Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Silvia Thurner · 08. Okt 2019 · Musik

Die Sopranistin Fatma Said, am Klavier begleitet von David Fray, wurde bei ihrem Schubertiadedebüt gefeiert

Die Erwartungen vor dem Lieder- und Konzertabend bei der Schubertiade Hohenems waren hoch und die Vorfreude groß, denn endlich war die viel beachtete und geehrte Sopranistin Fatma Said – Mitglied der „BBC New Generation Artists“ und Gewinnerin diverser Wettbewerbe – live in Vorarlberg zu erleben. Die 28-jährige Sängerin interpretierte Schubertlieder und hatte das Publikum sofort auf ihrer Seite. Ihr Partner am Klavier, David Fray, ist dem Schubertiadepublikum bestens bekannt, zusammen mit Sopranistin gab er sein Debüt als Liedbegleiter. Den Rahmen für das begeistert aufgenommene Konzert bildeten vierhändige Klavierwerke von Franz Schubert. Zum gemeinsamen Musizieren lud David Fray seinen Lehrer und Mentor Jacques Rouvier ein.

Die aus Ägypten stammende Sopranistin Fatma Said ist ein sogenannter „Rising Star“ im Klassikbusiness. Ihr Aussehen und ihr Auftreten bieten beste Voraussetzungen dafür. Doch da ist weit mehr, denn Fatma Said hat eine starke künstlerische Ausstrahlung und gestaltet die Musik mit viel Emotion von innen heraus und mit einer atemberaubenden Technik. Nachdem die Sängerin die erste Nervosität abgelegt hatte, kamen ihr warmes Timbre und ihre hohe Kunst des Liedgesangs voll zur Geltung. Sie sang mit einer klaren Diktion und erhöhte durch die bewusste Zurücknahme in den hohen Lagen die Intensität der Aussage. Unter anderem „Heiß mich nicht reden“ (D877/2), „An die Musik“ (D547), „Nacht und Träume“ (D827) sowie „Ständchen“ (D957/4) deutete die 28-Jährige mit einer verinnerlichten, emotionalen Kraft, die nie oberflächlich wirkte.
Darüber hinaus setzte sie beispielsweise im „Heidenröslein“ (D257) ihr Gefühl für die darstellerische Aussage mitreißend in Szene. Detailreich formte Fatma Said auch die Ballade „Viola“ (D786). In Erinnerung blieb die variantenreiche Ausgestaltung der Tonrepetitionen, die den Text deuteten und zugleich eine musikalische Weite eröffnete.
Gemeinsam mit Fatma Said stellte sich David Fray als Liedbegleiter vor. Sein feinsinniges Spiel mit den kultivierten Klangschattierungen kam den Liedern und Balladen selbstverständlich sehr zu Gute. Seinen Part modellierte er von der Warte des Pianisten, er spielte die Szenen variantenreich und deutete den Notentext sensibel aus. Mitunter wirkte dabei der direkte Kontakt mit der Sängerin (noch) etwas zu wenig bedacht.

Alt vertrautes Einverständnis

Den Rahmen für die Schubertlieder gestaltete David Fray zusammen mit dem Pianisten, Pädagogen und seinem Mentor Jacques Rouvier. Dieser übernahm den „Secondo“-Part in den „Acht Variationen über ein eigenes Thema“ (D813) sowie in der wirkungsmächtigen Fantasie in f-Moll (D940). Zuerst wirkten die Themenausformung durch zu viel Pedaleinsatz etwas unklar. Doch dann fanden die beiden Pianisten den Flow und steigerten sich in einem großen gegenseitigen Einverständnis in ihr Spiel hinein. So kamen thematische Wechselspiele, Echowirkungen und Korrespondenzen, Akzentuierungen, der rhythmische Drive und harmonische Schattierungen gut zur Geltung. Die Krönung der Werkdeutungen stellten die lyrisch zelebrierten Themen dar, die David Fray als „Primo“ mit singender Tongebung entfaltete.