Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Silvia Thurner · 30. Mär 2010 · Musik

Einstimmung auf die Karwoche und Ostern - in Bildstein erfuhr Pergolesis „Stabat Mater“ eine beeindruckende Deutung

Am Palmsonntag wendeten sich das „Collegium Instrumentale“, die Sängerinnen Birgit Plankel und Martina Gmeinder sowie die Frauen des Vorarlberger Madrigalchores unter der Leitung von Guntram Simma einem der berühmtesten und wohl am meisten gespielten Sakralwerke zu. Sie interpretierten in der Pfarrkirche Bildstein das „Stabat Mater“ von Giovanni Battista Pergolesi. Während das Orchester eher zurückhaltend agierte, hinterließen besonders die Solistinnen und auch der Madrigalchor einen nachhaltigen Eindruck.

Pergolesis „Stabat Mater“ umgibt eine besondere Aura, denn das Werk ist einerseits durch seine fromme Hinwendung zu den Leiden Marias und andererseits durch einen verinnerlichten Operncharakter eingängig erlebbar und gut nachvollziehbar. Zahlreiche Tonsymbole und Linienführungen, die leidvolle Erfahrungen implizieren, sowie die harmonischen Modulationen führen in die emotionale Tiefe dieses Werkes.

Orchester- und Chorpart

Das „Collegium Instrumentale“ unter der Leitung von Guntram Simma fühlte sich wenig der historischen Aufführungspraxis verpflichtet und interpretierte das Werk aus der musikalische Anlage heraus. Dieser Zugang ist legitim, aber die MusikerInnen standen mit ihren Instrumenten durch das nasskalte Wetter vor einer großen Herausforderung. So schien es, dass viel Konzentration und Energie auf die Intonation gelegt werden musste, die einer affektbetonten Ausgestaltung des Orchestersatzes schließlich fehlte. Deshalb agierte das Orchester eher zurückhaltend und in dienender Funktion. Bemerkenswert gestaltet wurde die Schwermut durch Gewichtungen und den Sog nach unten sowie das Unisono mit der Altstimme in der Arie „Daß ich Christi Tod und Leiden“. Vom Dunkel zum Licht führte Guntram Simma den Klangfluss in der darauf folgenden Passage in aufgehellten Tonartenfolgen, bevor sich der musikalische Charakter wieder verdunkelte. Hier wirkten auch die Seufzermotive durch fallende Sekundintervalle eindringlich. Die Frauenstimmen des Madrigalchores zeichneten sich durch ein homogenes Klangbild aus und bereicherten die musikalische Ausgestaltung maßgeblich.

Birgit Plankel - Sopran mit enormer Palette an Feinheiten

Im Zentrum standen die Sopranistin Birgit Plankel und Martina Gmeinder, die die Altstimme sang. In die Dramatik des Geschehens führte Birgit Plankel mit einer Stimmführung, die die feinen Nuancen der Affekte vielgestaltig ausformte. Gleich in der ersten Arie war dies erlebbar, als sie mit Tremolomotiven und Crescendi Text deutend und gut artikuliert die Seelenlandschaft absteckte. Auch die in sich gekehrte Trauer brachte die Sopranistin durch ein bewundernswert geführtes Piano zum Ausdruck. Vor allem in den leisen Passagen entfaltete sie eine enorme Palette an Feinheiten, die das Werk belebten. Die vielgestaltige Symbolik kam vor allem in den Fragen des Duetts (Nr.5) zur Geltung. Einen Ausdruck fanden sie auch in der fast tonlos zurückhaltend ausgeführten Melodie der anschließenden Arie.

Martina Gmeinder - Alt mit wandlungsfähiger Stimme

Martina Gmeinder zeigte in ihrem Part ihre wandlungsfähige Stimme, die in erdig warme tiefe Tonlagen führte und ein genauso warmes Timbre in den höheren Lagen entfaltete. Im Duett mit Birgit Plankel war die Mezzosopranistin schon öfters zu erleben. Auffallend ist, dass die beiden Stimmen hervorragend harmonieren und sich schön ergänzen. Auch Martina Gmeinder führte die Affekte plastisch an die Gestaltoberfläche, beispielsweise die innere Erregung mit einem besonders betonten Vibrato oder Fragen mit einer differenziert eingesetzten Dynamik. Gehaltvoll ließ sie sich in der Arie (Nr.7) vom Orchester tragen. Die Umgestaltung der Trauer in die Zuversicht deutete Martina Gmeinder leidenschaftlich und mit eindrücklichen Melismen.