Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Silvia Thurner · 04. Sep 2012 · Musik

Jubelstürme für den charismatischen Tenor Mauro Peter – bei der Schubertiade Schwarzenberg gerieten alle aus dem Häuschen

Die deutsche Sopranistin Anja Harteros musste krankheitsbedingt ihr Schubertiade-Debüt verschieben. Kurzfristig konnte der Tenor Mauro Peter engagiert werden. Er interpretierte mit Helmut Deutsch am Klavier Schuberts „Schöne Müllerin“. Alle jene, die den erst 25-jährigen Tenor im Mai in Hohenems erlebt hatten, wussten dass ihnen ein besonderes Konzertereignis bevorstehen würde. Unglaublich präsent und mit intensiver Gestaltungskraft verkörperte Mauro Peter den liebesleidenden Müllersburschen aus Schuberts Liederzyklus. Gebannt hörten die KonzertbesucherInnen zu und ließen am Ende ihrer überschäumenden Begeisterung mit standing ovations freien Lauf.

Der Liederzyklus „Die Schöne Müllerin“ ist ein viel strapaziertes Werk, das von jedem Sänger, der etwas auf sich hält, gesungen wird. Bei der Schubertiade Schwarzenberg bildet der Liederzyklus einen wesentlichen Kern des Festivals. Ein hohes Niveau der SängerInnen ist bei diesem Festival ohnehin eine Selbstverständlichkeit und zahlreiche SchubertliebhaberInnen finden immer wieder Lust und Freude an Interpretationsvergleichen. Oft sind es Details, die der „Schönen Müllerin“ unterschiedliche Gewichtungen geben.

Den ganzen Entwicklungsprozess dargestellt

Die Geschichte des verliebten Müllers, der enttäuscht, verletzt und deprimiert sich immer mehr der Wirklichkeit verschließt und schließlich „der Welt abhanden kommt“, ist bekannt und Sinnbild des romantischen Erlebens schlechthin. In vielen Interpretationsansätzen wird das düstere Ende schon am Beginn vorweggenommen und der unglücklich Verliebte und sein Scheitern bilden den Ausgangspunkt des in den Liedern dargestellten Weges.

Bei Mauro Peter war dies ganz anders. Er verkörperte mit seinem Aussehen und seinem Auftreten, mit seiner lockeren und natürlichen Ausstrahlung den Protagonisten perfekt. Er stellte den jungen, verliebten Erwachsenen mit vitaler Kraft und selbstsicher dar und man glaubte ihm jedes Wort. Auf diese Weise entwickelte der Tenor eine selten so erlebte Werkdeutung, die ohne künstlichen Leidensdruck oder gar Affekt auskam.

Sänger und Schauspieler zugleich

Bewundernswert ist das schauspielerische Talent des Liedsängers, der seine Karriere bereits höchst erfolgreich gestartet hat. Mit seiner äußerst differenzierten Körpersprache und Mimik durchleuchtete Mauro Peter den Protagonisten. Jede einzelne Gefühlsregung war an seinem Gesicht und seiner Haltung abzulesen. Der Verwandlungsprozess vom hoffnungsfrohen und unbekümmerten Jugendlichen über den  glücklich Liebenden bis hin zum Desillusionierten, der sich nach dem erlösenden Tod sehnt, war bewundernswert klar nachvollziehbar.

Kreativer Klavierpartner

Darüber, in welcher Art Mauro Peter mit einer herausragend schönen und in sich abgerundeten Stimme sowie einer geistreichen Interpretation das Publikum faszinierte, könnte man viel schreiben. Neben den bereits erwähnten Qualitäten, ließ seine individuelle Werkdeutung einige neue musikalische Sichtweisen zu. Motivisch-thematische Klammern und Zitate sowie besonders betonte Intervallbeziehungen boten inhaltliche Klammern, die für mich neu und unerhört waren.

Souverän und auf einer gemeinsamen Wellenlänge musizierte Helmut Deutsch den Klavierpart. Er war Mauro Peter ein erfahrener Partner, der die mitreißende Werkdeutung maßgeblich unterstützte.

Weitere Engagements

Sympathisch war die Reaktion des Sängers auf den frenetischen Beifall, seine ehrliche Freude war ihm unmittelbar anzumerken. Das Debüt von Mauro Peter - noch dazu als „Einspringer“ - wird noch lange nachwirken. Nächstes Jahr singt der in Luzern geborene Sänger in drei Konzerten bei der Schubertiade in Hohenems und Schwarzenberg.