Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Silvia Thurner · 30. Nov 2015 · Musik

Raum und Zeit für Kunst und Kontemplation – Die Montforter Zwischentöne machten Begegnungen möglich, wie es sie sonst nicht gibt

Zum Verweilen luden die Montforter Zwischentöne am ersten Adventsonntag ein. Sechs Konzerte und zehn Begegnungen mit Mystikerinnen und Mystikern gab es zu erleben und dabei konnten die Besucher ihr individuelles Programm frei wählen. In der Kapelle des Landeskonservatoriums interpretierten die Geigerin Midori Seiler und ihr Duopartner Christian Rieger in den Intervallen des Stundengebets die berühmten Rosenkranz-Sonaten von Heinrich Ignaz Franz Biber. Ergänzend wurden im Montforthaus die Lichtinstallation „Silent-Swing“ gezeigt und zehn Persönlichkeiten aus Vorarlberg stellten jeweils eine Mystikerin oder einen Mystiker ins Zentrum. Die Atmosphäre sowohl im Landeskonservatorium als auch im Montforthaus war angenehm und konzentriert.

Unter dem Leitgedanken „Credo“ konzipierten die Kuratoren Folkert Uhde und Hans-Joachim Gögl für einen langen Konzert- und Begegnungstag im Rahmen der Montforter Zwischentöne drei Stationen in der Kapelle des Landeskonservatoriums, im Montforthaus sowie beim Ganahlsteg. Die Wege dazwischen waren den künstlerischen Leitern wichtig und sie luden die Besucher zum längeren Verweilen ein. In einem dreistündigen Abstand fanden Konzerte statt, dazwischen wurden Mystikerinnen und Mystiker vorgestellt und es war Zeit, einander zu begegnen.

Den Ganahlsteg hatten die Designerin Rose Epple und der Architekt Alex Valder als „Kapelle für 30 Sekunden“ umgestaltet und dabei stellten sie den Überquerenden existenzielle Fragen wie „Wen und wann haben Sie am stärksten geliebt?“ oder „Welches war Ihr dunkelster Moment?“. Doch an diesem nasskalten Nachmittag war diese Station etwas verwaist.

Mit Elan musiziert


Einladend wirkte die Möglichkeit zum Teetrinken im Landeskonservatorium und das anschließende  Konzert „Non“ mit Midori Seiler und Christian Rieger an der Orgel zog mich in seinen Bann. Die mitteilsamen und kunstvoll verzierten Barockkompositionen (Sonaten 10 bis 12) von Biber deuteten die Musiker tänzerisch und ausdrucksvoll sowie poetisch und in sich gekehrt zugleich. Die Artikulationen und Phrasierungen von Midori Seiler bewirkten, dass jede ihrer drei unterschiedlich gestimmten Geigen ihre eigene Charakteristik entfaltete. So gab es nicht nur satten Wohlklang, sondern zahlreiche beredte Passagen, in denen die Spielgeräusche und die Bogenführungen auch perkussiv geprägt erklangen. In dieser Spielart kristallisierte sich das Eigenleben sowohl der Musik selbst, als auch der Instrumente und der Musikerin heraus.

Farben - Spiele


Der große Saal des Montforthauses wurde als Ausstellungsraum für eine große Lichtinstallation des österreichisch-amerikanischen Künstlers Erwin Redl verwendet. „Silent Swing“ füllte den „Raum der Stille“, in den die BesucherInnen über eine Schleuse eintreten konnten. Kontemplativ und großzügig in den Dimensionen wirkte der Raum und die pendelnden Farbpunkte verströmten eine große Anziehungskraft. Die wechselnden Farbflächen und die unterschiedlich großen Amplituden des Pendelns gewährleisteten einen geruhsam schaukelnden Duktus. Schade, dass die Motorengeräusche des Pendels zeitweise sehr dominant zu hören waren und dabei das Ereignis des pendelnden Lichts empfindlich störten. Die Werkdeutungen in der Kapelle wurden live auch in den Raum der Stille übertragen, um auf diese Weise die Darbietungen in zwei unterschiedlichen Kontexten erleben zu können.

Vielfältige Programmierung


Wie viel Resonanz und Interesse die Porträts über Mystikerinnen und Mystiker von Aglaia Maria Mika, Helga Kohler-Spiegel, Helmut Gassner, Walter Schmolly, Walter Buder, Petra Steinmair-Pösel, Maria Hildegard Brem, Anselm van der Linde, Gerhard Klaus und Josef Kittinger gefunden haben, lässt sich schwer sagen. Am Nachmittag war die Anzahl jener Menschen überschaubar, die sich auf „Credo“ einließen und sich die Zeit zur Kontemplation gönnten. Jedenfalls ermöglichte das vielfältige Programm das Eintauchen in unterschiedliche Weltsichten, Begegnungen sowie hervorragend interpretierte Musik.