lebte die feinsinnig dargebotene Musik der Barockzeit und der Klassik auf.

Die Werkauswahl stellten die Musiker:innen unter den Leitgedanken „strahlen“, passend zum Aufführungsort, in den sie geladen hatten. Zu Beginn gab eine Kerze Licht und Georg Bechter informierte, dass der Begriff „Candula“ seit alters her die Maßeinheit für die Lichtstärke sei. In unterschiedliche Lichtstärken tauchten die ausführenden Musiker:innen auch ihre Werkdeutungen und machten damit den Zusammenhang zwischen Tongebung, Instrumentalklang, harmonischen Farben sowie Licht- und Schattenverhältnissen melodischer Linienführungen tiefsinnig erlebbar.
Einleitend musizierte Bianca Riesner die filigrane Sarabande aus Bachs Cellosuite in G-Dur (BWV 1007). Angelika Gallez setzte dazu mit Sylvius Weiss‘ Courante in G-Dur für Flöte solo einen fröhlichen Kontrapunkt. Sodann brachte das Adagio aus der Sonate op. 24/2 von Francois Devienne, in dem der Klang des Fagotts mit dem Violoncello gut harmonierte, einen feinen französischen Touch ein.

Ideale Bedingungen für unterhaltsame Musik

Ausschließlich mit Naturmaterialien renovierte Georg Bechter das ehemalige Stallgebäude und die Scheune, verputzte die Innenwände mit Lehm, isolierte die Wände und die Decke mit Schafwolle und Stroh und fertigte einen Boden aus geschütteter und verdichteter Erde. Der Raum in Georg Bechters Haus bot eine ausgezeichnete Akustik für die historischen Instrumente, deren obertonreiche Klänge sich sehr transparent entfalteten. Den Mittelpunkt des Kammerkonzertes bildeten Kompositionen aus der Zeit Mozarts.
Dass harmonische Farben viel mit Licht zu tun haben, machten Angelika Gallez, Bianca Riesner und Martin Gallez auch in Franz Anton Hoffmeisters Trio op. 4/6 deutlich. Daraus erklang der erste Satz. Impulsive Tonrepetitionen verliehen dem Ausgangsthema Gewicht, das sich in weiterer Folge mit virtuos geführten Akkordzerlegungen und schönen Kontrastwirkungen zwischen Forte und Piano quirlig verflüchtigte. Große Gegensätze lotete Martin Gallez in der Fantasie in d-Moll (KV 397) von W.A. Mozart aus. Auf eine präludierende Einleitungsphrase folgte das intim vorgetragene und mit Pausen durchsetzte liedartige Thema. Mit einem ausgelassenen Frage- und Antwortspiel endete das Werk. Für die individuelle Werkdeutung bot das Walter-Hammerklavier beste Voraussetzungen.
Das Quartett in C-Dur (TWV 43:c2) von Georg Philipp Telemann erklang in der Besetzung für Flöte, Viola da Gamba, Fagott und Pianoforte. Der lebhafte Duktus, die kantigen Akzentuierungen und die weit gespannten Phrasierungsbögen zeichneten die schnellen Sätze aus. Besonders im Finale führte Heidrun Wirth-Metzler die Fagottstimme eindrucksvoll in den Klangvordergrund. Aufhorchen ließ auch das Largo, wo die Bassgänge transparent und mit viel gegenseitigem Einverständnis ausgestaltet erklangen. Allerdings zeigte sich, dass dem feinen Klang des Hammerklavieres, im Vergleich mit einem im Original besetzten Cembalo, die perkussive (Durchsetzungs)kraft fehlte.
Mit stilvoller Unterhaltungsmusik rundeten die Musiker:innen das bemerkenswerte Konzert ab. Mitteilsam kommunizierten Angelika Gallez und Bianca Riesner im Presto und Minuetto des Duetts in G-Dur von Georg C. Wagenseil. Aufhorchen ließen sodann das Adagio und Allegro aus der dritten Sonate von Thaddäus W. von Dürnitz. Besonders in diesem Werk entfalteten sich die Innenleben des Fagotts und des Hammerklaviers. Theatralisch große Gesten und die in lichte Höhen geführte Fagottstimme sowie das humorvolle Wetteifern begeisterten.
Mit einer abwechslungsreichen Bearbeitung des Schubertliedes „Du bist die Ruh‘“ verabschiedeten sich die Musiker:innen. Das Publikum dankte mit herzlichem Applaus für dieses außergewöhnliche Konzert in den inspirierend schönen Räumlichkeiten.

weiter Aufführungen im Rahmen der Konzertreihe:
3.4.22, 11.00 Uhr, "besinnen", Wendelinskapelle im Gfäll, Hittisau
12.6.22, 11.00 Uhr, "feiern", Alpengasthof Höfle, Lecknertal

www.klangundraum.at