Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Silvia Thurner · 30. Nov 2015 · Musik

Ehrliche Begeisterung vermittelt – Das „Ensemble Pagon“ bot ein musikalisches Highlight im dichten Konzertkalender

Die Geigerin Natalia Sagmeister, der Klarinettist Alex Ladstätter und die Pianistin Keiko Hattori musizieren gemeinsam im „Ensemble Pagon“. Ihrer Einladung in das vorarlberg museum sind viele Musikinteressierte gefolgt und sie erlebten ein herausragendes Konzert mit einer erlesenen Werkauswahl. Ein Markenzeichen des Ensembles ist das freundschaftliche Zusammenwirken mit zeitgenössischen Komponisten, die dem Trio Werke auf den Leib schreiben. Der hierzulande bestens bekannte Komponist Richard Dünser und der deutsche Komponist Bernd Franke waren beim Konzert anwesend und erzählten ausführlich von den Inspirationsquellen ihrer Werke. Auf höchstem Niveau belebte und deutete das "Ensemble Pagon" die Musik.

Alex Ladstätter ist als Orchester- und Kammermusiker bekannt und darüber hinaus hat er eine Liebe für den Instrumentenbau. In enger Zusammenarbeit mit dem Wiener Oboen- und Klarinettenbauer Karl Radovanovic entwickelte er eine neue Klarinette, die nun auch im vorarlberg museum zu hören war. Obwohl die akustischen Bedingungen für Kammermusik eher trocken sind, entfaltete sich der satte, in sich abgerundete Klang des Instruments vor allem in den Mittellagen und im Piano. Klar und geradlinig wirkten die hohen Tonregister. Diese Charakteristika waren im „Grand Duo Concertant in Es-Dur op. 48“ für Klarinette und Klavier von Carl Maria von Weber gut nachvollziehbar. Im Eröffnungssatz mussten sich Alex Ladstätter und Keiko Hattori im Hinblick auf die Balance der Lautstärken zwar erst finden, doch bald entfalteten sich brillante Dialoge, präzise unisono geführte Passagen verliehen dem Satz Esprit. Die melancholische Färbung des langsamen Mittelteils unterstrichen die Musiker mit einer feinsinnigen Pianokultur, aus der heraus sie die melodischen Bögen formten. Im spritzigen Finale erklangen die Themen mit bewundernswerter Klarheit in rasendem Tempo.

Vier Leben


Den Höhepunkt der Matinee, die in einer inspirierenden Atmosphäre über die Bühne ging, bildete die österreichische Erstaufführung des Werkes „Le Quattro Volte“ von Bernd Franke. Sympathisch erzählte der Komponist vom gleichnamigen Film, den Michelangelo Frammartino im Jahr 2010 gedreht hatte, und welche Eigenheiten ihn an diesem Kunstwerk für seine Musik inspiriert haben.

Im ersten Teil entwickelten sich auf einem signalartigen Motiv beruhende Klangfelder, in denen die Obertonspektren stimmungsvoll zur Geltung kamen und auch mikrotonale Nachklänge aufhorchen ließen. Den Kern des formal immer dichter werdenden musikalischen Flusses bildete der zweite Satz. Darin wurde ein großer Klangraum geöffnet, in den Motive in Form von Echos nacheinander erklangen und feingliedrige Überlagerungen bewirkten. Bewegungsimpulse und nachfolgende musikalische Pendelbewegungen lenkten anschließend die Aufmerksamkeit auf sich. Besondere Spannungsverhältnisse ergaben die schnellen Läufe, die den Charakter von Klangballungen annahmen. Überraschend wirkte der Finalsatz, weil Bernd Franke den musikalischen Fluss auf „elementare“ Intervalle reduzierte und dadurch der Musik eine pastoralen Wirkung verlieh. Das aussagekräftige Werk spielte das "Ensemble Pagon" mit bewundernswerter Meisterschaft.

Poesievoll erzählt


Richard Dünsers Komposition „... aus blauen Fernen...“ für Violine solo verströmte einen ganz anderen Charakter, passte aber hervorragend zur Komposition von Bernd Franke. Poetisch, auf literarischen Vorlagen von Novalis, Lenau und japanischen Heikus beruhend, ist die Komposition angelegt. Natalia Sagmeister musizierte hingebungsvoll und kristallisierte das Eigenleben ihrer klangschönen Geige ebenso heraus wie die musikalische Gedankenwelt.

Bildhafte Körperlichkeit


Abschließend wendeten sich die Musiker Wolfgang Gernots bildhafter Musik zu. Der Titel „Sketchbook“ war zugleich Programm für die unterhaltsamen Stücke. Auf den jazzigen Groove in Wolfgang Gernots Musik wiesen die eingängigen Linien und der Klavierpart hin. Mitteilsam stellten Natalia Sagmeister, Keiko Hattori und Alex Ladstätter die Stimmungen in „Green Island“, „Night Breeze“ und „Chromatic Train“ dar.

Die Konzertbesucherinnen und –besucher folgten den zeitgenössischen Werken konzentriert und nahmen alle dargebotenen Kompositionen sehr gut auf. Für den herzlichen Applaus dankte das „Ensemble Pagon“ mit dem Ragtime aus Strawinskys „Die Geschichte vom Soldaten“.