Uraufführung des Stückes „Stromberger oder Bilder von allem“ im Vorarlberger Landestheater (Foto: Anja Köhler)
Walter Gasperi · 10. Okt 2019 · Film

Aktuell in den Filmclubs (11.10. - 17.10. 2019)

Am Spielboden Dornbirn wird diese Woche "They Shall Not Grow Old" gezeigt, für den Peter Jackson dokumentarisches Material über den Ersten Weltkrieg digital bearbeitete. Beim Filmforum Bregenz steht Danny Boyles Beatles-Hommage "Yesterday" auf dem Programm.

They Shall Not Grow Old: 2014 erhielt der „Herr der Ringe“-Regisseur Peter Jackson vom Imperial War Museum mehr als 2000 Stunden Filmmaterial aus der Zeit des Ersten Weltkriegs mit der Frage, ob er daraus einen Film machen könne. Mit seinem Team sichtete der Neuseeländer das Material, befreite die Aufnahmen nicht nur digital von Kratzern und Verunreinigungen, sondern glättete und schärfte sie auch und konvertierte sie in 3D. Vor allem aber färbte er das schwarzweiße Material ein und kompilierte es zu einem 100-minütigen Film, mit dem er die Erfahrungen der Soldaten vom Kriegsausbruch bis zum Waffenstillstand am 11. November 1918 nachzeichnet.
Vorgegeben ist damit auch die Dramaturgie von Kriegsbegeisterung über zunehmende Ernüchterung und Schock bis zu völliger Erschöpfung. Mehr als über die Bilder wird dabei die Geschichte über die Off-Erzählungen zahlreicher Veteranen des Ersten Weltkriegs, die die BBC in den 1960er und 1970er Jahren machten, erzählt. Die Bildebene hat dagegen vielfach vor allem illustrativen Charakter, lässt aber durch Bildqualität und Kolorierung, aber auch durch die Tonkulisse mit Filmmusik, den Geräuschen von Granateinschlägen und ratternden Panzern den Zuschauer in die Ereignisse eintauchen.
Mehr als Information vermitteln will Jackson mit seinem immersiven Kino den Zuschauer den Krieg aus der Perspektive des einfachen Soldaten erfahren lassen. Überflüssig wirkt allerdings, dass die – wenigen – stummen Kommentare der Soldaten im Archivmaterial mittels Lippenlesern entziffert und anschließend von Schauspielern eingesprochen wurden.
Auf die Aussage „Krieg ist schrecklich“ lässt sich die Erkenntnis, die man aus dem Film gewinnt, letztlich reduzieren, aber dieser Schrecken bekommt hier in der detailreichen Schilderung ein Gesicht und wird erschütternd und nachwirkend spürbar: Dieses Erleben, dessen letzter Zeitzeuge 2009 verstorben ist, einem breiten Publikum intensiv zu vermitteln und für die Nachwelt zu bewahren, darin besteht die beachtliche und wichtige Leistung Jacksons und seines Teams.
Spielboden Dornbirn: Sa 12.10. + Fr 18.10. - jeweils 19.30 Uhr

 

Yesterday: Ein erfolgloser Singer-Songwriter macht mit den Songs der Beatles, die niemand mehr kennt, Karriere, verpasst aber fast die große Liebe.
Ebenso simpel wie folgenreich ist die zentrale Idee, dass die Erinnerung an die Musik der Beatles beinahe weltweit ausgelöscht wurde. Zum netten Running Gag wird das, wenn beiläufig weitere Dinge eingestreut werden, die niemand mehr kennt. Aufhänger ist dieser Einfall, um die Musik der Liverpooler Pilzköpfe ins Spiel zu bringen und zahlreichen ihrer großen Hits viel Platz einzuräumen.
Tiefer dringen Danny Boyle und Drehbuchautor Richard Curtis dabei aber nicht. Sie beschränken sich auf das oberflächliche Re-Sampeln von 15 Hits der Beatles, die Hauptdarsteller Himesh Patel selbst singt. Ein Drittel des Budgets verschlang der Erwerb der Rechte für diese Welthits, aber bestens funktioniert „Yesterday“ dadurch als Liebeserklärung an diese Band und ihre Musik, davon abgesehen ist die Story aber doch etwas dünn und vorhersehbar.
Zweifellos geschickt spielt Danny Boyle mit den Emotionen des Zuschauers, wenn er den Singer-Songwriter an den Scheideweg zwischen Karriere und Liebe führt, und schreckt dabei auch vor Sentimentalität nicht zurück, aber wirklich Neues bringt diese RomCom nicht.
Die gewohnten, aber immerhin nur reduziert eingesetzten formalen Spielereien Boyles wie gekippte Kamera bringen eher wenig, aber die Hauptdarsteller Himesh Patel und vor allem Lily James strahlen so viel Charme aus, dass ihre Figuren Interesse wecken, obwohl sie kaum komplexer gezeichnet werden. Und auch prägnant besetzte Nebenrollen wie die Eltern des Protagonisten oder eine zynische Musikmanagerin sorgen für Witz.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Do 17.10., 20 Uhr