Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast. (Foto: Matthias Horn)
Silvia Thurner · 29. Okt 2019 · Musik

Eine Reise in den Süden auf vielen Saiten – Jubel im vollbesetzten Saal zum Auftakt der Aboreihe „Gitarre AmBach“

Bereits in die sechste Auflage geht die Abonnementreihe „Gitarre AmBach“, die vom Gitarristen Silfredo Pérez initiiert wurde und von Michael Löbl organisiert wird. Zur Eröffnung der aktuellen Saison musizierte Alexander Swete zusammen mit der tonart Sinfonietta unter der Leitung von Markus Pferscher. In der voll besetzten Kulturbühne in Götzis erklangen unter anderem das berühmte Gitarrenkonzert von Mario Castelnuovo-Tedesco sowie das Doppelkonzert für Gitarre und Bandoneon von Astor Piazzolla. Zuvor spielte Alexander Swete Werke für Gitarre solo. Mit seinem inspirierenden Spiel und seiner feinsinnigen Tongebung zog er die Zuhörenden in seinen Bann.

Der Gitarrist Alexander Swete begeistert nicht nur hierzulande das Publikum. Doch wenn er in Vorarlberg auftritt, füllt sich stets der Konzertsaal. So war es auch in der Kulturbühne AmBach, wo Alexander Swete seine klangsinnliche und zugleich virtuose Spielart auf der Gitarre zelebrierte. Jedem einzelnen Ton verlieh er in den Werkdeutungen von David Kellner, Niccolo Paganini sowie Augstin Barrios Mangoré seinen spezifischen Stellenwert innerhalb des musikalischen Ganzen. Auf diese Weise kristallisierte er die Charakteristika der einzelnen Werke sorgfältig und klangsinnglich heraus. Gleichzeitig nahm der Gitarrist mit den ausgewählten Kompositionen die Zuhörenden mit auf eine Zeitreise von der Frühklassik über die Romantik bis hin zu ethnischer Salonmusik des 20. Jahrhunderts sowie auf eine geografische Tour von Stockholm ausgehend nach Genua und bis nach Paraguay.

Mit einem locker sprechenden Duktus modellierte Alexander Swete die Phantasie in D-Dur sowie jene in d-Moll von David Kellner. Viel Kraft verströmte auch die Gran Sonata in A-Dur von Niccolo Paganini, in der einesteils der dialektische Themenaufbau und andernteils das virtuose Figurenwerk für Abwechslung und Esprit sorgten. Mit einer nuancierten Tongebung erklang der liedartig angelegte langsame Mittelsatz. Im tänzerischen Finale faszinierte der Gitarrist mit glanzvollen Variationen und einem akkordisch virtuosen Spiel, das viel Leichtigkeit, Humor und Freude ausstrahlte. Emotional belebte Alexander Swete die Werke von Agustin Barrios Mangoré und brachte die Eleganz des „Vals“, op. 8/4, die Melancholie im „Choro de Saudade“ sowie den volksliedartigen Charme des „Danza Paraguaya“ voll zur Geltung.

Gitarre und Orchester als gute Partner

Mit Spannung wurde die Interpretation des berühmten Gitarrenkonzertes von Mario Castelnuovo-Tedesco erwartet. Extra zu diesem Anlass musizierte erstmals im Rahmen von „Gitarre AmBach“ ein Orchester. Die tonart Sinfonietta unter der Leitung von Markus Pferscher interpretierte das Werk hervorragend und war dem Solisten eine ebenbürtige Partnerin. Die unterschiedlichen Klangfarben, modal konzipierte Themen und zahlreiche kanonischen Imitationen verliehen der Musik einen reizvollen holzschnittartigen Charakter, den die Musikerinnen und Musiker wirkungsvoll zur Geltung brachten. Besonders im ersten Satz ergänzten sich die Passagen des Soloparts gut mit dem Orchester, das zwar sehr präsent agierte, jedoch nie in den Klangvordergrund drängte.

Begeisterung löste auch die Darbietung des Doppelkonzertes für Gitarre und Bandoneon von Astor Piazzolla aus. In einer langen Einleitung gab Alexander Swete die Atmosphäre vor, Eduardo Garcia am Bandoneon nahm diese Stimmung auf und gemeinsam öffneten die Solisten eine große musikalische Weite. Eine zusätzliche Farbe brachte das Streichorchester ein, das mit einem harmonisch-rhythmischen Klangteppich eine gute Grundlage bot.