Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Silvia Thurner · 20. Jun 2021 · Musik

Den transparenten Orchesterklang wahrnehmen und den fulminanten mit voller Wucht spüren – das Symphonieorchester Vorarlberg unter der Leitung von Leo McFall wurde stürmisch bejubelt

Zum Abschluss der pandemiebedingt total verpatzten Konzertsaison 2020/2021 spielte das Symphonieorchester Vorarlberg unter der Leitung von Leo McFall wieder einmal in großer Besetzung und erhielt für die Werkdeutungen von Olivier Messiaen und Anton Bruckner begeisterten Applaus mit herzlichen Sympathiebekundungen für den neuen Chefdirigenten. Das große Einverständnis der Musikerinnen und Musiker mit Leo McFall war spür- und hörbar und zeigte sich in vielen feinsinnig ausgestalteten symphonischen Details.

Noch nie oder schon lange nicht mehr hat das SOV ein Werk des französischen Komponisten Olivier Messiaen gespielt. Er hat die Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts maßgeblich geprägt. Klug wurde Messiaens symphonische Meditation „Les offrandes oubliées“ mit der sechsten Symphonie von Anton Bruckner kombiniert. Die Klangsprachen der Komponisten bildeten unterschiedliche Welten ab. Aber die Werke ergänzten sich in den fein changierenden Orchesterfarben bei Messiaen und den mächtigen Klangtürmen bei Bruckner und boten dem Orchester damit die Gelegenheit, seine Vielseitigkeit zu zelebrieren.
Wie ein Triptychon legte Messiaen sein 1930 entstandenes, erstes Orchesterwerk an und erinnert dabei an ein dreiteiliges Altarbild. Sehr schön gelang dem Symphonieorchester Vorarlberg und Leo Mc Fall im ersten Teil ein schwebender Orchesterklang. Daraus entwickelte sich ein enormer Kontrast im aufgeregten Zentrum des Orchesterwerkes, das mit gezackten Linien, dynamischen Schüben sowie rasenden Vorschlagsmotiven und gegenläufigen Bewegungen dramatisch in Szene gesetzt wurde. Zwar hätte der Einstieg in diese Passage etwas prägnanter ausgestaltet werden können, trotzdem kam die Wirkkraft des Orchesters als einheitlich agierender Organismus voll zur Geltung. Abgeklärt und wiederum hervorragend austariert, faszinierte der dritte Abschnitt, den die tiefen Streicher intonierten und die hohen Streicher sodann in einem hervorragend abschattierten Decrescendo mit ätherischen Flageoletts verklingen ließen.

Bruckners Sechste – zum Ende hin ein Kraftakt

Auch Anton Bruckners sechste Symphonie stellte das SOV imponierend in den Raum des Feldkircher Montforthauses. Aufbauend auf einem starken Fundament der tiefen Register, erklangen die Hauptthemen transparent ausgestaltet. Die stützenden Akkordzerlegungen waren stets gut durchhörbar und der pastorale, unbeschwerte Charakter entfaltete sich gut. Lange war kein derartig fulminanter Orchestergesamtklang mehr zu erleben, umso mächtiger kam wohl auch aus diesem Grund die Entfaltung des vollen Orchesters zur Geltung. Mit einem atmenden Duktus zelebrierten die Musikerinnen und Musiker das Adagio. Immer wieder ließen kammermusikalische Frage- und Antwortspiele der Holzbläser aufhorchen und beeindruckend gelang das gut ausbalancierte Pianissimo am Ende des Satzes. Etwas undifferenziert erklang der Beginn des Scherzos und auch die Intonation ließ nach. Der Finalsatz wurde für alle Beteiligten zu einem Kraftakt. Wenn man jedoch bedenkt, welch schwüler Hitze die Instrumente und auch die Musikerinnen und Musiker ausgesetzt waren, gelang dem SOV eine höchst imponierende Werkdeutung.