Fouad Boussouf mit einer österreichischen Erstaufführung des Stückes „Fêu“ zu Gast beim „Bregenzer Frühling“ (Foto: Antoine Friboulet)
Silvia Thurner · 07. Mai 2014 · Musik

Ein Fest für Wanderer zwischen Welten – Das Porträtkonzert mit Werken von Murat Üstün fand begeisterte Zustimmung

Das diesjährige Bodenseefestival stellt die türkische Kultur und Musik in den Mittelpunkt. Konzerte finden rund um den Bodensee statt, seit einigen Jahren stellt das Landeskonservatorium in Feldkirch eine Expositur des Festivals dar. Dort widmeten StudentInnen und DozentInnen des Hauses dem in Vorarlberg lebenden Komponisten Murat Üstün ein Porträtkonzert. Der ganze Abend lebte von der Qualität der dargebotenen Werke und zu einem rundum gelungenen Fest wurde das Konzert durch das mitreißende Engagement der MusikerInnen. Türkische Musik, gespielt von Aydin Balli an der Saz bereicherte die musikalischen Darbietungen und rundete den Abend stimmungsvoll ab.

Murat Üstüns Kompositionen zeichnen sich durch eine große Bildhaftigkeit aus, sie erzählen Geschichten, seine Musik wirkt greifbar und spricht die Zuhörenden unmittelbar an. Die Volksmusik der Türkei dient ihm auch als Inspirationsquelle, jedoch verwendet er sie nie klischeehaft oder um der Wirkung willen. Dies war eindrücklich zu erleben im Porträtkonzert, das im Festsaal des Landeskonservatoriums über die Bühne ging. Der Konzertabend kam darüber hinaus gerade zur rechten Zeit, denn erst vor wenigen Wochen wurde Murat Üstün der Kompositionspreis 2014 des Landes Vorarlberg zuerkannt.

Referenz an Anatolien


In „Anadolu“ für Flöte und Klavier mit der Flötistin Gökce Yalcin und Murat Üstün am Klavier entfaltete sich der musikalische Fluss in einer ornamental ausgeschmückten Linie. Zuerst verströmte die Musik und die Zurückhaltung der Lautstärke eine eher statische Ruhe und entwickelte gleichzeitig eine Erwartungshaltung. Im zweiten Abschnitt wurde diese mit einem tänzerischen Duktus und einem schönen Wechselspiel zwischen der Flöte und dem Klavier sowie einer wirkungsvoll gesteigerten Schlusspassage eingelöst.

Erinnerung an Erlebtes


„Ipek Yolu“ – die Seidenstraße – ist die wohl meistgespielte Komposition von Murat Üstün. Seit das Werk von Stefan Dünser für das „Sonus Brass Ensemble“  in Auftrag gegeben und vor zehn Jahren zur Uraufführung gebracht wurde, hat die Musik nichts von ihrem Charme verloren. Jodok Lingg und Florian Ess (Trompete), Primus Schwendinger (Horn), Andreas Hofer (Posaune) und Sepp Zürcher (Tuba) sind Studierende am Landeskonservatorium. Sie haben die überaus anspruchsvolle Komposition zu Ehren von Murat Üstün einstudiert und mit viel Engagement im Festsaal interpretiert. So entstanden musikalische Bilder, die die Stimmung der kargen, jedoch vielgestaltig in sich bewegten Wüstenlandschaft entlang der Seidenstraße verkörperten.

Hommage für einen Dichter und Mystiker


Die „Yunus Emre Suite“ für Bläsersextett ist im Auftrag des Saxofonisten Fabian Müller entstanden. Eugen Bertel an der Piccoloflöte, Adrian Buzac an der Oboe, der Klarinettist Hauke Kohlmorgen und Fabian Müller am Saxofon sowie der Fagottist Allen Smith und Andreas Schuchter am Horn spielten das Werk leidenschaftlich und hervorragend aufeinander abgestimmt.

Erst kürzlich hatten die Musiker die Komposition in Dornbirn zur Uraufführung gebracht. Bei der zweiten Präsentation entfaltete die Musik ihre Wirkung in voller Pracht. Im ersten Satz fügten sich die fragmentarischen Motive in den einzelnen Instrumenten allmählich zusammen und entwickelten in einem gut ausbalancierten und detailreichen Spiel mosaikartig ein Ganzes. Der poesievolle Mittelteil erklang als Lobgesang für Yunus Emre mit breit ineinander verwobenen melodischen Bögen, die die Musiker mit einem schönen Gesamtklang ausbreiteten. Danach gestalteten sie den rhythmisch raffinierten Schlusssatz mit bewundernswerter Präzision. Das Publikum applaudierte begeistert.

Mitteleuropäisch geprägte Musik aus der Türkei


Der zweite Teil des ereignisreichen Konzertabends bot Einblicke in die türkische Musik des 20. Jahrhunderts. Ahmed Adnan Sayguns Trio für Oboe, Klarinette und Klavier musizierten Victor Marin (Oboe), Maria Anisimova (Klarinette) und Akiko Shiochi am Klavier mit viel Kontakt zueinander. Allerdings verloren die etwas unschlüssig am Neoklassizismus orientierten und aneinander gereihten musikalischen Ideen schon bald ihren Reiz.

Eine expressive Aussage verströmte das Klavierquintett von Ulvi Cemal Erkin, das Yunus Kaya (Klavier), Karin-Regina Florey und Raikan Eisenhut (Violine), Guy Speyers (Viola) und Penelope Gunter-Thalhammer (Violoncello) energiegeladen in den Raum stellten.

Volksmusik


In der Pause und nach dem Konzert bereicherten Studierende und  Aydin Balli an der Saz mit türkischer Volksmusik den Abend.  Im angenehmen Ambiente des Bistros luden sie zum Verweilen ein. Viele Mitwirkende hatten allen Grund noch lange zu feiern.