Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Silvia Thurner · 28. Okt 2019 · Musik

Ein schöner Rahmen für sympathisch offene und geistreiche Musik und Literatur – das ensemble plus und Nikolaus Brass luden zum Konzertfest ins Magazin 4

Zum Geburtstag des international viel beachteten Komponisten Nikolaus Brass gab das ensemble plus ein stimmungsvolles Konzertfest im Magazin 4 in Bregenz. Viele Musikinteressierte und Freunde fanden sich ein, um Nikolaus Brass‘ „Songlines“, das 3. Streichtrio und die Uraufführung der „2. Strophe für Viola solo“ mit Michaela Girardi (Violine), Andreas Ticozzi (Bratsche) und Jessica Kuhn (Violoncello) zu hören. Bettina Barnay ergänzte die Musik mit „Schwarzenbergs Notizen“ hervorragend und machte auf die eindrucksvolle Doppelbegabung des Künstlers aufmerksam. Zum Fest gehörte auch gutes Essen, das der „KäseCaspar“, alias Caspar Greber, mit großer Begeisterung darbot.

Die Literatur und die bildende Kunst haben die Musik von Nikolaus Brass immer schon inspiriert und Anregungen für musikalische Werke geboten. Dass der Komponist seine Musik von der melodischen Linie aus denkt und den Musikerinnen und Musikern für deren Werkdeutungen auch viel persönlichen Freiraum einräumt, wurde in den beiden Solowerken „Songlines“ und „2. Strophe für Viola solo“ feinsinnig erlebbar.

Inspiriert von Literatur und bildender Kunst

Michaela Girardi spielte das für sie komponierte Stück „Songlines“ facettenreich und führte die Zuhörenden entlang einer mitteilsamen gestalteten musikalischen Linie, die ganz unterschiedliche Charakteristika ausbildete. Von filigran-brüchig gestalteten Passagen über ätherisch-verklingende Klänge bis hin zu mehrstimmigen Abschnitten und sich einpendelnden Tonhöhen. Ein intensives Hörerlebnis wurde die Darbietung noch dazu, wenn man wusste, dass sich der Komponist in diesem Werk von der imaginierten Landkarte singender Ahnen der Aborgines in Australien inspirieren ließ. Auf die gleichen Inhalte baute auch die „2. Strophe für Viola solo“, die Nikolaus Brass für Andreas Ticozzi und seine ‚große‘ Bratsche komponierte. Wunderbar sonor intonierte der Bratschist das Werk, das sich unter anderem durch vielgestaltige mehrstimmige Passagen auszeichnete. Transparent formte Andreas Ticozzi diese Linien aus, indem er jedem einzelnen Ton seinen individuellen Wirkungsraum gewährte. Er zelebrierte die gut proportionierten, eher langsamen Klanglinien, um schließlich den Bewegungsfluss spannend zu intensivieren. Abgerundet wurden die beiden Solowerke durch die Allemande aus der 6. Cellosuite von J. S. Bach, die Jessica Kuhn sensibel darbot.
Danach nahm das Konzert mit dem impulsiven 3. Streichtrio Fahrt auf. Dass nicht nur Literatur, sondern auch die bildende Kunst als Inspirationsquelle dienen kann, wurde in diesem Werk eindrucksvoll dargestellt. Michaela Girardi, Andreas Ticozzi und Jessica Kuhn musizierten gut aufeinander abgestimmt und eröffneten mit ihrem temperamentvollen Spiel musikalische Räume, in denen vielgestaltige klangliche Texturen die Aufmerksamkeit auf sich zogen.

Schwarzenbergs Notizen

Zwischen den musikalischen Darbietungen las Bettina Barnay aus „Schwarzenbergs Notizen“. Schwarzenberg, das literarische alter ego des Komponisten, zeichnete sich durch humorvolle indirekte Reden aus. Die Texte waren gespickt mit geistreichen Anmerkungen und Wortspielereien, sie regten zum Weiterdenken an und ergänzten die musikalischen Darbietungen hervorragend.
Akustisch und im Hinblick auf das Ambiente funktionierte das Magazin 4 hervorragend als Konzertraum. Doch das Hantieren des Wirtes an der Theke störte die musikalischen Hörerlebnisse empfindlich. Nach dem Konzert trat der Käsesommelier Caspar Greber vor das Publikum und lud derart begeistert und enthusiastisch zu Tisch, dass ihm wohl die meisten das Wischen und Brotschneiden während der musikalischen Darbietungen spontan verziehen haben.