Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast. (Foto: Matthias Horn)
Silvia Thurner · 04. Sep 2013 · Musik

Handfeste Sticheleien und schwärmerisches Sehnen – Angelika Kirchschlager und Mauro Peter sangen bei der Schubertiade Hugo Wolf

Hoch waren die Erwartungen an den Liederabend mit der allseits geschätzten Mezzosopranistin Angelika Kirchschlager und dem Tenor Mauro Peter. Der erst 26-jährige Sänger aus der Schweiz hatte im vergangenen Jahr bei der Schubertiade alle zu Begeisterungsstürmen hingerissen. Gemeinsam interpretierten sie Hugo Wolfs „Italienisches Liederbuch“. Geboten wurde ein unterhaltsamer Liederabend, versehen mit zahlreichen musikalischen Pointen. Dennoch blieben Fragen vor allem im Hinblick auf den interpretatorischen Zugang zu diesem Liederzyklus offen.

Beeindruckend war, wie Angelika Kirchschlager und Mauro Peter die schnelle Abfolge der Stimmungen in den einzelnen kurzen Liedern bewältigten und so ein buntes Panorama unterschiedlicher Emotionen in den Raum stellten. Das schauspielerische Talent der beiden und ihre ausgeprägte Mimik gaben gegenseitigen Sticheleien, dem Spott und der Ironie innerhalb des Liederzyklus breiten Raum und amüsierten das Publikum.

Angelika Kirchschlager sang die rhythmisch-melodischen Linien mit einem ausgeprägten Deklamationsstil. Es ist wohl Geschmackssache inwieweit die Art der Deklamation einen rezitativischen Sprachcharakter annehmen soll und darf und wo die Grenze hin zur ungenauen Intonation liegt. Kirchschlagers Vortrag wirkte einerseits lebendig, andererseits etwas zu übersteigert. In jedem Fall traf sie den spöttischen Ton, den Paul Heyse in den Text verpackt hatte, hervorragend.

Mauro Peter gestaltete die Lieder mit eher großen Gesten und ziemlich viel Vibrato. So machte er aus den Liedminiaturen teilweise große Szenen, denen die musikalischen Gestalten nicht angemessen standhalten konnten. Einige Lieder schienen für seine Stimmlage ziemlich tief zu liegen, so dass sich sein Timbre nicht immer optimal entfalten konnte. Trotzdem begeisterte Mauro Peter mit seinem jugendlichen Elan und seiner emotionalen Bandbreite, die er in die Lieder hineinlegte.

Der Held saß am Klavier


Der eigentliche Held im Hintergrund war für mich der Pianist Helmut Deutsch. Er formte den Klavierpart bis ins Detail plastisch aus, schuf atmosphärische Stimmungen, illustrierte die Umgebung der beschriebenen Handlungsorte und deutete den Text fein nuanciert aus. Auf diese Grundlage konnten sich Angelika Kirchschlager und Mauro Peter jederzeit verlassen. Bände sprachen vor allem die zahlreichen Zwischen- und Nachspiele, die Hugo Wolf so vielsagend ausformuliert hatte und Helmut Deutsch faszinierend deutete.