„Kaffee und Zucker?“ Dokumentartheater im TAK in Liechtenstein © Pablo Hassmann
Silvia Thurner · 10. Okt 2019 · Musik

Beim Konzert zu Ehren des Grafen Markus Sittikus aus Hohenems stieß der Kammerchor Feldkirch an seine Grenzen

Im Gedenken an den 400. Todestag des kunstsinnigen Grafen Markus Sittikus IV. fand im gleichnamigen Saal bei der Schubertiade Hohenems ein Konzert mit Chorkompositionen von Franz Schubert statt. Das klug zusammen gestellte Programm verband frühe und bekannte Chorwerke sowie die Messe in C-Dur miteinander. Im Mittelpunkt standen der Kammerchor Feldkirch und die Solistinnen Marie-Sophie Pollak (Sopran), Diana Haller (Mezzosopran), Dean Power (Tenor) sowie David Steffens (Bass), am Klavier begleitet von Andreas Frese. Obwohl die Interpretation der Schubert-Messe die Qualitäten aller Mitwirkenden zum Ausdruck brachte, ließ der musikalische Gesamteindruck Wünsche offen.

Der Kammerchor Feldkirch unter der Leitung von Benjamin Lack hat sich in den vergangenen Jahren als einer der renommiertesten Chöre des Landes etabliert und mit vielfältigen Konzertprogrammen auf sich aufmerksam gemacht. Zu Ehren und in Erinnerung an den Grafen Markus Sittikus führten die umtriebigen Sängerinnen und Sänger Chorkompositionen von Franz Schubert auf, die es in sich hatten. Ihnen zur Seite standen namhafte Solistinnen und Solisten.

Zu laut und polternd

Sogleich mit dem ersten Werk, Schuberts „Gebet“ für vierstimmigen Chor und Klavier (D 815), zeichnete sich ab, dass die akustischen Bedingungen im Hohenemser Markus-Sittikus-Saal wohl nicht ideal für diese Besetzung sind. Marie-Sophie Pollak (Sopran), Diana Haller (Mezzosopran), Dean Power (Tenor) sowie David Steffens (Bass) wirkten als Vokalquartett und im Zusammenklang mit dem Klavier eher unausgeglichen, denn ihre Stimmen schmolzen wenig ineinander. Dass jede und jeder der vier Solisten seine Qualitäten hat, stellte sich in den solistischen Partien heraus. Die Sopranistin und der Tenor führten ihre Stimme mit hellem Timbre, leicht und gelenkig. Kraftvoll, aber in der Höhe etwas angestrengt sang die Mezzosopranistin ihre Soli und der Bass zeichnete sich durch eine kraftvolle Tongebung aus.

Großes Bemühen und einige Mühe

Im Lied „Glaube, Hoffnung und Liebe“ (D 954) unterstrich der Kammcherchor Feldkirch unter der Leitung von Benjamin Lack die harmonischen Farben und das Klavier begleitete die Sängerinnen und Sänger mit schön zelebrierten Sinnbildern. Schuberts „23. Psalm“ sangen die Frauen des Kammerchores. Das Bemühen der Sopranistinnen und Altistinnen um einen guten Stimmenausgleich sowie klanglich ‚abgefederte‘ Spitzentöne zeichnete die Werkdeutung aus. An die Grenzen stießen die Männer mit dem „Gesang der Geister über den Wassern“ (D538). Die vielgestaltige und texdeutende Musik, die rasche Stimmungsumschwünge ebenso beinhaltet wie geteilte Melodieführungen und differenzierte melodische Verzahnungen, machte den Chorsängern zu schaffen. In Mirjams Siegesgesang(D 942) verkörperte Diana Haller die Rolle der Mirjam. Insgesamt ergab sich im Zusammenwirken mit dem Kammerchor Feldkirch eine mitteilsame Interpretation mit spannenden Steigerungen.

Feierlich ausgestaltete Messe

Zur Aufführung der C-Dur Messe (D 352) von Franz Schubert gesellten sich Streicherinnen und Streicher der Dommusik Feldkirch sowie Johannes Hämmerle an der Orgel zum Chor. Die leichter gesetzte Missa Brevis kam der Ausdruckskraft des Kammerchores Feldkirch entgegen. So konnten sich die Zuhörenden über eine solide Aufführung dieser beliebten Messe freuen, in der die Innigkeit der Aussage sowie das freudvolle Bekenntnis zum Glauben in zügigen Tempi ausgeformt wurden.
Das Streichensemble sowie Johannes Hämmerle mit seinem Generalbassspiel phrasierten ihre Parts markant aus. Doch auch in dieser Aufführung bestätigte sich der Eindruck, dass der Saal für die Aufführung von Chor- und Orchestermusik nicht sonderlich geeignet ist. Einzelne Stimmen wirkten in den Ohren eigentümlich verstärkt und ließen kaum einen in sich ausbalancierten Gesamtklang entstehen.
Andreas Frese begleitete die Gesänge am Klavier sicher und geradlinig, jedoch mit etwas wenig Gespür für dynamische Feinheiten oder harmonisch-melodische Übergänge. Mit viel Ausdruck und klaren Einsätzen führte Benjamin Lack die Musiker, die Sänger und den Chor, doch als Ganzes betrachtet blieb die Feierstunde zu Ehren des Grafen Markus Sittikus IV. von Hohenems unter den – zugegeben hoch gesteckten – Erwartungen.