Derzeit in den Vorarlberger Kinos: The Zone of Interest (Foto: Filmcoopi Zürich)
Walter Gasperi · 30. Aug 2009 · Film

Aktuell in den Filmclubs (31.8. - 6.9. 2009)

Just Another Love Story: Ein Mann liegt tot auf einer nächtlichen Straße und erzählt rückblickend, wie es dazu kommen konnte. - Schon mit diesem Beginn wandelt der Däne Ole Bornedal unübersehbar auf den Spuren des Film noir. Wie so oft in diesem Genre wirft eine Frau – und hier ist es nicht einmal eine Femme fatale – den Protagonisten aus der Bahn: Nicht wirklich unglücklich, aber in einer kleinen Midlife-Crisis steckend lebt der Polizeifotograf Jonas mit Frau und zwei Kindern in einer Neubausiedlung am Rande Kopenhagens. Als er nach einem schweren Unfall, an dem er mitschuldig war, im Krankenhaus die im Koma liegende Julia besucht, deren Anblick ihn schon am Unfallort faszinierte, lässt er sich von Julias Familie in die Rolle des ihnen unbekannten Freundes Sebastian drängen. Das freilich ist erst der Ausgangspunkt eines schwindelerregend brillant aufgebauten Thrillers, der es versteht, mit stets neuen Wendungen zu überraschen und die Spannung bis zum Finale konsequent zu steigern.
Takino Schaan:
bis Di, 1.9. – jeweils 20.30 Uhr


Los herederos:
Die Assoziationen an eine unbeschwerte und behütete Kindheit, die ein Schlaflied am Beginn bei noch schwarzer Leinwand weckt, zerstört Eugenio Polgovsky in den folgenden 90 Minuten konsequent. Ohne jeden Kommentar und fast wortlos schildert er die harte Kinderarbeit in verschiedenen Regionen Mexikos. Der Bogen spannt sich vom Holzsammeln in steilen Bergwäldern über Viehhüten und Arbeiten in einer Ziegelei bis zu Feldarbeiten, Schnitzen, Weben und Kochen.
Der Regisseur nimmt sich weitgehend ganz zurück und vertraut auf die unbestechlich und genau beobachtende Kamera. Immer wieder folgt diese hautnah den Kindern bei ihren Gängen und vermittelt so eindringlich die Anstrengung und Schwere der Arbeiten. Die Wiederholung ähnlicher Szenen und der Verzicht auf jede Entwicklung und Vertiefung des Themas mag den Zuschauer auf Dauer ermüden, andererseits entspricht dieses Repetitive auch der alltäglichen Kinderarbeit. Kein Entkommen scheint es daraus zu geben, und in Zwischenschnitten von Mädchengesichtern auf das zerfurchte Gesicht einer alten Frau lässt Polgovsky gewissermaßen in die Vergangenheit der Frau und in die Zukunft des Mädchens blicken. So weitet sich „Los herederos“ über die Zustandsschilderung hinaus zur Frage, was Kindheit ausmacht, was sie ermöglicht oder verhindert.
Takino Schaan: Do, 3.9., 20.30 Uhr; Sa, 5.9. – Mo, 7.9. – jeweils 18.30 Uhr


The Fall: Der Titel meint den Sturz eines Stuntman bei den Dreharbeiten zu einem Stummfilm im Los Angeles der 1910er Jahre. Bewegungsunfähig im Krankenhaus liegend lernt er die kleine Alexandria kennen, der er Märchen von fünf Helden erzählt, die einen bösen Gouverneur bekämpfen – und er bricht immer im spannendsten Moment ab und verlangt von Alexandria, dass sie ihm als Gegenleistung für die Fortsetzung der Geschichte Morphium aus der Apotheke des Krankenhauses beschafft.
Klug ist die Idee vom Wechselspiel zwischen dem engen Krankenhaus und den Weiten des Abenteuers, zwischen Statik und Bewegung. Prachtvoll sind die Bilder von einer rotbraunen Wüstenlandschaft, einem smaragdgrünen Meer mit einer weißen Sandinsel oder einer märchenhaften Burg. So berauschend „The Fall“ visuell auch ist und so begeisternd er von der Macht der Phantasie und damit auch von der Macht des Kinos erzählt, so sehr bleibt er doch in einer Postkartenästhetik kleben und bietet letztlich kaum mehr als einen durchkalkulierten, aber gefühllosen und auf die Dauer ermüdenden Bilderbogen.
TaSKino Feldkirch im Kino Namenlos: Fr, 4.9. – Di, 8.9.