Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Silvia Thurner · 31. Jul 2010 · Musik

Ein Schmelztiegel musikalischer Einflüsse - „Majimaz“ bot in der Villa Falkenhorst gute Unterhaltung

Eine erdige Stimme, ein schönes Ambiente, engagierte Musiker und ein erlesenes Programm mit jüdischen und sephardischen Liedern sowie arabischer Musik waren die besten Voraussetzungen für ein stimmungsvolles Konzert. In der Villa Falkenhorst gastierte das Ensemble „Majimaz“ rund um die Sängerin Simone Klebel-Pergmann.

„Majimaz“ nennt sich das Ensemble, in dem sich Musiker aus unterschiedlichen kulturellen Umfeldern versammeln, um gemeinsam Musik zu machen und gleichzeitig auch eine Botschaft zu vermitteln. Die Sängerin mit jüdischen Wurzeln, Simone Klebel-Pergmann, eröffnete mit ihrer mitteilsamen Art die Welt zu jiddischen, jüdischen und sephardischen Liedern. Ihr zur Seite musizierten Marwan Abado an der Oud, der mit seiner Kunst der arabischen Maqam und Taq’sim den Orient in die Villa Falkenhorst brachte. Er schuf mit seinen nachdenklichen und zugleich humorvollen Geschichten einen guten Kontakt zum Publikum und eine angenehme Konzertatmosphäre. So wurden die Sinne geöffnet für die Feinheiten der Musik über die Grenzen der israelischen und arabischen Musik hinweg. Bernd Konzett am Kontrabass und Bernie Rothauer an der Rahmentrommel und Gitarre vervollständigten das gut aufeinander abgestimmte Ensemble.

Sprechende Klarinette

Zur jüdischen Musik gehört eine Klarinette  mit dem besonderen Sprachcharakter in den melodischen Linien. Weil das Ensemblemitglied Robert Friedl im Urlaub ist, spielte Bernhard Klas die Klarinette und teilweise auch das Saxophon. Er war Simone Klebel-Pergmann ein guter Partner und zog das Publikum durch seine verhaltene Ausdrucksweise über weite Strecken in seinen Bann. Allerdings irritierte die ausladende Gestik des Musikers, weil sie mitunter aufgesetzt wirkte.

Lieder von der Liebe, vom Leben

„Maijmaz“ führte die zahlreichen ZuhörerInnen in einem gut proportionierten Spannungsbogen in die Gedankenwelt jüdischer Lieder. Besonders die Ambivalenz zwischen einer fröhlichen Traurigkeit und melancholischen Fröhlichkeit kamen schön zum Ausdruck. Simone Klebel-Pergmann besitzt eine facettenreiche Stimme mit einem wunderbar erdigen Timbre. Die Zwiesprache mit der Klarinette, Umspielungen in höheren Lagen sowie die allmähliche Beschleunigung verliehen den Liedern eine natürliche Lebendigkeit. Diese kam unter anderem im israelischen Liebeslied „“rev shel shoshanim“ sowie im sephardischen Lied „Los Caminos“ und in „En el Cafe“ schön zur Geltung. Reizvoll transformierte das Ensemble „A jiddische mame“ von einem zarten jiddischen Lied zu einem kraftvollen Chanson. Hier ging Bernhard Klas aus sich heraus und zeigte sein Können als Jazzmusiker.

Ein Lied als Ausdruck der Hoffnung auf bessere Zeiten

Eine besondere Note bekam der Abend durch die Darbietungen von Marwan Abado, der auf seiner Oud und mit seiner Musik einen großen Eindruck hinterlassen hat. Er tauchte die Lieder mit Vor- und Zwischenspielen in eine besondere Farbe. In „Sibaa“, eine Eigenkomposition für Oud und Rahmentrommel, führte er die Zuhörenden in die Weite der orientalischen Musik. Gemeinsam mit Simone Klebel-Pergmann sang er „Mat’r“ (Regenlied). Dieses Lied stellte für mich den Höhepunkt des Abends dar, es wirkte authentisch und introvertiert, damit verbunden war auch eine gesellschaftspolitische Botschaft, die eindringlich vermittelt wurde.
Das Konzert fand beim Publikum begeisterte Zustimmung. Unverständlich war für mich, dass das Ensemble durch eine völlig unnötige Anlage den Gesamtklang aufmotzte. Der „gleichmacherische Sound“ ging auf Kosten der Natürlichkeit der Darbietungen.