Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Silvia Thurner · 20. Jun 2020 · Musik

Eine anregende musikalische Stunde - die Pfarrkirche Nüziders bot den Raum für das erste Konzerte der Reihe „Klassik plus“

Der Konzertkalender füllt sich nun langsam wieder. Ideale Bedingungen für die derzeit vorgeschriebenen Sitzregelungen bieten Pfarrkirchen. Deshalb eröffnete der Initiator und Bratschist Guy Speyers die Kammerkonzertreihe „Klassik plus“ in der Pfarrkirche Nüziders. Zusammen mit der Geigerin Yukiko Tezuka und dem Cellisten Detlef Mielke erklangen Werke von Bach, Rognoni und Mozart. Bei dieser Gelegenheit war der hierzulande als Stimmführer im Symphonieorchester Vorarlberg bestens bekannte Detlef Mielke als sensibler Solist mit Bachs erster Cellosuite zu erleben. Den Höhepunkt des Abends bildete das anregend musizierte Streichtrio (KV 563) von W. A. Mozart.

Die meisten Liebhaberinnen und Liebhaber der klassischen Musik haben die Suite Nr. 1 in G-Dur von Johann Sebastian Bach (BWV 1007) im Ohr. Interpretationsvergleiche mit der Werkdeutung von Detlef Mielke boten deshalb reizvolle Anregungen. Bei der Tempogestaltung fühlte sich der Cellist frei und verschaffte sich damit die Gelegenheit, die Themen individuell und mit klarem Gestus auszuformen. Auf diese Weise kamen die Themencharaktere der einzelnen Sätze vielgestaltig und geistreich zum Ausdruck.
Das Renaissancestück „Anchor che col partire” von Riccardo Rognoni besticht durch eine ständige Intensivierung, indem die Notenwerte kontinuierlich verkleinert erklingen und dadurch der musikalische Duktus allmählich immer virtuoser wird. Mit viel Ruhe leitete Yukiko Tezuka das Werk ein, dazu bildeten die Bratsche und das Cello den Klanggrund. Verspielt wirkte der ornamental verzierte Violinpart, bis zum Schluss hin wurde der musikalische Fluss gesteigert. Es war ein gelungener Schachzug, Rognonis Werk unmittelbar in Mozarts „Divertimento“ (KV 563) überzuführen. Mit Esprit modellierten die Musikerin und die Musiker die für Mozart so typischen Themengestalten und spielten sich gegenseitig die motivischen Bälle zu. Dabei füllten die Violine, die Bratsche und das Cello die jeweils wechselnden musikalischen Hauptrollen voll aus, so dass die kompositorische Raffinesse des Werkes zur Geltung kam.
Allerdings machte es die Akustik dem Trio nicht immer leicht, wirklich transparente Linienführungen durchzusetzen. Doch alle drei spielten mit Enthusiasmus und teilweise auch mit Überschwang, der einige Male ziemlich krass auf Kosten der Intonation ging.

Geistreich entwickelt

Dem gegenüber ließen zahlreiche Passagen aufhorchen. Mit innigem Ausdruck entfaltet erklang das berühmte Adagio mit den schönen akkordischen Tonschritten im Violoncello. Spannend entwickelten Yukiko Tezuka, Guy Speyers und Detlef Mielke auch das Andante, das schließlich den Höhepunkt der gesamten Werkdeutung darstellte. Zuerst stellten die Musiker das liedhafte Thema leichtfüßig vor, transformierten dann die Motivcharaktere und gestalteten sie farbenreich abschattiert und in einer ausgewogenen Stimmenbalance aus.