Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Silvia Thurner · 24. Aug 2009 · Musik

Klangzauberin mit Geige, Schicksal einer Füchsin und ins Wanken geratende Glückseligkeit waren mit dem Symphonieorchester Vorarlberg zu erleben

Zum Abschluss der diesjährigen Bregenzer Festspiele konzertierte das Symphonieorchester Vorarlberg und überzeugte nicht nur mit einer durchdachten Werkauswahl, sondern auch durch die vielgestaltigen Interpretationen. Am Pult stand der ausdrucksstark agierende Chefdirigent Gérard Korsten. Die charismatische Patricia Kopatchinskaja wurde als Solistin des zweiten Violinkonzertes von Karol Szymanowski bejubelt. Viel Zustimmung erhielt auch die Mezzosopranistin Katarina Karnéus, die „Des Hafis Liebeslieder“ sang.

Wenn Patricia Kopatchinskaja einen Auftritt hat, jubelt das Publikum. Sie ist eine Solistin der jungen Generation, die nicht nur über ein herausragendes künstlerisches Gespür verfügt und viel spieltechnisches Wissen anhand der zeitgenössischen Musik erfahren hat, sondern auch eine überschäumende Energie versprüht. Damit springt der Funke sogleich auf die Zuhörenden über. Patricia Kopatchinskaja ist „geerdet“ und deshalb wirken ihre Werkdeutungen stets so authentisch. Bei der Festspielmatinee trat sie barfuß mit einem langen Kleid auf die Bühne, spielte auf ihre unvergleichliche Art Karol Szymanowskis „Konzert für Violine und Orchester“, Nr. 2, Op. 61. Zuerst agierte die Solovioline fast zu sehr im Hintergrund, denn das Orchester mit dem Schlagwerk und Klavier musizierte ziemlich dominant. Doch in weiterer Folge löste sich die Solistin von ihrer „untergeordneten“ Rolle und interpretierte mit expressivem Gestus die romantischen Tonlinien und wurde zur Auslöserin eruptiver Passagen. So entwickelte Patricia Kopatchinskaja mit großem Aufforderungscharakter den musikalischen Fluss. Überraschende Wendungen, beispielsweise wenn der Orchesterapparat mit einem großen Bogen auf eine zu erwartende Tuttipassage hinzielt und überraschend eine Schlagzeugpassage im Piano geboten wird, belebten das Werk.

Mit arabischem Kolorit

Als zweites Werk von Karol Szymanowski interpretierten die Mezzosopranistin Katarina Karnéus und das SOV „Des Hafis Liebeslieder“. Doch diese Komposition wirkte im Anschluss an das Violinkonzert weniger überzeugend. Das teilweise anklingende arabische Kolorit wirkte zu Beginn reizvoll, erschöpfte sich jedoch bald in einer eher oberflächlichen kompositorischen Anlage, die trotz hochromantisch aufgeladener Klangsprache eigentümlich unnahbar wirkte. Die Mezzosopranistin gestaltete den expressiven Text mit einem variantenreichen Timbre und einem erzählerischen Duktus. Die animistische Welt in der Musik Leos Janaceks Suite aus „Das schlaue Füchslein“ erinnerte wohl einige KonzertbesucherInnen an die gelungene Opernproduktion im Festspielhaus, noch unter der Intendanz von Alfred Wopmann. Die Musik wirkte zugeschnitten auf die besonderen Fähigkeiten des SOV, denn zahlreiche Passagen boten viele solistische Felder, die bewundernswert ausgeformt wurden. Dabei gelang die Balance zwischen kleinräumigen Figurationen und dem Fokus auf das Ganze gut.

Vom Untergang der Illusion

Ebenso bemerkenswert legte Gérard Korsten „La Valse: poème choréographique“ von Maurice Ravel an. Allmählich wurde die Fokussierung auf den zuerst verschleiert angespielten Walzer deutlich und die Steigerung mit vielerlei klangfarblichen Schattierungen zelebriert. Unterschwellig brodelte das Schlagwerk. So wurde eindringlich klar gemacht, dass es sich bei diesem Werk nicht nur um eine Hommage an den Wiener Walzer handelt, sondern um ein durchaus gesellschaftskritisches Werk, das kurz vor und während des Ersten Weltkriegs entstanden ist. Die Seligkeit im Dreivierteltakt geriet zunehmend aus den Fugen und wandelte sich in einen abstrusen Taumel. Das Symphonieorchester unter Gérard Korsten bot vor allem im Hinblick darauf eine eindringliche Deutung.