Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Silvia Thurner · 29. Sep 2021 · Musik

Im Einklang miteinander – die Kammersymphonie Berlin und Jürgen Bruns wurden bei „Dornbirn Klassik“ stürmisch gefeiert

Die Kammersymphonie Berlin und ihr Chefdirigent Jürgen Bruns sind gern gesehene Gäste bei „Dornbirn Klassik“. Zum Herbstbeginn gastierte das Streichorchester im Kulturhaus und begeisterte auch im Zusammenwirken mit der Pianistin Tatjana Blome und dem Trompeter Sören Linke das Publikum. Gemeinsam interpretierten sie Schostakowitschs erstes Klavierkonzert. Das geistreich zusammengestellte Programm beinhaltete überdies das Werk „Soliloquies“ des britischen Komponisten Peter Fribbins, das eine gute Klammer zu Benjamin Brittens „Simple Symphony“ bildete. Leidenschaftlich interpretierten die motivierten Musikerinnen und Musiker zum Abschluss die Serenade, op. 48 von Peter I. Tschaikowsky.

Den Rahmen des unterhaltsamen Konzertabends bildeten Benjamin Brittens „Simple Sympony op. 4“ sowie Tschaikowskys Streicherserenade, op. 48. Von Beginn an zogen die achtzehn Streicher:innen und Jürgen Bruns die Zuhörenden in ihren Bann. Auf der einen Seite musizierten alle in großer Eigenverantwortung, auf der anderen Seite agierten die Stimmgruppen als feinsinnig empfundene Einheiten. Der solistisch besetzte Kontrabass sowie die beiden Cellisten boten den Kolleg:innen durch ihre präzise, kraftvoll und kantige Artikulation ein gutes Fundament. Dazu verliehen die leidenschaftlich bewegten und rhythmisch exakt ausgeformten Phrasierungen der hohen Streicher:innen den Werkdeutungen einen markanten Ausdruck und unterstrichen den Drive sowie die tänzerischen Charaktere der Themen.
Die Gestik und bewegte Körpersprache des Dirigenten Jürgen Bruns machten es den Orchestermusiker:innen leicht, die dynamischen Lautstärkeverhältnisse temperamentvoll und flexibel auszugestalten. Dabei zeigten sie auch Mut zu Extremen, denn die im Pianissimo geführten Passagen erklangen derart leise, dass man die sprichwörtliche Stecknadel fallen hören konnte. Die Werkdeutungen wirkten belebend und auch ein wenig wie „aus der Zeit gefallen“. Dieses Erleben unterstrich Jürgen Bruns mit seiner an Liszt erinnernden Frisur, dem Gehrock und der athletischen Figur. Wunderbar konzentriert und ruhig ging das Publikum im Kulturhaus auf diese feine Musizierart ein, so dass sich eine inspirierte Atmosphäre einstellte und die Feinheiten der Musik facettenreich zu erleben waren.

Große Gegensätze und lyrische Weite

Dmitri Schostakowitschs erstes Klavierkonzert interpretierte die Kammersymphonie Berlin zusammen mit der Pianistin Tatjana Blome und dem Trompeter Sören Linke. Zuerst präsentierte die Pianistin das Hauptthema mit einem lyrischen Duktus, den sie allmählich, teilweise etwas diffus, steigerte und in raumgreifende Gesten transferierte. Die musikalischen Linien wurden kontrastreich modelliert und waren getragen von einem gemeinsamen Atem, so dass sich eine gute Kommunikation zwischen dem Klavier und dem Orchester einstellte. Nach quirligen Tonrepetitionen führte der musikalische Fluss in einen clownesken Schluss. Die Einwürfe des Trompeters Sören Linke machten den Humor dieses Werkes deutlich, wirkten aber teilweise etwas brav. Trotzdem kam der von Schostakowitsch so meisterhaft auskomponierte, leicht „überdrehte“ Charakter der Musik zur Geltung.
Die Ausstrahlung und die farbige Tongebung von Sören Linke passten hervorragend zu den „Soliloquies“ für Trompete und Streicher des britischen Komponisten Peter Fribbins. Der musikalische Ausdruck des dreiteiligen Werkes orientierte sich am romantischen Lied und evozierte eine große Weite, wie sie auch in der Filmmusik zu erleben ist. Innerhalb von drei Abschnitten erklangen lyrische „Selbstgespräche“, die Sören Linke an der Trompete mit viel Ruhe und langen Kantilenen entfaltete. Das Streichorchester verlieh dem Mittelteil ein fein konturierendes Profil und formte das Prinzip des „Call and Response“ in einem guten Einvernehmen mit dem Trompeter aus.