"Rickerl – Musik is höchstens a Hobby" derzeit in den Vorarlberger Kinos (Foto: 2010 Entertainment / Giganten Film)
Silvia Thurner · 10. Feb 2020 · Musik

Hochspannung und Hochstimmung - begeisterter Applaus für die Brassband Vorarlberg und den Althornisten Tim de Maeseneer

Fünf Jahre nach der Gründung der Brassband Vorarlberg unter der Leitung von Benjamin Markl zählt das Blasorchester zum fixen Bestandteil der Vorarlberger Szene. Auch zahlreiche junge Konzertbesucherinnen und -besucher, die sich für dieses ganz spezielle Metier der Blasmusik interessieren, fanden sich zum Jubiläumskonzert in der Konzertbühne AmBach ein. Im Mittelpunkt stand der aus Belgien stammende Althornist, der auf seinem Instrument unglaublich virtuos und zugleich klangsinnlich musizierte. Der Solist und der musikalische Leiter Benjamin Markl teilten sich die Aufgaben am Pult und leiteten die hochmotivierten Bandmitglieder durch ein abwechslungsreiches Programm, das keine Wünsche offenließ.

Das Althorn nimmt innerhalb der traditionellen Brassbandbesetzung eine eher vermittelnde Rolle ein. Genau dieses Instrument nun so exponiert vor dem Vorhang hören zu können, war ein besonderes Ereignis. Der Althornist Tim de Maeseneer wird international gefeiert, ganz aktuell ist seine erste Solo-CD erschienen. Zuerst spielte er den Solopart in Lode Violets „Tiny Trilogy“. Die revueartig konzipierte Musik war originell gesetzt, für den Solisten jedoch undankbar, denn er hatte Mühe, sich klanglich durchzusetzen. Trotzdem kam die Virtuosität des Solisten zur Geltung und diese Qualität wurde wunderbar durch die klangsinnlich zelebrierten „Impressions“ von Maarten Vermeersch ergänzt. Das Orchester und der Solist entfalteten die Kantilene mit einem hervorragend ausbalancierten Gesamtklang, der am Schluss mit den gedämpften Cornets eine zusätzliche Farbe erhielt. Seinen solistischen Darbietungen setzte Tim de Maeseneer schließlich mit Wim Bex' „Frokko Five“ die Krone auf. Tonkaskaden und aberwitzige Tonfloskeln spielte er mit einer atemberaubenden Griff- und Atemtechnik.

Musikalische Gesellschaftskritik

Das zeitkritische, programmatische Werk „Black Out“ von Thomas Doss, in dem die hektische Alltags- einer naturnahen Erlebniswelt gegenübergestellt wurden, bildete einen weiteren Markstein innerhalb des Konzertes, das unter dem Motto „Hochspannung“ stand. Aufgewühlte, durch Lichteffekte unterstrichene Abschnitte, unterschwellige harmonische Spannungen, rasche Schnitte von aufeinanderprallenden Gegensätzen, fratzenhafte musikalische Gesten sowie ein tosendes Schlagwerk bildeten die musikalischen Ausgangsmaterialien. Einen besonderen Effekt verströmte darüber hinaus eine tickende Uhr und der Puls des Herzschlags. Die Brassband musizierte mit großer Aussagekraft und setzte die gewaltigen Klangkaskaden in Szene.
Isabella Pincsek-Huber brachte mit ihren Moderationen interessante Informationen ein. Zwischen raumgreifend monumentalen Werken wie „Ad Astra“ von J. W. Larssen oder Jan van der Roosts „Mercury“ entfaltete die Brassband auch entspannte Werke wie das schöngeistige „Cape Good Hope“ von Jelle Van Giel oder quasi als Vorspann zu „Black Out“ Anton Bruckners Graduale „Os iusti“ in einem von Benjamin Markl arrangierten Satz.

Origineller Dank

Ein besonderes Dankeschön bescherte die Brassband ihrem Hauptsponsor Wilhelm + Mayer. Alle Musiker wurden mit orangen Helmen ausgestattet sowie der Schlagwerkapparat auf elf Spieler aufgestockt und dann ging's - spektakulär für Augen und Ohren - mit John Mackeys groovigem Stück „Foundry“ an die Arbeit.