Uraufführung des Stückes „Stromberger oder Bilder von allem“ im Vorarlberger Landestheater (Foto: Anja Köhler)
Silvia Thurner · 12. Jul 2021 · Musik

Freude, Sommerruh‘ und Humor – Birgit Plankel, Nina Edelmann-Plangg und Yunus Kaya gaben einen erfrischenden Liederabend

Unter dem schönen Titel „Zwei Frauen, vierzehn Lieder“ luden die Sopranistin Birgit Plankel und die Mezzosopranistin Nina Edelmann-Plangg im Rahmen der Altacher Soireen zu einem Liederabend. Zusammen mit Yunus Kaya am Klavier widmeten sie sich Duetten von Felix Mendelssohn-Bartholdy, Robert Schumann und Johannes Brahms. In den Mittelpunkt stellten die Sängerinnen und der Pianist drei Lieder von Georg Hering-Marsal, der in der Vorarlberger Musikszene viele Spuren hinterlassen hat. Die Lieddeutungen begeisterten durch eine gut aufeinander abgestimmte Tongebung und feinsinnige musikalische Ausgestaltungen.

Ein Duettabend mit romantischen Liedern, findet sich – außerhalb der Schubertiade  selten im Vorarlberger Kulturkalender. So fanden sich viele Zuhörende im Saal des KOM in Altach ein, den die sympathisch auftretenden Sängerinnen und Yunus Kaya am Klavier sogleich mit Esprit füllten. Der erste Block war Liedern aus dem Opus 63 von Felix Mendelssohn-Bartholdy gewidmet. Gut ergänzten sich die Timbres der beiden Sängerinnen, Birgit Plankels Stimme klang hell und weich in der Höhe, Nina Edelmann-Plangg beeindruckte mit ihrer warmen und fein erdigen Tongebung. Besonders zur Geltung kamen diese Vorzüge unter anderem in den Liedern „Gruß“ und „Volkslied“. Virtuos führten die Sängerinnen ihre Stimme im „Maiglöckchen und die Blümelein“ und betonten den kauzigen Mittelteil.

Emotionale Lieddeutungen

Naturschilderungen, die zu Seelenlandschaften werden, sind ein Wesensmerkmal des romantischen Liedes. In „Wasserfahrt“ loteten Birgit Plankel und Nina Edelmann-Plangg die musikalischen Charaktere hervorragend aus. Auch die dargebotenen Duette von Robert Schumann fügten sich hervorragend in diesen Themenkreis. Mit viel Ruhe und langen Linienführungen erklang „Sommerruh“ (op. 14/5). Die Ballade „An die Nachtigall“ (Op. 103/3) begeisterte durch die parallelen Linienführungen und guter Textverständlichkeit, die dem Werk viel Elan verlieh. In Brahms Ballade „Die Meere“ (op. 20/3) blieben die harmonische Melodieführung sowie der feinfühlig ausgestaltete, wiegende Duktus besonders in Erinnerung. Humorvoll stellten die beiden Sängerinnen Brahms‘ berühmtes Duett „Die Schwestern“ in den Raum.
Drei Lieder von Georg Hering-Marsal standen im Mittelpunkt des sinnlichen Liederabends. Die im spätromantischen Stil vertonten Gedichte von Hannes Grabher beeindruckten durch die große emotionale Dichte, die auch in der Stimmführung der beiden Frauenstimmen begründet lag, wie beispielsweise in „Wenn dir das Glück am Wege blüht“ mit wirkungsvollen Melodiebögen. In „Es kommt ein heimliches Freuen“ ließen die Vokalfärbungen und die Zwischenspiele des Klavierparts aufhorchen.

Sensibler und ausdrucksstarker Partner am Klavier

Yunus Kaya war den beiden Frauen ein feinfühliger und sensibler Partner. Nie drängte er sich in den Klangvordergrund und wirkte trotzdem stets sehr präsent. Hervorragend lotete der Pianist die Begleitmuster aus und betonte dabei die harmonischen Farben. Textdeutende Passagen beinhalteten vor allem die Lieder von Robert Schumann. In „Erste Begegnung“ ging der drängende Ausdruck wesentlich vom Klavierpart aus. In „Sommerruh“ und „An den Abendstern“ beeindruckte der schwebende, in sich ruhende Klang.
Solo musizierte Yunus Kaya das Intermezzo op.117/2 von Johannes Brahms und setzte damit einen klangvollen Zwischenteil, der sich hervorragend in den Liederabend einfügte. Die liedartig angelegte Komposition bot dem Pianisten darüber hinaus auch Gelegenheit, auf seine ganz besondere Kunst der Anschlagsdynamik zu verweisen. Seine kürzlich erschienene CD mit Einspielungen von Fantasien, Intermezzi und Klavierstücken von Johannes Brahms hat international für Furore gesorgt.
Freudvoll verabschiedeten sich die Sängerinnen und der Pianist und luden – nach einer sehr langen, sehr ‚sangesfeindlichen‘ Zeit alle im Saal zum gemeinsamen Singen ein.