Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Silvia Thurner · 02. Jän 2019 · Musik

Flair des Südens zum Jahresbeginn – das Jugendsinfonieorchester Dornbirn blickte beim diesjährigen Neujahrskonzert nach Italien

Für einen freudvollen Start in das neue Jahr sorgte das Jugendsinfonieorchester Dornbirn unter der Leitung von Ivo Warenitsch. Mit 92 jungen Musikerinnen und Musikern war das Orchester so groß besetzt wie noch nie. Die Flötistin Laura Moosbrugger als Solistin in einer Konzertpolka von Johann Wilhelm Ganglberger sowie Simon van Holen mit Rossinis Fagottkonzert boten glanzvolle und vergnügliche Höhepunkte. Klangfarbenreichtum, leidenschaftliche Phrasierungsbögen und Humor zeichneten die Spielart des Orchesters aus. Darüber hinaus lenkten zahlreiche herausragende Soli aus den Reihen des Orchesters die Aufmerksamkeit auf sich.

Ivo Warenitsch hat für das diesjährige Neujahrskonzert passende Werke zusammengestellt, die die Vorfreude auf die im Sommer geplante Konzertreise nach Florenz zum Ausdruck brachten. Gleichzeitig boten vor allem das „Preludio Sinfonico“ von Giacomo Puccini und Benjamin Brittens Rossini-Bearbeitungen „Soirées Musicales“ sowie Ottorino Respighis „I Pini della Via Appia“ den Orchestermusikerinnen und –musikern auch reichlich Gelegenheit, Zusammenklänge auszuloten, gute Stimmenbalancen zu finden, Klangtürme und erregte Klangflächen aufzubauen, markante Soli einzubringen und vieles mehr.

Gleich zu Beginn stellte das Jugendsinfonieorchester das wandelbare Hauptthema in Puccinis Frühwerk „Preludio Sinfonico“ plastisch und leidenschaftlich dar. Gesteigert wurde die qualitätvolle Spielart in der Suite „Soirées Musicales“, die Benjamin Britten nach Themen von Gioacchino Rossini zusammengestellt hat. Zahlreiche Musikerinnen und Musiker aus den Reihen des Orchesters ließen mit ihren hervorragenden solistischen Einlagen aufhorchen. Zudem unterstrich das Orchester den Humor in der Musik geistreich. Das illustrative Werk „I Pini di Via Appia“ von Ottorino Resphigi zelebrierte das Orchester mit einem schreitenden Duktus. Vor allem in diesem Klanggemälde genossen die Jugendlichen den monumentalen Orchesterklang und erfuhren dabei, dass der Gesamtklang mehr ist als die Summe der Töne jedes Einzelnen.

Bereichert wurde der bunte Konzertabend auch mit der Ouvertüre „Eine Nacht in Venedig“ von Johann Strauss, in der die Musikerinnen und Musiker vor allem durch ihre rhythmische und atmosphärische Wandlungsfähigkeit begeisterten. Elegant gestaltet erklangen die Übergänge und es war gut nachvollziehbar, dass die Orchestermitglieder gut aufeinander hörten. So erhielten die solistischen Linien Raum zur Entfaltung, während die begleitenden Stimmen dezent, aber sehr präsent den Klanghintergrund formten.

Gute Solisten, Sicherheit gebender Dirigent und humorvolle Moderationen

Als Solisten hat Ivo Warenitsch den Fagottisten Simon van Holen eingeladen. Gemeinsam mit dem Jugendsinfonieorchester präsentierte der aus Belgien stammende Musiker das Konzert für Fagott und Orchester von Gioacchino Rossini. Das mitteilsame Werk, beginnend mit einem opernhaft effektvollen Auftritt, zahlreichen virtuosen Figurationen und viel Schmelz im langsamen Satz musizierte Simon van Holen herausragend und mit einer gehörigen Portion Schalk im Nacken. Dabei brachte er den Klangfarbenreichtum des Fagotts und auch den großen Ambitus des Instruments gut zur Geltung.

In den Reihen des Jugendsinfonieorchesters wirken zahlreiche Persönlichkeiten mit, die das Potential haben, als Solistinnen bzw. Solisten aufzutreten. Eine davon ist die Flötistin Laura Moosbrugger, was sie mit Ihrer Deutung der Konzertpolka „Tirili“ für Piccolo und Orchester von Johann Wilhelm Ganglberger eindrücklich unter Beweis stellte. Den virtuosen Solopart präsentierte sie mit einem angenehm warmen Timbre, leichtfüßig in den zahlreichen Trillerfiguren und in einem guten Einverständnis mit dem Orchester.

In einigen Darbietungen wirkten die Musikerinnen und Musiker im Hinblick auf die Intonation etwas unsicher. Doch dies beeinträchtigte den Esprit der Werkdeutungen nicht wesentlich. Die Zuhörenden feierten das Jugendsinfonieorchester nach Walzern und Polkas von Johann und Josef Strauss sowie Franz von Suppé und freuten sich schließlich über die zünftige Zugabe des neapolitanischen Liedes „Funiculí, Funiculá“.

Ivo Warenitsch verströmte mit seinem Dirigat eine konzentrierte Ruhe. Er stellte sich in den Dienst der Musik und trat sympathisch und zurückhaltend auf. Für gute Stimmung sorgten vor allem die unterhaltsamen Moderationen von Laura Purin und ihren „Nachfolgern“ Oliver Bucher sowie Cassandra Matiz.