„Kaffee und Zucker?“ Dokumentartheater im TAK in Liechtenstein © Pablo Hassmann
Silvia Thurner · 09. Okt 2019 · Musik

Jubel für die Geigenvirtuosin Elisso Gogibedaschwili und das Orchestra da camera di Mantova unter Michael Guttman beim ersten Konzert der Abonnementreihe „Dornbirn Klassik“

Es ist immer ein besonderes Ereignis, wenn die aus Lustenau stammende Violinistin Elisso Gogibedaschwili hierzulande konzertiert. Im Rahmen von „Dornbirn Klassik“ machte ihr dies der Kulturamtsleiter Roland Jörg bereits zum zweiten Mal möglich. Zusammen mit dem Orchestra da Camera di Mantova spielte die erst 19-jährige Musikerin das halsbrecherische erste Violinkonzert von Niccolò Paganini und erhielt für ihre Werkdeutung jubelnde Zustimmung. Außerdem begeisterte das Orchester unter dem temperamentvollen Dirigenten Michael Guttman mit Mozarts Ouvertüre zu „Figaros Hochzeit“ sowie der Jupiter-Sinfonie.

Elisso Gogibedaschwili studiert in Karlsruhe bei Josef Rissin und tritt bereits regelmäßig als Solistin mit namhaften Orchestern auf. Ihre Musikalität und Spieltechnik stellte sie bereits vor drei Jahren bei "Dornbirn Klassik" mit dem Violinkonzert von Johannes Brahms unter Beweis. Nun wandte sie sich Paganinis erstem Violinkonzert zu und lotete mit diesem Werk die Grenzen des Machbaren am Instrument aus. Niccolò Paganini schrieb zur Demonstration seiner eigenen Virtuosität mehrere Violinkonzerte und faszinierte damals sein Publikum über alle Maße.

Virtuoses Figurenwerk und poesievolle Melodien

Das erste Violinkonzert beinhaltet alles, was sich eine aufstrebende Virtuosin wünscht, artistische Doppelgriffe bis in allerhöchste Lagen sowie vielgestaltige Flageolettpassagen und eine irrwitzig anmutende Bogentechnik. Die Ansprüche jeder einzelnen Passage formte Elisso Gogibedaschwili mit großer musikalischer Aussagekraft. Am meisten imponierten aber genau jene Passagen, in denen die Musikerin mit einer vielgestaltigen Tongebung ihre überbordende Musikalität ausspielte und damit das virtuose Figurenwerk wunderbar ergänzte. Darüber hinaus faszinierte die Solistin mit der Kadenz von Émile Sauret und dem poesievollen „Melancholia“ von Eugène-Auguste Ysaÿe.

Dynamische Spielarten

Geistesgegenwärtig stellte sich das hervorragend disponierte Orchestra da Camera di Mantova in den Dienst der Solistin. Michael Guttman leitete die Orchestermusiker sehr konzentriert und mit viel Elan.
Das Temperament und die im positiven Sinn clowneske Ausstrahlung des Dirigenten belebten das gesamte Abonnementkonzert und verbreiteten gute Laune. Mit ausladender Gestik führte Michael Guttman das Orchester, das einleitend Mozarts Ouvertüre zur Oper „La Nozze di Figaro“ in den Raum stellte. Bereits diese Werkdeutung zeichnete sich durch transparente Linienführungen in den einzelnen Stimmgruppen aus. Die Musikerinnen und Musiker artikulierten das Hauptthema zwar etwas breit, sie reagierten aber hervorragend aufeinander und unterhielten mit ihrer geistreichen Spielart. Diese bot auch gute Voraussetzungen für die Jupiter-Sinfonie (KV551) von W.A. Mozart. Hier stellten Michael Guttman, die Musikerinnen und Musiker die Themen kontrastreich dar, betonten die Bewegungsenergien und modellierten die musikalischen Phrasen plastisch. Im Andante wirkten die Tempi etwas langsam, jedoch zielte das ganze Werk auf das Finale hin, das wirkungsmächtig in den Raum gestellt wurde. Die zugrundeliegende motivische Viertongruppe kristallisierte das Orchester gut phrasiert heraus und brachte so die musikalische Quintessenz gut zur Geltung.
Das Publikum dankte begeistert für die vitale Werkdeutung und amüsierte sich abschließend mit einer Parodie über Mozarts „Kleine Nachtmusik“.