Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Silvia Thurner · 23. Nov 2018 · Musik

Emotionsgeladene Werkdeutungen bei wien modern – Wolfram Schurig überzeugte, Agata Zubel erfüllte die hohen Erwartungen nicht

Im Rahmen von Wien modern findet alljährlich das Preisträgerkonzert des Erste-Bank-Kompositionspreises mit dem Klangforum Wien unter der Leitung von Johannes Kalitzke statt. In diesem Jahr erhält die polnische Komponistin und Sopranistin Agata Zubel die renommierte Auszeichnung. Die Künstlerin stand sowohl als Solistin als auch mit ihrem Werk „Cleopatra’s Songs“ im Mittelpunkt des Abends. Darüber hinaus war im Wiener Konzerthaus auch die Uraufführung des eindrücklichen Liederzyklus „5 ostinati“ für Sopran und 14 Instrumente von Wolfram Schurig zu erleben. Viel Aufmerksamkeit lenkte Friedrich Cerhas Ensemblestück „Kurzzeit III“ auf sich.

Wolfram Schurig hat vor einigen Jahren einen Liederzyklus vorgelegt und damit viel Beachtung gefunden. Das Komponieren für Singstimme und Ensemble setzte er nun mit den „5 ostinati“ fort, einem Auftragswerk von wien modern und dem Klangforum Wien. Den Liedern legte er Texte der deutschen Lyrikerin Daniela Danz aus dem Band „V“ (Vaterland) zugrunde. Vom Aussagegehalt der Lyrik ausgehend, schuf der Komponist eine dicht verwobene Musik, die die Textinhalte mannigfaltig widerspiegelten und in instrumental geführten Zwischenspielen reflektierten. Verbunden mit einer in vielen Farben changierenden Instrumentierung – unter anderem mit Akkordeon, Englischhorn und teilweise gedämpftem Horn sowie vielfarbiger Perkussion – gelang eine gut nachvollziehbare Musik, die die Beziehung zum Text und zur spezifischen Kompositionstechnik mit den zugrunde gelegten Ostinati als immer wiederkehrende Figurationen hervorragend auslotete.

Bei der Uraufführung mit dem Klangforum Wien und der Sopranistin Agata Zubel unter der Leitung von Johannes Kalitzke gab es jedoch eine wesentliche Einschränkung. Die Sopranistin verfügte zwar über eine nuancierte und ausdruckskräftige Stimme, mit der sie musikalische Gehalte herauskristallisierte, allerdings sang sie vollkommen textundeutlich. So blieb eine essentielle Erfahrungsebene unerschlossen.

„Cleopatra’s Songs“ von Agata Zubel war im Wiener Konzerthaus als österreichische Erstaufführung zu hören. Die Komponistin interpretierte den Solopart emotionsgeladen und theatralisch, dementsprechend vielfarbig führte sie die einzelnen Abschnitte zusammen. Hier kam ihre stimmliche Varianz, die von rhythmisiertem Atmen über Schluchzen bis zu gehauchten Songs viele Facetten beinhaltete, voll zum Tragen. Allerdings wirkte die Komposition in der Gesamtanlage eher dem Effekt als einem immanenten, musikalischen Ausdruck verpflichtet.

Ein großer Meister seines Faches

Von Friedrich Cerha wurde das kurze, aber eindrückliche Werk „Kurzzeit III“ interpretiert. Die formale Anlage sowie der gut nachvollziehbare musikalische Fluss, der sich aus den vielgestaltigen rhythmischen Schichtungen und intensivierenden Entwicklungsprozessen ergab, begeisterten die Zuhörenden.

Hervorragend musizierte das Klangforum Wien unter der Leitung von Johannes Kalitzke. Um- und weitsichtig leitete er das Ensemble, so dass sämtliche Werkdeutungen mit einer bewundernswerten Transparenz und Leichtigkeit erklangen.