Innere Befindlichkeiten in der Poesie und Musik nach außen gekehrt – Das Vokalensemble „Arcantus“ stieß auf viel Zustimmung
Zum Abschluss der vierzigsten Saison der Feldkircher Schloss- und Palaiskonzerte erlebte das Publikum ein Konzert mit einem außergewöhnlichen Programm. Das Vokalensemble Arcantus widmete sich Vertonungen des italienischen Dichters Francesco Petrarca. Die hervorragenden Sängerinnen rund um die aus Vorarlberg stammende Altistin Ingrun Fußenegger gewährten Einblicke in eine reizvolle Zeit, in der sich die Gefühle in der Dichtkunst und in der Musik ihren freien Lauf bahnten. Aufschlussreich moderierte Renate Burtscher das Konzert und stellte die Denkart und Weltsicht des berühmten italienischen Dichters zur Zeit der Renaissance vor.
Das erlesene Konzertprogramm versammelte Madrigalkompositionen unterschiedlicher Komponisten aus der flämischen und italienischen Schule der Renaissancezeit, darunter Orlando di Lasso, Adrian Willaert, Phillip de Monte, Luca Marenzio, Guillaume Dufay und Giovanni P. Palestrina. Ihnen zugrunde lagen Gedichte des Francesco Petrarca, der auf viele Komponisten seiner Zeit und auf nachfolgende Generationen bis in die Gegenwart eine besondere Faszination ausübte. In der Sammlung „Canzoniere“ stellte Petrarca 366 „Bruchstücke alltäglicher Dinge“ zusammen, in denen er unterschiedlichen Facetten der Liebe einen poetischen Ausdruck verlieh. Die bekannte Ö1-Moderatorin Renate Burtscher führte die Zuhörenden in die Geisteswelt des berühmten Dichters ein.
Textdeutliche Interpretationen
Im Mittelpunkt standen die farbige Sprache und die affektbetonte Musik, die vom Vokalensemble „Arcantus“ mit Susanna Lebloch (Sopran), Ingrun Fußenegger (Alt), James Curry (Tenor), Hubert Zöberl (Tenor) und Viktor Lebloch (Bass) mit viel Gestaltungskraft dargeboten wurden. Detailreich formten sie die Texte aus, so dass musikalische Figuren und Satzarten transparent miterlebt werden konnten. Auffallend war der gut ausgelotete und homogene Gesamtklang der fünf SängerInnen. Jede und jeder für sich modellierte die Stimme flexibel und mit einer ungekünstelten Linienführung. Auch deshalb wirkten die Werkdeutungen unmittelbar und klar.
Schön kamen Gegensätze der musikalischen Melodiebildungen, Sequenzen, Imitationen und kontrapunktische Passagen zur Geltung. Der weiche Duktus und die kunstvoll verflochtenen melodischen Linien zeichneten das Werk „Quando fra l’altre donne“ von Adrian Willaert aus. Kraftvolle Bewegungen sang das Vokalensemble unter anderem in „Come candido piè“ von Philip de Monte. Besondere Merkmale der Werke von Orlando di Lasso waren die Intervallsymbolik und die Stimmenaufteilungen sowie die ausdrucksstark betonten Gewichtungen einzelner melodischer Gedanken. Bewegte Linien über langen Liegetönen und ausgezierte melodische Girlanden wurden im Madrigal „Valle, che de lamenti“ von Giaches de Wert gestaltet, in dem Reibungen die affektbetonte Musik zusätzlich verstärkten. Die pointierte Ausformung und die rhythmisierten Wortdeutungen in „Vergene bella“ von Guillaume Dufay bildeten den Höhepunkt des Abends.
Zu Beginn wirkten die Ensemblemitglieder bei den Einsätzen etwas unsicher und im Hinblick auf die Dynamik war der Gesamtklang im Piano weniger ausgewogen als im Forte. Dies tat dem positiven Gesamteindruck an diesem anregenden Konzertabend jedoch keinen Abbruch. Die MusikerInnen boten dem Publikum die seltene Gelegenheit, ganz in die Welt des Francesco Petrarca und die ausgewählten Komponisten der Renaissance und des Frühbarock einzutauchen. Dafür erhielten sie von den Zuhörenden im voll besetzten Rittersaal der Schattenburg viel Applaus.