Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Andreas Feuerstein · 27. Okt 2019 · Musik

High Performance beim Grenzübertritt - Das Klangraumschiff 5K HD landete am Freitagabend mit neuer Klangmaterie im Spielboden

Blickt man in der Musikgeschichte ein paar Jahrhunderte zurück, kann man feststellen: Bis heute in Erinnerung sind mit Ausnahmen vor allem jene Komponisten, die mit ihrem Werk den musikalischen Status quo ihrer Zeit herausforderten. Dabei war das Neue niemals willkürlich. Grenzüberschreitungen gingen stets mit einer tiefen Kenntnis der musikalischen Gesetze einher. Nur wer diese in- und auswendig verstanden hatte und anwenden konnte, war dazu bemächtigt, sie der neuen Klangwelten willen auch zu brechen. Die ZeitgenossInnen natürlich waren mit diesen Brüchen meist überfordert.

In diese Tradition des Verstehens und Weitergehens passen 5K HD zurzeit wie kaum eine andere Band. Mit einem Unterschied zu vergangenen Zeiten: Den Elektropopjazzvirtuosen stehen die unendlichen Möglichkeiten der technischen Manipulation offen – das vielleicht letzte, doch mit einem grenzenlosen dahinterliegenden Raum verbundene Tor zu neuer Musik. Die Band, das war am Freitagabend im Spielboden zu hören, weiß hindurch zu schreiten. Was Mira Lu Kovacs (Gesang), Benny Omerzell (Keyboards), Manu Mayr (Bass), Martin Eberle (Trompete) und neuerdings Andreas Lettner (Schlagzeug) darbieten, klingt wie die Invasion einer musikalisch überlegenen außerirdischen Lebensform, die alles schon mal Dagewesene in sich aufsaugt, um es in einer hochkomprimierten, eigenen Gesetzen folgenden neu zusammengesetzten Form auf die Menschheit loszulassen.

Im intergalaktischen Reisegepäck hatten 5K HD „High Performer“. Der Titel des neuen Albums, das Anfang September auf dem bandeigenen Label fiveK Records veröffentlicht wurde, ist buchstäblich Programm. Und passt hervorragend zum Live-Auftritt, der vom ersten bis zum letzten Ton eben eine High Performance war. Wie der seinesgleichen suchende Sound, den die Band ohne Computerunterstützung (!) auf der Bühne produziert, die von Mainstream und musikalischer Belanglosigkeit verdreckten Gehörgänge durchputzt, war eine Freude. Dass alles schon mal da gewesen wäre und man nichts Neues hinzufügen kann, die Formation ist der Klang gewordene Gegenbeweis. Frohen Mutes entlassen Kovacs, Omerzell, Mayr, Eberle und Lettner ihre HörerInnen mit der glücklichen Gewissheit: Man hat noch längst nicht alles gehört. Bis zur nächsten Landung, Raumschiff 5K HD.