Neu in den Kinos: "Die Unschuld" (Foto: Wild Bunch Germany/Plaion Pictures)
Anita Grüneis · 07. Apr 2022 · Musik

Die Wiener Sängerknaben im Vaduzersaal –„Together“ in Matrosenanzügen in der Welt unterwegs

Was haben der ORF-Moderator Peter Rapp, der Schauspieler Peter Weck und die Komponisten Carl Zeller und Franz Schubert gemeinsam? Sie alle waren in ihrer Jugend Wiener Sängerknaben und gehörten damit zu einem der bekanntesten Knabenchöre der Welt. Doch es ist nicht nur ein Chor – die rund einhundert Wiener Sängerknaben bilden vier Chöre, mit einem davon gastierten sie im Vaduzersaal. 

Die Chöre konnten wegen der Pandemie in den letzten beiden Jahren nicht reisen, obwohl sie normalerweise das Jahr über auf der ganzen Welt rund 300 Konzerte geben. Es muss eine harte Zeit für die 10- bis 14-jährigen Jungs gewesen sein, denn ihre Sängerknaben-Zeit ist eh schon sehr beschränkt, wenn der Stimmbruch kommt, ist es vorbei. Statt in die Konzertsäle ging es nun ins Tonstudio, wo während der Pandemiezeit die neue CD «Together» entstand. Darauf sind Motetten, Kunstlieder, Weltmusik, Pop, Walzer, sowie österreichische und internationale Volkslieder vereint. Ein facettenreiches Programm aus sechs Jahrhunderten, einiges davon war am Mittwochabend im Vaduzersaal zu hören.

Musikalische Reise in die Vergangenheit

Der erste Teil des Abends gehörte der klassischen und der «klassisch modernen» Musik. «Wir nehmen Sie alle mit auf eine schöne musikalische Reise», meinte der Leiter Manolo Cagnin. Seit 2008 ist der Italiener unter anderem für die reisenden Chöre der Wiener Sängerknaben zuständig, studiert hat er Chormusik, Dirigieren und Komposition. «Die Kinder lernen von mir und ich von ihnen», sagte er in einem Interview. Das war an diesem Abend gut zu spüren. Sein Temperament übertrug sich nicht nur vom Klavier aus spielend auf die «boys», er war zudem ein anfeuernder Dirigent, der den 24 Sängern die Lieder nahezu vortanzte beim Mitsingen. Musikalisch reichte die Zeitreise von den Komponisten Henry Purcell über Ferdinand Schubert bis hin zu Ennio Morricone und Giacomo Puccini. Vor allem beim Werk «Jubilate Deo» von Heinz Kratochwil konnten die Sängerknaben ihr Temperament ausleben, das war Musik, als sei sie geschrieben für ihre Stimmen und ihr Alter. Speziell war auch der Summchor «Cora a bocca chiusa» aus Puccinis «Madame Butterfly» - was da aus den geschlossenen Mündern kam, war höchst genussvoll. Mit dem «Osterhymnus» aus Mascagnis Oper «Cavalleria rusticana» wurde das Publikum dann hochdramatisch in die Pause geschickt. 

Endlich wieder unterwegs

Zum Auftakt des zweiten Teils kamen die 24 Sängerknaben mit Willie Nelsons «On the Road Again» auf die Bühne und betonten damit ihre Freude, dass sie endlich wieder unterwegs sein dürfen. Für den folgenden «Mambo Italiano» von Bob Merrill holte sich einer der Jungs eine Gitarre, setzte sich neben Manolo Cagnin am zentral platzierten Flügel und dann ging die Post ab. Denn dieses «Hey mambo, mambo Italiano» fuhr allen in die Glieder und erinnerte entfernt an Rockkonzerte. Mit «O sole mio» kehrte sehnsuchtsvolle Ruhe ein, bis dann der «Weg nach Üsküdar» ging und damit in die orientalische Welt. Mit Boris Fomin, dessen Lied «Dorogoi dlinnoyu» im Osten verboten und im Westen als «Those were the days» berühmt wurde, kam der Kasatschok in die Ohren des Publikums, und bei Maciej Kaminskis Volkslied aus der Ukraine «Hej, sokoly» durften alle im Zuschauerraum mitklatschen, was auch reichlich befolgt wurde. Bei den gesungenen Volksliedern zeigten einige der jungen Sänger, dass sie auch mit Instrumenten umgehen können, ob Geige, Gitarre oder Tamburins.

Walzer laden zum Schunkeln ein

Die Wiener Sängerknaben verabschiedeten sich stilgerecht mit Josef und Johann Strauss sowie «Matrosenpolka» und «An der schönen blauen Donau». Dass dann noch mit der «Fledermaus» angestoßen werden durfte und sich alle mit dem Radetzkymarsch als Rausschmeißer nach Hause klatschten, wobei einige der Jungs zu schunkeln begannen, passte zu diesem Konzert. Das war ein wirkliches «Together», obwohl die Jungs nicht nur in ihrer Körperlänge höchst unterschiedlich waren. Sie kommen unter anderem aus Japan, Korea, China, Slowenien, Kolumbien und dem Iran. Dass sie an diesem Abend 20 Lieder in verschiedenen Sprachen sangen, darunter türkisch, russisch, ukrainisch, italienisch, japanisch, lateinisch und kärntnerisch  – und das natürlich alles auswendig – spricht für sich. «In Japan wären wir jetzt gewesen, nun sind wir in Vaduz», meinte Manolo Cagnin an diesem Abend. Das Publikum dankte mit stehenden Ovationen.