Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Silvia Thurner · 10. Aug 2009 · Musik

Judiths abenteuerliche Reise mit dem wunderlichen Znirp - Kinder- und Musiktheater vom Feinsten bei den Bregenzer Festspielen

Nachdem die Erwachsenen gut bedient werden, realisierten die Bregenzer Festspiele im Rahmen des Jugendprogrammes das Tanzstück „bachianas brasileiras“ mit Musik von Heitor Villa-Lobos. Damit begeisterten sie nicht nur die jungen BesucherInnen, sondern auch die Erwachsenen. Auf mehreren Ebenen wurden die Träume von Judith erzählt, die mit ihrem Znirp auf eine Reise nach Brasilien geht und dort allerhand Lustiges und Skurriles erlebt.

Judith (Anna Hein) ist krank zu Hause und langweilt sich beim Fernsehen. In einem Tagtraum erweckt sie via Puppenkiste Znirp (Luke Baio) zum Leben, und so erleben die beiden eine abenteuerliche Reise. Besonders ausdrucksstark war diese Tanztheaterperformance deshalb, weil auf mehreren Aktionsebenen agiert wurde. Judiths Zimmer war im Puppenhaus abgebildet, die realistische Ebene befand sich auf der Bühne und über Videoprojektion wurde auch eine große Leinwand in das Gesamtgeschehen integriert. Während Judith mit ihren Puppen im Puppenhaus agierte, fanden zeitgleich und identisch die Aktionen des Tänzers statt. Dies ergab selten erlebte und außergewöhnliche Handlungsebenen, die die BesucherInnen in eine Fantasiewelt eintauchen ließen.

Erlebnisreiche Musik und ausdrucksstarker Tanz

Die Musik „bachianas brasileiras“, Nr. 1 und Nr. 5 sowie „The Jet Whistle“, ein Duo für Flöte und Cello, bildeten eine ideale Grundlage für dieses Tanztheater. Die an Bach orientierte, mit lateinamerikanischer Volksmusik vermengte Musik sowie die homogene Klangfarbe der Cellisten fügten sich ideal in das Gesamtgeschehen. Mit Liebe zum Detail interpretierten die „Acht Cellisten der Wiener Symphoniker“ (Christoph Stradner, Walther Schulz, Michael Günther, Alexander Ströcker, Romed Wieser, György Bognar, Michael Vogt und Peter Siakala) und der Flötist Karl-Heinz Schütz die Musik, obwohl sie wegen der dichten Bilderfolge auf der Tanztheaterbühne eher als Klangkulisse erlebt wurden. Die Musikfolge bot einesteils reflektierende Momente, andernteils beinhaltete sie zahlreiche tänzerische Rhythmen, die die beiden Protagonisten mit einer bewundernswerten Körpersprache zum Ausdruck brachten. Am dichtesten war die Handlung in jener Passage, in der Luke Baio als Pinguin agierte und Anna Hein ihn bei seiner Reise zu den Eisschollen begleitete. Das Stück beinhaltete viele Details, Anspielungen und Reflektionsebenen. Sie wurden farbenreich und äußerst liebevoll verflochten und humorvoll ausgestaltet. Die Konzeption und Choreografie lag in den Händen von Nikolaus Adler, das Libretto stammt von Genia Enzelberger. Die Produktion selbst wurde als Kooperation der Bregenzer Festspiele, der Jeunesse und den Grazer Spielstätten realisiert.