Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Silvia Thurner · 28. Apr 2019 · Musik

Gefühle in musikalischen Bildern beschreiben – das Porträtkonzert mit Werken von Gerda Poppa fand viel Zustimmung

Porträtkonzerte bergen ein großes Potential für Komponistinnen und Komponisten unserer Zeit. Sie bieten hervorragende Möglichkeiten, kompositorische Stilmerkmale aus verschiedenen Blickwinkeln und anhand mehrerer Werke zu entdecken. Damit charakterisieren sie die oder den Porträtierten und schaffen eine persönliche Atmosphäre. Genau so geschah es im Rahmen von zwei Konzerten, in denen das ensemble plus die Rankweiler Komponistin Gerda Poppa und repräsentative Werke von ihr in den Mittelpunkt einer Werkschau im Vinomasaal und im vorarlberg museum stellten.

Gerda Poppa schuf in den vergangenen Jahren einen immer größeren Interessenskreis für ihre Kompositionen. Sie arbeitete unter anderem mit dem Wiener Concert-Verein zusammen, das Symphonieorchester Vorarlberg präsentierte ein groß besetztes Orchesterwerk der Komponistin und das ensemble plus begleitete sie mit Auftragswerken und Aufführungen.
In der Zusammenschau eines Porträtkonzertes kamen die Vorzüge der sympathischen Künstlerin gut zum Ausdruck. Gerda Poppa komponiert eine stets „anschaulich“ klingende Musik, indem sie plastische musikalische Themen formt, die unmittelbar nachvollziehbar sind. Den kraftvoll lebendigen Ausdruck ihrer Werke unterstreicht meistens eine starke rhythmische Komponente. Gut fassten die Moderatorin Edith Schmid und die Komponistin selbst ihre Werke in Worte. Damit erleichterten sie auch Zuhörenden mit wenig Hörerfahrung den Zugang zur zeitgenössischen Musik. Diese Qualitäten und die engagierte Musizierart des ensemble plus sowie der Sopranistin Christine Schneider waren die Garanten für die gelingenden Konzertereignisse.
Im vorarlberg museum verbreitete sich von Beginn an und mit den Werkdeutungen eine angenehme Atmosphäre, weil das Interesse und die freundschaftliche Verbundenheit der Musikerinnen und Musiker sowie des Publikums spürbar waren.

Gefühlswelten und Beobachtungen

Zur Einleitung interpretierte Anja Baldauf das Solowerk „Feelings“, das sie bereits im Jahr 2011 zur Uraufführung gebracht hat. Mit Gespür für die musikalischen Feinheiten kristallisierte die Flötistin die facettenreichen Gefühle heraus, die Gerda Poppa den einzelnen Abschnitten zu Grunde gelegt hat. Besonders in Erinnerung blieb jene Passage, in der die Flötistin impulsive Gesten mit zusätzlichen Vokallauten untermalte und damit die musikalischen Intentionen unterstrich.
„Experiences“ für 13 Musiker präsentierte das ensemble plus vor zwei Jahren. Die Wiederaufführung des Werkes unter der versierten Leitung von Thomas Gertner brachte den musikalischen Gehalt kraftvoll zum Ausdruck. Hier zeigte sich die Neigung der Komponistin besonders deutlich, Beobachtungen und dabei erlebte Empfindungen in Töne zu setzen.
Die modale Anlage des Hauptthemas sowie die Instrumentierung bewirkten einen archaischen Grundcharakter. Dass Gerda Poppa als Organistin auch ein gutes Ohr für Instrumentalfarben und ihre Wirkungen hat, war gut nachvollziehbar. Den Höhepunkt bildete der vierte Abschnitt, in dem die Musikerinnen und Musiker den sprechenden Duktus mit erregten Einwürfen, Frage- und Antwortgesten, Zwischenrufen und abrupten Unterbrechungen plastisch darstellte.
Bereits im Jahr 2006 brachte Christine Schneider die Kantate „O Herr, sei unser Hirte“ für Sopran, Querflöte und Klavier zur Uraufführung. Auch in diesem Werk wurde deutlich, dass die Sopranistin ein gutes Verständnis für die kompositorische Grundidee der Komponistin hat. Vielgestaltig und emotional formte Christine Schneider die rezitativ ausgebreiteten Passagen und steigerte den Aussagegehalt in den energisch hingeknallten Wortfetzen, deren harte Konsonanzen sie gut in Szene setzte. Als Partner an der Flöte unterstützten sie Giovanni Fanti sowie Martin Gallez am Klavier hervorragend.

Musikalische Erinnerungen an eine Kindheit in Rankweil

Mit Spannung wurde die Uraufführung des neuesten Werkes „Kaleidoskop“ erwartet, das Gerda Poppa im Auftrag des ensemble plus speziell für ihr Porträtkonzert komponiert hat. Darin modellierte sie Erinnerungen aus ihrer Kindheit in episodenartig angelegte musikalische Gestalten. Während die Naturschilderungen mitunter etwas illustrativ wirkten, fand Gerda Poppa im Abschnitt „Beinhaus St. Peter“ originell instrumentierte, unterhaltsame und plastische musikalische Bilder. Besonders gut gelungen ist der Abschnitt „Villa Häusle“, in dem Klaus Nerdinger und Joachim Tschann (Violine), Guy Speyers (Viola) Franz Ortner (Violoncello) sowie Anja Nowotny-Baldauf (Flöte), Hermine Wehinger (Oboe), Jürgen Müller und Lukas Nussbaumer (Saxophon), Claudia Bär (Horn), Martin Gallez (Klavier), Simon Flatz und Markus Lässer (Perkussion) unter der Leitung von Thomas Gertner mit brüchigen Motiven eine geheimnisvolle Atmosphäre erzeugten und sodann einen „morbiden“ Walzer darüber legten.