Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Silvia Thurner · 26. Jun 2018 · Musik

Einzelstimmen zu einem faszinierenden Ganzen gebündelt – Das Jerusalem Quartet und der Cellist Gary Hoffman begeisterten in mehrerlei Hinsicht

Das Jerusalem Quartett findet weltweit große Anerkennung und ist seit nunmehr achtzehn Jahren gern gesehener Gast bei der Schubertiade. In ihrem exklusiven Programm stellten Alexander Pavlovsky und Sergei Bresler (Violine), Ori Kam (Viola) und Kyril Zlotnikov (Violoncello) Mozarts Streichquartett (KV 458) die Werkdeutung des ersten Streichquartetts „Kreutzersonate“ von Leos Janacek gegenüber. Zusammen mit dem Cellisten Gary Hoffman und Schuberts Streichquintett (D 956) rundeten die Musiker das bejubelte Kammerkonzert im Angelika Kauffmann Saal ab.

Gut durchdacht wirkte die Kombination der Werke von Mozart und Janacek, denn im Hinblick auf die kompositorische Denkart der beiden Komponisten gibt es immanente Gemeinsamkeiten. Beide gingen von einer Rhetorik in der Musik aus und formten auch aus diesem Interesse heraus die musikalischen Themen. Unter anderem diesen Idiomen in den Werkdeutungen nachzuspüren, war ein reizvolles Erlebnis.
Das Jerusalem Quartett entfaltete das Mozart-Quartett, indem es den Elan vornehmlich aus dem Hauptthema – auf dieses bezieht sich der Beiname „Jagd-Quartett“ – schöpfte und jede Passage Energie geladen und in einer faszinierend homogenen Klangkultur modellierte. Die vollkommen ausgewogene Balance zwischen den Stimmen kam auch dem Menuetto zugute und führte im Adagio zum Höhepunkt der Werkdeutung.

Dramatische Gegensätze

Eine ganz andere Klangfarbe verliehen die Quartettmusiker Janaceks Streichquartett. Unter anderem zog die gefühlsbetont in den Raum gestellte Geste des Eröffnungssatzes die Aufmerksamkeit auf sich. Die irrlichternden Flageoletts und die konfrontierenden, grellen Kommentare unterstrichen den dramatischen Aussagegehalt der Komposition. Spannungsgeladen verdichtet und mit vorwärts peitschenden Rhythmen führte der musikalische Fluss zu einem offenen Schluss, der viele Assoziationen offen ließ.

Ausgefeilte Klangkultur

Schuberts Streichquintett in C-Dur (D 956) ist ein wahres Meisterwerk der Musikgeschichte. Mit viel Kontakt zueinander musizierten die Quartettmusiker miteinander und es war gut nachvollziehbar, wie intensiv sie aufeinander hörten. Dies ermöglichte den ausgeklügelt dunklen Klangcharakter in einem wiederum perfekt ausgeloteten Stimmenausgleich, in den sich Gary Hoffman hervorragend eingliederte. Bewegungsimpulse und in sich ruhende Felder sowie ein feinsinnig, leicht hervorgehobenes Bassregister zeichneten den ersten Satz aus. Die Pizzicati und den Dialog mit dem Primgeiger zelebrierten Gary Hoffman und Alexander Pavlovsky im Adagio mit einem zart schmelzenden Timbre. Nach dem aufwühlenden Ausbruch wirkte der Wiedereinstieg in die ätherische Leichtigkeit des Klanges jedoch etwas undifferenziert. Die Risikobereitschaft der Musiker führte im Finale mitunter zu Trübungen der Intonation. Diese beeinträchtigten den hervorragenden Gesamteindruck jedoch nicht.