Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast. (Foto: Matthias Horn)
Silvia Thurner · 10. Feb 2020 · Musik

Edle Instrumente und beseeltes Musizieren in der Holzwerkstatt – Angelika und Martin Gallez sowie Bianca Riesner begeisterten

Historische Instrumente, auf denen Musik ihrer Zeit erklingt, sprechen die Zuhörenden durch ihre Authentizität ganz unmittelbar an. Die Flötistin Angelika Gallez und die Cellistin Bianca Riesner sowie Martin Gallez am Pianoforte musizierten im schönen Ambiente der Holzwerkstatt von Markus Faißt in Hittisau Kompositionen von Franz Anton Hoffmeister, Josef Lipavský sowie Beethoven und Haydn. Die erlesene Werkauswahl verbunden mit der farbenreichen und feinsinnigen Spielart boten den Zuhörenden klangsinnliche Hörerlebnisse.

Der Pianist Martin Gallez besitzt ein sehr kostbares Instrument. Es ist ein von Michael Walker im Jahr 2002 nachgebautes Hammerklavier nach dem Vorbild des berühmten Klavierbauers Gabriel Anton Walter. Genau für diese Instrumente haben Haydn, Mozart und Beethoven ihre Werke komponiert. Das Pianoforte verfügt über zwei Pedale, die mit den Knien betätigt werden, die Hämmer sind mit Leder bezogen. Fein und gleichzeitig kräftig im Klang lässt sich die Tongebung nuanciert schattieren. Angelika Gallez musizierte im Duo und Trio auf der Traversflöte, die sich gut mit dem Klang des Pianofortes mischte. Musikalisch hervorragend ergänzt wurde das Duo von der Cellistin Bianca Riesner. Die Musikerinnen und der Musiker spielten in einem bewundernswert lockeren Dialog miteinander, so dass der natürliche Duktus der Kompositionen authentisch zur Geltung kam und berührte.
Sogleich im Trio in a-Moll des in Wien tätigen Komponisten und Verlegers Franz Anton Hoffmeister boten das harmonische Spiel mit Dur- und Mollschattierungen sowie unterhaltsame Themenführungen beste Unterhaltung. Das kammermusikalische Geben und Nehmen von Angelika und Martin Gallez sowie die Wechselspiele der Cellistin, die als Bindeglied zwischen Continuo-Parts im Bass und melodieführenden Linien agierte, bündelten die Energien.

Nach Jahrhunderten wieder neu präsentiert

Im Stift Melk hat der Musikwissenschaftler und Flötist Martin Skamletz ein Duett für Flöte und Klavier des böhmischen Komponisten Josef Lipavský entdeckt, das Angelika und Martin Gallez wahrscheinlich nach Jahrhunderten wieder zu Gehör brachten. Die Themen waren kommunikativ und theatralisch gesetzt, dementsprechend unterhaltsam und emotional wirkte das dreisätzig angelegte Werk. Die Flöte und das Klavier entfalteten mitteilsame Dialoge. Wenn die Emotionen allzu hoch gingen, führte der musikalische Fluss unvermittelt in Generalpausen und überraschende musikalischen Wendungen setzten Neues in Gang. Während die Ecksätze mit Ornamenten und virtuosen Passagen gespickt waren, entfaltete sich im Mittelteil eine gefühlvoll gesungene Kantilene. Spannend war nachvollziehbar, wie Lipavský mit seiner impulsiven Musik auch die Grenzen der Instrumententechnik auslotete, beispielsweise den Ambitus der Traversflöte ausdehnte oder die dynamische Schubkraft des Pianofortes forcierte.
Abgerundet wurde die abwechslungsreiche Matinee mit Beethovens „Zwölf Variationen über ein Thema aus dem Oratorium Judas Maccabäus G-Dur, WoO 45“, die Bianca Riesner am Barockcello und Martin Gallez am Pianoforte in großem gegenseitigem Einverständnis musizierten. Prägnant trugen sie das allseits bekannte Thema vor und musizierten die raffiniert gesetzten Variationssätze voller Elan. Das Werk mit dem Wissen zu erleben, dass Beethoven selbst an der Weiterentwicklung des Klavierbaus und der Pedaltechnik des Hammerklavieres aktiv beteiligt war, verlieh dem Höreindruck zusätzliche Anreize.
Mit dem Trio in D von Josef Haydn beendeten die Musikerinnen und der Musiker das inspirierende Konzert, das spitze Ohren machte und beim Publikum Begeisterung auslöste.