Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Peter Ionian · 03. Jul 2011 · Musik

Das Poolbar-Festival bringt jeden Sommer Headliner aus der ganzen Welt nach Feldkirch, sieht sich aber auch als Unterstützer der lokalen Vorarlberger Musikszene

Auf die heimische Szene wird bei der Programmierung des Poolbar-Festivals durchaus Rücksicht genommen. Bei freiem Eintritt wird der Mittwochabend grundsätzlich von Musikern und Bands aus Vorarlberg bespielt. Auch für die Supportoptionen gilt, dass Anfragen aus dem Ländle bzw. österreichische Bands bevorzugt werden. Längst gibt es mehr Anfragen als Spielplätze. Nicht nur die Herkunft wird als Auswahlkriterium gesetzt, es soll auch das Programm stimmig sein. Das ist eine gute Gelegenheit für Musikschaffende aus der Region. Aber nur selten kommen sie in den Genuss einer Headliner-Show. Vor allem nicht an einem Samstagabend und schon gar nicht zum Eröffnungswochenende. Dafür muss man schon etwas vorzuweisen haben. Dennoch ist es dieses Jahr passiert. „The Sorrow“ sind das Vorzeigeobjekt einer Erfolgsgeschichte und ließen es am zweiten Abend in der Poolbar ordentlich krachen.

Wie man über sich selbst und die Landesgrenzen hinauswächst

„The Sorrow“ hat alles richtig gemacht. Mit einiger Erfahrung aus früheren Bandprojekten wurde von vornherein mit Köpfchen vorgegangen. Schon das Debütalbum erntete überschwängliches Lob der KritikerInnen. Man ließ nicht lange auf einen Nachfolger warten und präsentierte vergangenen Oktober im vollen Dornbirner Spielboden das dritte und aktuelle Album. Durch Deutschland touren sie äußerst erfolgreich. Den direkten Kontakt zu ihrer treuen Fangemeinde halten sie durch ein virtuelles Doppelleben. Die Kanäle von Web 2.0 und Social-Media-Plattformen sind ihr zweites Zuhause. Auf den Konzerten werden immer wieder neue T-Shirts und Merchandise-Artikel angeboten. So treten „The Sorrow“ mit ihren Fans in Beziehung.

Stell dir vor es wäre Krieg und keiner geht hin

War das Publikum am ersten Abend noch bunt durchmischt, war es am Samstag schwarz getränkt. Die Musik von „The Sorrow“ kann man durchaus als Randgenre bezeichnen. Schwerer Metal und schreiende Stimmen dominieren den Sound, nur manchmal werden melodiöse Parts darunter gemischt. Das spricht ein Sparten-Publikum an und schreckt Uneingeweihte eher ab. Der zweite Abend hatte somit ein ganz anderes Gesicht und die Halle füllte sich nur zaghaft. Doch das störte die Routiniers von „The Sorrow“ kaum. Sie lieferten eine krachende und eingespielte Performance. Als die vornehmlich jungen Metal-Fans dann wie im Hexenkessel zu tanzen begannen, waren alle froh, dass nicht zu viele Leute da waren. Wenn Metal-Heads tanzen, ähnelt das nicht selten einer Schlacht, so auch am gestrigen Abend.

Ein ganzer Abend mit Sound aus Vorarlberg

Davor gab's zwei andere interessante Lokalbands. „The Omission“ machten niemandem was vor. Authentisch und unverkleidet kommen sie mit Post-Hardcore-Kompositionen daher, die sich nicht verstecken müssen. „KIN“ waren ursprünglich ein Akustik-Duett, das nun durch eine knackige, harte Rhythmuspartie ergänzt wird. Die zwei Welten stoßen aneinander und werden irgendwann eine neuartige Vereinigung werden. Der Abend und das Publikum waren Special-Interest. Das Ganze war vor allem laut. Am nächsten Tag dürften einige Fans heiser, mit einem Pfeifen in den Ohren und voller blauer Flecken aufgewacht sein. Wem das zu hart war, konnte im Pool ein absolutes Kontrastprogramm erleben. Beim Tanzmarathon wurde das Durchhaltevermögen der schlaflosen Nachteulen bewertet und belohnt. Das schuf zwar ein Rückzugsgebiet für alle Nicht-Metaller, aber die übliche Vielfalt von Besuchern konnte man damit nicht anlocken. An diesem Abend wurde einmal mehr klar, dass das Poolbar-Festival nicht an einer einzigen Idee festzumachen ist, sondern viele verschiedene Gesichter hat.