Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Raffaela Rudigier · 21. Jun 2021 · Musik

Gallo Pinto y Vicky González „Amor y Revolución“

Die Abende sind schwül, die Nächte sind heiß – gut dazu passen würden lateinamerikanische Lieder von Liebe und Romantik und ein gediegenes Glas Rum. Ersteres kann man diesen Freitag (25.6.) live und bei freiem Eintritt ab 18 Uhr in Klaus, Vorarlberg erleben, zweites müsste man sich wohl dazu kaufen. Den perfekten Soundtrack zu dieser Jahreszeit liefern dort „Gallo Pinto“, eine Vorarlberger Formation, die sich „kubanischen Freiheitsliedern, Cumbias, Boleros, spanischen Schlagern und viel Corazón“ verschrieben hat.

Die Schlager von Gallo Pinto stehen den deutschen Schlagern der 50er und 60er Jahre um nichts nach. So wird etwa in „Sklave der Liebe“ von schönen Augen geschmalzt oder in „Mein weißes Pferd“ ein galoppierendes Pferd als treuer Freund beschworen. Doch auf Spanisch klingt das Ganze natürlich wild romantisch „Esclavo de amor“ und „Mi caballo blanco“ und lässt das Fernweh wach werden. Diese Lieder befinden sich unter anderen auf der neuen Platte „Amor y Revolución“ von Gallo Pinto. Die Band präsentiert beim Konzert in Klaus ihr neues Album,  welches zwar schon Ende letzten Jahres erschienen ist, aber aus coronalen Gründen bisher nicht ordentlich präsentiert werden konnte. Das wird jetzt – in der richtigen Jahreszeit für diese Musik – nachgeholt werden.
Was die Musik darauf auszeichnet, ist die angenehme lateinamerikanische Nostalgie, welche sie verströmt. Doch Achtung: Wer des Spanischen nicht mächtig ist, hat das Glück, dass die Songtexte auch übersetzt der Platte beigelegt sind und es rentiert sich durchaus diese zu lesen, denn dabei offenbart sich manche Überraschung. Es geht nämlich nicht nur um „Corazón“ und „Amor“, sondern zum Beispiel auch mal um „Scharfe Kartoffeln“: „Vor langer Zeit / als ich ein Kind war / wollte ich immer ein Lied schreiben / ein Lied über die Dinge des Lebens / ein Lied über gescheiterte Liebe / ein Lied über göttliche Frauen / ein Lied um in Schenken zu singen / oh, aber es fällt mir nichts anderes ein / als über scharfe Kartoffeln zu schreiben“.
So augenzwinkernd wie die Texte sind, ist teilweise auch der Gesang von Bernhard Widerin dessen Spanisch einen gewissen Akzent nicht versteckt. Und genau das macht den eigenen Ton der Band aus. „Es gibt klassische Cumbia und Cumbiamba / Und Savannencumbia / Cumbia Rebajada und Cumbia Cellenata / Und Cumbia auf unsere Art und Weise“ heißt es darum wohl auch im Lied „Nuestra Cumbia“. Es geht hier nicht darum, etwas nachzuäffen, sondern einen eigenen Sound zu kreieren, dem man durchaus auch anhören darf, woher die Musiker kommen. Dabei ist die Liebe zur lateinamerikanischen Musik genauso ernsthaft, wie deren kitschige Überhöhung manchmal auch lustig sein darf. Eine stimmige Erweiterung ist der Gesang der mexikanische Sängerin Vicky Gonzáles. Ihre weiche Sprache und authentische Stimme passen perfekt zum Sound der Männerformation.

Hüte, Zigarren und 50er-Jahre-Schick

Wie harmonisch Vorarlberg und Lateinamerika zueinander passen können, demonstriert auch das Plattencover (Foto: Lukas Breuer) sehr gut: Das Retro-Setting könnte auf den ersten Blick durchaus einem Buena-Vista-Social-Club-Kontext entspringen, mit Hüten, Zigarren und 50er-Jahre-Schick. Bei genauerem Hinsehen jedoch offenbaren sich kleine Details, welche diese Illusion zerstören, hier ein alpenländisches Stickbild, dort eine blau-weiß-karierte Tischdecke. Eine schöne doppelgleisige Inszenierung – wie die gesamte Band.
Ihre Musik beschreibt die Band selbst übrigens so: „Akustische Instrumentierung und triefender mehrstimmiger Gesang begegnen stupiden, eingängigen Arrangements - mexikanischer Rap und kubanische Freiheitslieder jagen hingebungsvoll vorgetragene Rancheras, Cumbias, Boleros und spanische Schlager.“ Und über den Bandnamen heißt es: „Der Name ‚Gallo Pinto‘ stammt vom traditionellen Frühstück mit Reis und Bohnen, das sich speziell in Costa Rica und Nicaragua höchster Beliebtheit erfreut.“
„Gallo Pinto“ sind in der Vorarlberger Musikwelt durchaus bekannte Haudegen: Daniel Amann (Gitarre, Gesang), Bernhard Breuer (Cajon, Gesang), Martin Widerin (Bass, Gesang), Bernhard Widerin (Gitarre, Vihuela, Gesang) und als special guest die mexikanische Sängerin Vicky Gonzáles. Manche dieser Namen kennt man aus anderen Bands, etwa von „Die drei Friseure“ oder von „Alldra“. Schon diese Referenzen lassen von vorneherein Gutes erahnen und das bewahrheitet sich auch beim Hören der neuen LP „Amor y Revolución“ von „Gallo Pinto“.

Gallo Pinto y Vicky Gonzáles spielen bei „Kultur im Sommer“ im Blasmusikpavillon in Klaus, Freitag, 25.6., ab 19:00 Uhr. Eintritt frei. Bei Regen im Winzersaal. Platten werden vor Ort verkauft.