Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast. (Foto: Matthias Horn)
Silvia Thurner · 28. Nov 2019 · Musik

In Alexander Moosbruggers Oper „Wind“ werden 172 Orgelpfeifen zu bedeutenden Protagonistinnen – informativer Einblick in das Opernatelier im KUB

Bereits zum fünften Mal gewährten die Bregenzer Festspiele Einblicke in den Entstehungsprozess der neuen Oper „Wind“ von Alexander Moosbrugger. Im KUB präsentierte die bildende Künstlerin Flaka Haliti ihren Entwurf für den Bühnenraum, der in enger Zusammenarbeit mit dem Komponisten sowie mit dem Orgelbauer Wendelin Eberle und dem technischen Leiter Christian Steinschaden entstanden ist. Erste Visualisierungen zeigten, dass der Bühnenraum zugleich als Instrument und Erlebnisraum für das Publikum dienen soll. Die in einem lockeren Gespräch mit Olaf Schmitt dargelegten Bühnenpläne wirkten spektakulär und schraubten die Erwartungen auf die Uraufführung im August 2020 aufs Neue hoch.

Die erste Oper von Alexander Moosbrugger wird den schlichten und prägnanten Titel „Wind“ tragen. Der Inhalt des Werkes beruht auf einem Kaleidoskop an musikalischen, instrumentenbaulichen und visuellen Ideen, Analogien und fantasievollen ‚Quergedanken‘, die alle auf das Aufsehen erregende Buch „Hypnerotomachia Poliphili“ von Francesco Colonna zurück gehen. Seit Jahren ist der Komponist Alexander Moosbrugger von diesem in der Renaissancezeit entstandenen Roman fasziniert. Das Buch beinhaltet eine Liebesgeschichte, erzählt von einem Traum in einem Traum und führt auf vielen assoziativen Wegen durch Naturgeschichten, philosophische Gedankenspiele, Proportionsrätsel und Gleichnisse. Genau 172 Holzschnitte illustrieren und deuten die vielgestaltigen Fantasiewelten.

Flaka Haliti hat kühne Pläne

Für die Bühnengestaltung der Oper „Wind“, die am 19. August 2020 im Rahmen der Bregenzer Festspiele uraufgeführt wird, zeichnet die renommierte Bildende Künstlerin Flaka Haliti verantwortlich. Sie ließ sich von den Geschichten und insbesondere von den Holzschnitten inspirieren und möchte für die Zuhörenden Räume schaffen, die zu eigenen Assoziationen anregen sollen. Den essentiellen Teil des Gesamtkonzeptes bilden in Analogie zu den 172 Holzschnitten ebenso viele Orgelpfeifen.

Im Gespräch mit Olaf Schmitt betonte die temperamentvolle Künstlerin, dass es ihr vornehmlich um die sinnliche Wahrnehmung gehe, denn eine logische Abfolge einer Geschichte werde es in der Oper „Wind“ nicht geben, vielmehr müsse man sich einlassen auf individuell entstehende Assoziationen und Hörerlebnisse.

Raum und Musik im Einklang

Die Kompositionsweise von Alexander Moosbrugger, der sich unter anderem von historischen und eigenen Tonsystemen sowie der Proportionslehre inspirieren lässt und damit unterschiedliche Klang- und Hörräume öffnet, passt wunderbar zur fantasiereichen Erzählung von Francesco Colonna.

Wesentliche Protagonisten der Oper „Wind“ sind die 172 Orgelpfeifen, die von der Firma Rieger extra für diese Oper und für die Werkstattbühne im Festspielhaus als Orgel gefertigt werden. Jede einzelne Pfeife kann ihren spezifischen Klangcharakter ausspielen, weil sie stufenlos regelbar ist und vom Windgeräusch über den Einschwingvorgang und die Tonansprache bis hin zum vollen Klangvolumen zum Klingen gebracht werden kann.

Hervorragende Musiker

Auch mit diesem Einblick wurde klar, dass mit der Oper „Wind“ die Zuhörenden ein einmaliges Gesamtkunstwerk erwartet, das die Sinne und die Fantasie auf mehreren Ebenen ansprechen wird. Musikalisch gehaltvoll und unterhaltsam abgerundet wurde der informative Abend im Foyer des Kunsthauses Bregenz vom Countertenor Hagen Matzeit sowie dem Lautenisten Johannes Ötzbrugger.