Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast. (Foto: Matthias Horn)
Peter Ionian · 03. Jul 2011 · Musik

Farbenfroh und ungeniert eröffnete das Poolbar-Festival diesen Sommer voller Musik und Kultur

Endlich 18! Für junge Erwachsene ein Meilenstein auf dem Weg in die Freiheit. Genau dieses Jubiläum feiert das Poolbar-Festival heuer unter dem Motto „Trieb und Frieden“ vom 1. Juli bis zum 15. August 2011 im Alten Hallenbad in Feldkirch. Tatsächlich ist das vielschichtige Musik- und Kulturfestival immer erwachsener geworden und eröffnete gebührend fulminant am vergangenen Freitag mit „Portugal. The Man“

Alte Bekannte stimmen neue Töne an

Zum dritten Mal in Folge traten die US-amerikanischen Indie-Rocker „Portugal. The Man“ aus Wasilla, Alaska heuer in der Poolbar auf. Es scheint ihnen hier zu gefallen, wegen der Bergkulisse, die sie an zuhause erinnere, und wegen der Leute. Umgekehrt gilt dasselbe, denn wenn sie einmal bekannt sind, sind sie auch meist beliebt. So füllte sich die ehemalige Turnhalle im Obergeschoss des Alten Hallenbades schnell. Die Stimmung war ausgelassen und erwartungsvoll. Man war vor allem gespannt, weil am 19. Juli das neue Album „In The Mountain, In The Cloud“ veröffentlicht wird. Zu hören gab es einen guten Mix von altbekanntem und neuem, überraschendem Material. So viel vorab: Sie bleiben ihrer Linie treu, bringen weiterhin progressiven, eigenständigen Rock mit eingängigen Harmonien und schaffen es dennoch, wieder neue Impulse zu setzen.

Nicht nur Pop, sondern auch Nischen

Als Opener überzeugten „The Builders And The Butchers“ aus Portland, Oregon die "Portugal. The Man" ihre Freunde nennen. Starke Folk-Musik-Einflüsse wurden mit modernem Rock in eine treibende Melange gerührt. Die Instrumente wechselten ständig zwischen den Musikern und zeitweise trommelten zwei Schlagwerke die Zuhörer in Trance. Dass nach zwei derart fesselnden Konzerten noch niemand nach Hause wollte, war klar. Also wurde nach Mitternacht im Pool noch eines drauf gesetzt. „Mean Poppa Lean“ aus Brighton sind ein bunter Haufen in schrägen Outfits, die letztes Jahr in Feldkirch ihre Österreich-Premiere feierten. Sie müssen Eindruck hinterlassen haben, denn so mancher kam nur ihretwegen. Funk-Inspirationen, britischer Humor und eine dynamische Bühnenpräsenz schafften den direkten Draht zum jubelnden Publikum. Mit dem anschließenden DJ-Set wurde einem grandiosen Auftakt ein tanzbares Ende gesetzt.
Die Poolbar bleibt ihrem Konzept jedefalls treu und bringt neben den großen Namen auch unbekanntere, aber keineswegs unbedeutendere Bands ins Bad.

Das Drumherum ist Kern der Sache

Die Stimmung war permanent am Höhepunkt. Dabei hatte alles ganz gemächlich begonnen. „Frau Walser macht Ferien“, ein Abschlussprojekt des Konservatoriums, begrüßte im Wohnzimmer mit improvisierter Musik. Das Style-Kaffee präsentierte die neueste Poolbar-Fashion in einem liebevoll vorbereiteten Shop. Hier gibt es unter anderem auch die diesjährige Unterwäsche für Friedensboten. Proton das freie Radio sendete den ganzen Abend live.
Es fühlte sich beinahe wie ein Jahrgängertreffen an. Alle waren gekommen. Man konnte sich kaum bewegen, ohne altbekannten sowie ganz frischen Gesichtern zu begegnen und in Gespräche verwickelt zu werden. Denn neben dem Programm ist die Poolbar vor allem auch Vernetzung. Hier vermischen sich unterschiedlichste kulturelle Interessen und Generationen. Es gibt ein alteingesessenes Stammpublikum, aber noch immer ein magisches Moment, das neue Gäste anzieht. Mit Zauberei hat das jedoch wenig zu tun. Kontinuität und ständige Weiterentwicklung, Stil und hochwertiges Programm, aber eben auch der heterogene Besuchermix machen das Festival attraktiv.