„Kaffee und Zucker?“ Dokumentartheater im TAK in Liechtenstein © Pablo Hassmann
Silvia Thurner · 15. Okt 2019 · Musik

Eine ziemlich laute musikalische Meditation mit dem Clarkwell Sextett in der Basilika Bildstein

Der Komponist und Musiker Thomas Heel bezieht seine Inspiration für neue Werke oft und gerne aus alten Vorlagen. Seinem Zyklus „Atavus-Bildstein“ legte er die weitgehend unbekannte Musik des frühbarocken Komponisten Hieronymus Bildstein zugrunde. Dazu extrahierte er musikalische Themen und Wendungen, verarbeitete sie nach eigenen musikalischen Vorgaben und setzte sie in sechs ‚Klangblöcken‘ zu einem Ganzen zusammen. Das Clarkwell Sextett spielte in der Basilika Bildstein die statisch anmutenden Kompositionen. Sie hätten als Meditationen erlebt werden können, doch dem wirkte die etwas inhomogene Besetzung sowie die hallige Akustik entgegen.

Den ersten Abschnitt namens „Kwi“ leitete das Clarkwell Sextett mit Christian Mayer (Gesang, Shruti-Box), Patrik Haumer (Trompete, Alphorn, Melodica), Hansjörg Helbock (Saxophone, Gitarre), Rupert Tiefenthaler (Gitarre), Hubert Sander (Trommeln, Perkussion, Hang) und Thomas Heel (Posaune, Tuba, Alphorn, Komposition) unisono ein. Die Rahmentrommel gab den Duktus der in sich kreisenden melodischen Floskeln vor, wobei jedem Instrumentalklang eigene Tondauern zugeordnet waren und Überspielungen mit dem Saxophon für Abwechslung sorgten. „Kwa“, das zweite Stück, spielten die Musiker unter anderem mit Shruti Box sowie zwei Melodica. Reizvoll wirkte die Percussion der Sticks auf dem Steinboden der Basilika. In diesem Werk zeigte sich jedoch, wie schwierig sich die Instrumente intonatorisch in Einklang bringen ließen. Relativ laut klangen die verstärkte Gitarre und der Bass zur Melodica und zum Bordun der Shruti Box, so dass Schwebungen entstanden, die die Musik unangenehm grell wirken ließen. Klanglich ebenso problematisch war auch jener Abschnitt, in dem Hubert Sander das Hang spielte und die melodischen Linien langsam nach oben geschraubt wurden.

Archaisch, ritueller Charakter

Besser abgerundet erschien der vierte Abschnitt, der unter anderem für Alphorn, E-Gitarre, Becken und Cajon gesetzt war. Der gleichförmig, sich langsam bewegende Klangfluss verlieh der Musik einen archaischen Touch. Chromatik und das allmählich Abschreitende des Tonraumes spielten im Teil „Rot“ eine bedeutende Rolle, doch diese Passage bot wenig musikalische Anreize. Schroffe Gegensätze bestimmten das Finale, das in einem versöhnlichen Schluss mündete.

Die Musiker und der Sänger formten die Musik konzentriert und mit Bedacht auf die schwierigen akustischen Bedingungen aus. Insgesamt wirkte das Projekt „Atavus-Bildstein“ in der musikalischen Aussage jedoch eher einförmig.