Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Silvia Thurner · 06. Sep 2012 · Musik

Sehnsucht, Lust und gute Laune – Christiane Karg kam erst mit Hugo Wolf in Hochform

Lieder der „Mignon“ von Franz Schubert und Hugo Wolf stellten Christiane Karg und ihr Klavierpartner Wolfram Rieger in den Mittelpunkt eines Liederabends bei der Schubertiade Schwarzenberg. Aus dem „Italienischen Liederbuch“ von Hugo Wolf interpretierte die deutsche Sopranistin Lieder, mit denen sie ihren Charme und ihre individuelle Gestaltungsart voll zur Geltung brachte.

Reizvoll und für die Interpretin eine Herausforderung war die Gegenüberstellung der Gesänge der Mignon aus Goethes „Wilhelm Meisters Lehrjahre“. Schubert hat die vier Lieder „Heiß mich nicht reden“, „So laßt mich scheinen“, „Kennst du das Land“ und „Nur wer die Sehnsucht kennt“ in den Jahren 1815/16 beziehungsweise 1821 komponiert. Gut sechzig Jahre später wandte sich Hugo Wolf diesen Texten zu und vertonte sie mit einem ganz anderen melodisch harmonischen Zugang.

Anregende Vergleiche

Christiane Karg deutete die Schubertieder zurückhaltend und mit einer ausgeklügelten Pianokultur, jedoch eher wenig textdeutlich. Besonders in den tieferen Lagen entfaltete sich das warme Timbre der Sopranistin, mit Kraft führte sie ihre Stimme in den hohen Lagen. Bei den schwärmerischen Passagen im Lied „Kennst du das Land“ verweilte die Sängerin und lotete die drängenden Abschnitte schön aus. Überzeugender wirkten die Werkdeutungen der Hugo Wolf Vertonungen. Die größer angelegten musikalischen Phrasierungsbögen und der dynamische Bewegungsfluss der Gesangslinie sowie die Wechsel zwischen den Stimmregistern bildeten eine hervorragende Grundlage für die Interpretation dieser Lieder.

Natürlich

Mit ungekünstelter Linienführung sang Christiane Karg weitere Schubertlieder. In „Das Mädchen“ kam der innere Zwiespalt der Protagonistin gut zum Ausdruck. Im Lied „Lieb Minna“ kristallisierte sich die in sich gekehrte romantische Ader heraus. Steigerungen und Verdichtungen sowie prägnant eingesetzte Vokalfärbungen zeichneten das berühmte „Gretchen am Spinnrad“ aus.

Hochform

Amüsant, keck und mit einem unterhaltsamen Gestus formte Christiane Karg eine Auswahl von Liedern aus Hugo Wolfs „Italienischem Liederbuch“. Darin fanden die sängerische Gestaltungsart sowie die humorvolle Persönlichkeit der Sopranistin einen idealen Ausdruck, den die KonzertbesucherInnen begeistert annahmen.

Inhaltsreicher Klavierpart

Wolfram Rieger am Klavier füllte seinen Klavierpart mit viel Empathie und Begeisterung aus. Zu einem wesentlichen Teil formte er die Schubertlieder im ersten Konzertteil, denn seine Spielart und die detailreich ausgeführten musikalischen Wendungen zogen die Aufmerksamkeit auf den Klavierpart. Er lotete Gegensätze aus, stellte aufbrausende Steigerungen dar und setzte gut nachvollziehbare Ruhepunkte. Die Vertonungen von Hugo Wolf krönte Wolfram Rieger mit einer subtilen instrumentalen Ausgestaltung der Liedinhalte und vielsagenden Zwischen- und Nachspielen.