„Kaffee und Zucker?“ Dokumentartheater im TAK in Liechtenstein © Pablo Hassmann
Silvia Thurner · 23. Sep 2022 · Musik

Freudvolle Begegnungen über die Kontinente hinweg – Südafrikanische Musiker:innen bei der Pforte

Unter dem Motto „Werfen und Fangen“ starteten das Pforte-Abonnement in den Herbst. Zum gemeinsamen Musizieren hat Klaus Christa Mitglieder des Mangaung String Programme sowie die Jazzpianistin, Sängerin und Komponistin Thembelihle Dunjana aus Südafrika eingeladen. Speziell für dieses Konzert schuf die Musikerin ein sinnliches neues Werk, in dem sie Wesenszüge der südafrikanischen Volksmusik in den Jazz überführte. Die inspirierende Spielfreude und die unterhaltsamen Kompositionen bescherten den Zuhörenden im Festsaal der Stella Vorarlberg Privathochschule für Musik einen entspannten Abend.

Die 26-jährige Musikerin Thembelihle Dunjana aus Kapstadt hat bereits eine beachtliche Karriere als Jazzpianistin gestartet. Sie wurde bei den „Mzantsi Jazz Awards“ ausgezeichnet und publizierte ein Doppel-Album, mit dem sie sich als Komponistin, Pianistin und Sängerin vorstellt.
Ihr sinnliches Klavierspiel begann sie mit dem Stück „In a Goema Place“. Der Werktitel ist zugleich Programm, denn „Goema“ bezeichnet spezifische Stilmittel des südafrikanischen Jazz, in dem Volksmusik, House und amerikanischer Jazz zueinander in Verbindung gestellt werden. Entspannt und mit gut singbaren Themen entfaltete die Pianistin das balladenartige Werk. In diesem Stil hat Thembelihle Dunjana auch das Auftragswerk für „Musik in der Pforte“ angelegt. „Ngenxa Yakho“ bedeutet „Für dich“ und ist eine Art tänzerische Dankeshymne und Lobpreisung. Die musikalischen Stilmittel bewegten sich zwischen traditioneller südafrikanischer Musik, House und Gospelmusic. Die Uraufführung des etwas heterogen wirkenden Stückes lebte von der enthusiastischen Spielart der Musiker:innen Hloni Mokoena und Niklas Walentin, Violine; Klaus Christa, Viola; Mathias Johansen, Violoncello; Siyolise Nyondo, Kontrabass; Zuko Samela, Congas; und Thembelihle Dunjana, Klavier und Stimme. Streicherpassagen rahmten mit einem einleitenden und einem Schlusswalzer eine lange Klavierpassage, einen intensiv musizierten lyrischen Abschnitt sowie ein Conga-Solo. Dabei entfaltete sich die Musik mit einem tänzerischen Duktus und eingängigen Melodien. Die Streicher unterstützten den musikalisch poesievollen Fluss mit zahlreichen rhythmisierenden Passagen und verliehen der Musik Drive.

Leidenschaftliche Werkdeutung

Während im ersten Konzertteil Musik aus Südafrika im Mittelpunkt stand, interpretierten die Musiker:innen in der zweiten Konzerthälfte als europäischen Beitrag das Streichsextett op. 48 von Antonin Dvořák. In diesem Werk spielte Niklas Walentin die erste Violine und Zuko Samela wechselte von den Congas zum Pult der zweiten Bratsche. Die volkstümlichen Themen, die Dvořák in seinem Sextett verarbeitet hat, zogen einen sinnfälligen Bogen zur Musik von Thembelihle Dunjana. Die fast orchestrale Strahlkraft des Streichsextetts kam insbesondere in den eher zurückhaltend gespielten Passagen hervorragend zum Ausdruck. In einer aufmerksamen Kommunikation entfalteten die Musiker:innen die einzelnen Sätze. Mit ihren dunklen Klangfarben wirkte die Dumka leidenschaftlich bewegt. Mit satten Strichen und einer ausgeklügelten Agogik wurde auch der Furiant belebt. Poesievoll und in einem erfrischenden „Werfen und Fangen“ spielten sich die Kammermusiker:innen im Finalsatz die melodischen Themenführungen zu und gestalteten die schwungvoll parallel geführten Linien aus.