Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Silvia Thurner · 02. Apr 2022 · Musik

Vehemente Spielarten – der Pianist Alexei Volodin und die Slowakische Philharmonie unter der Leitung von Daniel Raiskin erhielten viel Applaus

„Stille Musik“ nannte der ukrainische Komponist Valentin Silvestrov eine Komposition für Streichorchester. Mit der feinfühligen Darbietung der „Abendserenade“ aus diesem Zyklus schufen Daniel Raiskin und die Slowakische Philharmonie einen berührenden Einstieg in das fünfte Abonnementkonzert von Dornbirn Klassik. Das zweite Klavierkonzert von Johannes Brahms interpretierte der Pianist Alexei Volodin mit einem kraftvollen Zugriff. Ebenso dynamisch und kontrastreich ausgeformt erklang Dvořáks achte Symphonie.

Brahms' zweites Klavierkonzert ist symphonisch angelegt und lebt von einem regen Austausch der Stimmgruppen mit dem Pianisten. Alexei Volodin gestaltete die Themen prägnant und ziemlich stringent. Das hatte auf der einen Seite den Vorteil, dass die Phrasierungsbögen straff gespannt wirkten, virtuose Passagen viel Drive entwickelten und die Dialoge mit dem Orchester mit einem großen Aufforderungscharakter von Seiten des Pianisten ausformuliert erklangen. Auf der anderen Seite kamen jedoch dynamische Übergänge und lyrische Passagen zumindest in den ersten beiden Sätzen etwas zu kurz. Mit einem schönen Violoncello-Solo und fein dargebotenen aufsteigenden Phrasen sowie einem tänzerischen Duktus kehrte im Andante die notwendige Ruhe ein. Eine fröhliche Stimmung verbreitete schließlich das Finale. Die Musiker:innen der Slowakischen Philharmonie und Daniel Raiskin waren dem Pianisten aufmerksame Partner, indem sie auf den dominant agierenden Solisten eingingen und ihm die notwendigen Freiräume gewährten.

Zügig und kraftvoll

Antonín Dvořáks achte Symphonie leitete das Orchester mit feinen Naturschilderungen ein. In weiterer Folge gingen Daniel Raiskin und die Musiker:innen mit zügigen Tempi zur Sache. Die Betonung der tiefen Register verlieh dem musikalischen Fluss eine fundamentale Kraft. Allerdings fehlte im Eröffnungssatz mitunter eine dynamische Ausformung des Klangvorder- und -hintergrundes. Mit einer guten Pianokultur gestaltete das Orchester das Adagio, in dem die charakterisierenden Tongirlanden spielerisch ausgeformt erklangen. Die Themen wirkten plastisch ausgedeutet, jedoch auch etwas abrupt aneinandergereiht. So fehlte dem Walzer im dritten Satz etwa die Eleganz. Die Themencharaktere des Finalsatzes erklangen markant und ausdrucksvoll und verströmten eine mitreißende Wirkung. Das Publikum reagierte begeistert.
Die Werkdeutungen der Slowakischen Philharmonie unter der energiegeladenen Leitung von Daniel Raiskin lieferten gute Beispiele dafür, wie unterschiedlich Kompositionen gedacht werden können und individuelle Interpretationsansätze die Musik immer wieder neu beleben und zum Weiterdenken anregen können - vor allem dann, wenn Werkdeutungen nicht vorbehaltlos dem eigenen Geschmack entsprechen.