Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Silvia Thurner · 02. Jän 2022 · Musik

„The show must go on" – aber bitte mit viel Musik, die verbindet. Beste Unterhaltung mit dem tonart Sinfonieorchester und Philipp Lingg

Nach zwei Jahren ohne Auftritte luden das Sinfonieorchester der Musikschule tonart unter der Leitung von Markus Pferscher sowie der Lionsclub Hohenems zum traditionellen Silvester- und Neujahrskonzert in die Kulturbühne AmBach und machten damit viele Konzertbesucher:innen glücklich. Traditionelle Kompositionen von Beethoven, Bizet, Gounod und Strauß, wie die Carmen-Suite oder den Donauwalzer, präsentierte das Jugendorchester energiegeladen. Den Clou des Konzertes bildete das „Symphonic-Special“ von und mit Philipp Lingg, in dem der Singer-|Songwriter und das Orchester zusammenwirkten und auch eine ziemlich schräge Version von „Vo Mello“ vorstellten.

Der künstlerische Leiter der tonart Musikschule und des gleichnamigen Sinfonieorchesters, Markus Pferscher, ist stets offenen Ohres auf der Suche nach außergewöhnlichen Kooperationen. Das können auch Musiker:innen sein, die sich in ganz unterschiedlichen musikalischen Genres bewegen, wie beispielsweise vor zwei Jahren der Jazzpianist und Komponist David Helbock. Nun wurde die Zusammenarbeit mit dem Singer-Songwriter Philipp Lingg im dritten Anlauf endlich Wirklichkeit. Es war spannend zu beobachten, in welcher Form Philipp Lingg seine musikalischen Ideen in ein orchestrales Klangkostüm brachte. Behilflich beim Instrumentieren waren ihm Stefan Höfel und Herwig Hammerl, die hervorragende Arrangements geschrieben haben.

Wäldar-Dialekt und Reggae

„Hold Me Down“ lautete der erste Teil des „Symphonic Specials". Der funkige Song erklang in einen symphonischen Big Band Sound verpackt, dem die Rhythmussektion und die Blechbläser einen starken Drive verliehen. „Wible, Wible“ bildete einen ruhigen Mittelteil, in dem die Streicher „ihren“ Auftritt hatten. Ein lyrisches Trompetensolo war der Ausgangspunkt für weite Phrasierungsbögen, die das symphonische Liebeslied gefühlvoll in Szene setzten. Zum Schluss- und Höhepunkt stellten Philipp Lingg, das tonart Sinfonieorchester und Markus Pferscher den Hit „Vo Mello bis ge Schoppornou“ in den Raum. Einleitend ließ der dick aufgetragene symphonische Sound die allseits bekannte Titelmelodie in „cinemaskopischer Breite“ aufleben. Dann entwickelten Philipp Lingg und die Orchestermusiker:innen den Song wunderbar humorvoll und leichtfüßig weiter. Die eingestreuten Vokalteile der Jugendlichen und die besonders betonte Textpassage „d'Füaß himmor weh tau“ brachte den Charakter des Reggae gut zur Geltung. Auch Markus Pferscher füllte, neben seinem Job als Orchesterleiter, die Rolle in der Textpassage „Ja lassa macho ar wiat scho weasso was ar tuot“, hervorragend aus. Einziger Wermutstropfen der Darbietung war die schlechte tontechnische Abmischung von Philipp Linggs Gesangs- und Gitarrenstimme mit dem Orchester.
Trotz widriger Probenbedingungen präsentierten das tonart Sinfonieorchester mit Markus Pferscher am Pult ansprechende Werkdeutungen. Isabella Pincsek führte als Moderatorin durch das Programm. In Bizets „Carmen-Suite“ agierten die Orchestermusiker:innen sehr präsent und spielten mit straffen Phrasierungen. Besonders die tiefen Register boten ein gutes Fundament für prägnante Soli. Exakt positionierte Temposchwankungen belebten den Klangfluss. Diese Spielart war auch eine gute Voraussetzung für den dramatisch dargebotenen Danse de Phryné aus dem Ballett „Faust“ von Charles Gounod. Entspannung bot das Andante aus der zweiten Symphonie von Georges Bizet, in dem die weit gespannten Kantilenen ausgekostet wurden. Den Rahmen für das vergnügliche Konzert bildeten Beethovens festlicher Triumphmarsch aus „Tarpeja“ und der beschwingt musizierte Strauß-Walzer „An der schönen blauen Donau“.
Mit herzlichem Applaus dankten die Zuhörenden für den erfreulichen Einstand in das Jahr 2022.

www.philipplingg.at
www.tonartmusikschule.at