Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Silvia Thurner · 03. Jun 2019 · Musik

Gemeinsam schon viel erlebt und erreicht – ein Fest mit viel Musik zum 60. Geburtstag von Richard Dünser

Ein stimmungsvolles Konzert gaben die Stadt Bregenz und das ensemble plus zu Ehren des Komponisten Richard Dünser, der Anfang Mai seinen 60. Geburtstag gefeiert hat. Die besten Voraussetzungen für ein inspiriertes Konzerterlebnis mit Werken des Jubilars sowie von Nikolaus Brass, Dijana Boskovic und André Jolivet bot das Ambiente im Bregenzer Martinsturm mit dem grandiosen Ausblick über die Stadt. Danach wurde ins Magazin 4 geladen, wo das ensemble plus weiter musizierte und sich Richard Dünser über eine humorvolle Laudatio von Martin Schelling freuen konnte.

Virtuos leiteten Anja Nowotny-Baldauf (Flöte) Michaela Girardi (Violine), Andreas Ticozzi (Viola), Jessica Kuhn (Violoncello) und Ulrike Neubacher (Harfe) den Abend mit André Jolivets „Chant de Linos“ ein. Diese Werkdeutung nahm die Zuhörenden ganz unmittelbar mit in eine archaisch mystische Welt mit aufgewühlten Totenklagen und wilden Tänzen. Anja Nowotny-Baldauf formte den exzessiven Flötenpart aussagekräftig und ihre Kammermusikpartnerinnen und -partner reagierten in einer guten Kommunikation aufeinander. Dazu bildete die „Suite nach Volksmelodien aus Serbien, Mazedonien und Montenegro“ von Dijana Boskovic eine passenden Ergänzung. Den „Klage-Tanz“ sowie das Lied mit Improvisation und den abschließenden Kolo stellten Michaela Girardi und Jessica Kuhn mitreißend akzentuiert in den Raum.
Dazwischen gelagert waren zwei klangsinnliche Werke. Im Duett „Dialogi d’amore“ von Nikolaus Brass gingen Geige (Michaela Girardi) und Bratsche (Andreas Ticozzi) auf filigrane Feinheiten unterschiedlicher Flageoletttöne ein und stellten diese in Resonanz zueinander. Konzentriert und aufmerksam folgte das Publikum dem Zwiegespräch.
Das Streichtrio „Canta en el viento frío“ musizierten wieder Michaela Girardi, Andreas Ticozzi und Jessica Kuhn in einem gut austarierten Stimmverhältnis, so dass auf der einen Seite die aufbrausenden, energischen Gesten und auf der anderen Seite die reflektierend verwobenen melodischen Linien hervorragend zueinander in Beziehung gesetzt erklangen. Die Musik kristallisierte musiktheatralisch gedachte Momente heraus und bot - insbesondere mit der literarischen Inspirationsquelle von Pablo Neruda im Hinterkopf - abwechslungsreiche Hörperspektiven.

Nach Kammermusik ein Liederzyklus

Richard Dünsers kompositorisches Schaffen ist zweigeteilt. Das Werk „Canta en el viento frío“ verwies auf das kompositorische Schaffen aus der Feder des in der Südsteiermark lebenden Komponisten. Beim anschließenden Konzertteil im Magazin 4 spielte das ensemble plus unter der Leitung von Richard Dünser den Liederzyklus „Da unten im Tale“ und zeigte damit das zweite Standbein des Komponisten auf. Seit Jahren schafft er sogenannte „Nachkompositionen“ tradierter Werke, die ihn faszinieren.
Die zu Kunstlieder gewordenen Volkslieder von Johannes Brahms begeistern Richard Dünser seit Jahrzehnten. Als ihm das ensemble plus im Jahr 2002 die Gelegenheit bot, instrumentierte er die Brahmslieder und schuf den Liederzyklus „Da unten im Tale“, der längst seinen eigenen Weg ins Liedrepertoire gefunden hat.
Die unterschiedlichsten Stimmungen und Besonderheiten der Liebe kehrte die Sopranistin Elisabeth Breuer im Zusammenspiel mit dem ensemble plus temperamentvoll und sinnlich heraus. Zudem unterstrich die farbenreiche Instrumentierung von Richard Dünser die emotionalen Textinhalte hervorragend. Gut reagierten die Ensemblemusikerinnen und -musiker auf die etwas „knallige“ Akustik im Magazin 4, so dass die Sopranistin stets getragen war und sie den Vokalpart dynamisch variiert und textdeutlich ausgestalten konnte.

Eine Laudatio zu Ehren eines Freundes

Zur Feier des Tages und zum 60. Geburtstag erinnerte der Klarinettist und Freund Martin Schelling in seiner Laudatio an viel gemeinsam Erlebtes. Amüsant und informativ gab er Einblick in die Entstehungsgeschichte mancher Werke, die Richard Dünser für den Musiker und für das ensemble plus komponiert hat. In freundschaftlicher Verbundenheit dankte er für das stets inspirierende und bereichernde Zusammenwirken.