Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Silvia Thurner · 30. Okt 2020 · Musik

Ein feiner Abend – die Sinfonietta Köln mit Cornelius Frowein am Pult und der Pianist Georgy Tchaidze waren im Dornbirner Kulturhaus zu Gast

Roland Jörg vom Kulturamt Dornbirn setzte alle Hebel in Bewegung, um die „Sinfonietta Köln“, die eigentlich schon in der vergangenen Abonnementsaison angekündigt war, auf die Bühne im Dornbirner Kulturhaus zu bringen. Unter der Leitung von Cornelius Frowein musizierte das Kammerorchester selten zu hörende Bach-Bearbeitungen aus der Feder von W. A. Mozart sowie Dvořáks „Humoresken“, op. 101. Den krönenden Abschluss bildete die Interpretation des zweiten Klavierkonzertes, op. 21 von Fréderic Chopin mit dem zugleich poesie- und kraftvoll musizierenden Pianisten Georgy Tchaidze.

Wolfgang Amadeus Mozart beschäftigte sich ausgiebig mit Werken von Johann Sebastian Bach und studierte dessen Fugentechnik genau. Werke, die er für den Streicherklang geeignet hielt, wie beispielsweise die Fugen BWV 877 und BWV 874, setzte Mozart für Streichquartett und stellte ihnen ein Präludium sowie ein Larghetto voran. Cornelius Frowein und die Sinfonietta Köln gaben mit den Fugen in d-Moll (KV 405/4) und D-Dur (KV 405/5) anregende Einblicke in diese selten aufgeführten Werke. Zu Beginn agierten die Musikerinnen und Musiker etwas zögerlich, doch rasch fanden sie in einem dynamisch gut ausbalancierten Gesamtklang zusammen. Unterstrichen wurde die transparente Linienführung durch die beinahe vibratolose Tongebung.
Antonín Dvořáks „Humoreske“ op. 101 ist weithin bekannt und beliebt. Fünf der acht Klavierstücke arrangierte Cornelius Frowein für Streichorchester. Der frische Duktus und die an schottischer Volksmusik angelehnte Vitalität brachten Licht und Wärme ins Dornbirner Kulturhaus. Neben dem bekannten Ohrwurm "Poco lento e grazioso", kristallisierte das Orchester vor allem im "Poco andante" die Wechsel zwischen den perkussiven tiefen Registern und den Kantilenen der höheren Lagen wirkungsvoll heraus. Cornelius Frowein dirigierte mit viel Körpereinsatz und markanter Gestik. Wenngleich die Intonation und Koordination im Tuttistreicherklang nicht immer ideal austariert wirkten, war das Einverständnis zwischen ihm und den Musikerinnen und Musikern hervorragend.

Sprühender Elan und feinsinniges Innehalten

Es war eine ungewöhnliche Erfahrung, Chopins Klavierkonzert in der Fassung für Klavier und Streichorchester zu hören. Als Partnerin für den 32-jährigen Georgy Tchaidze legte sich die Sinfonietta Köln mächtig ins Zeug, so dass sich eine inspirierende Werkdeutung entwickelte. Der aus St. Petersburg stammende Pianist brachte alles mit, was man sich von einem Chopin-Interpreten wünscht: Eine virtuose Technik mit einer nuancierten Anschlagskultur und eine feinfühlige Ruhe, um die kantablen Linien mit den vielgestaltigen Ornamenten ihrem Charakter entsprechend „am Klavier zu singen“.
Die lange Einleitung bot Gelegenheit, sich auf den feinen Orchesterklang und die musikantische Spielart einzustellen. Mit viel Elan phrasierte Georgy Tchaidze die melodischen Hauptlinien, gleichzeitig wägte er die Gewichtungen der Themengestalten und Motive gut gegeneinander ab. Besonders in Erinnerung blieb der feinsinnig musizierte Mittelteil, in dem der Pianist die ornamentalen melodischen Linien schön modellierte und damit den Aussagegehalt der poesievollen Musik zur Geltung brachte. Mit tänzerischem Duktus aktivierte der Solist das Orchester im Finale. So bildeten der humorvolle Mazurek und der rustikale Kujawiak einen temperamentvollen Abschluss.