"Rickerl – Musik is höchstens a Hobby" derzeit in den Vorarlberger Kinos (Foto: 2010 Entertainment / Giganten Film)
Silvia Thurner · 06. Jän 2016 · Musik

Die Segel sind gesetzt – Die „Sinfonietta Lustenau“ unter der Leitung von Doris Glatter-Götz lud erstmals zum Abonnementkonzert

Große Ambitionen leiteten die Musikschuldirektorin und Dirigentin Doris Glatter-Götz und die „Sinfonietta Lustenau“ bei ihrem ersten Auftritt im Rahmen der Lustenauer Abonnementkonzerte. Mit einem vielseitigen Programm, zwei jungen Solisten und sogar einer Uraufführung von Konstanze Hofer wurde zum Neujahrskonzert in den Reichshofsaal geladen. Die Orchestermusikerinnen und -musiker, unterstützt von zahlreichen Musikpädagogen, spielten konzentriert und mit Elan, transportierten eine gute Stimmung, ließen in manchen Passagen aufhorchen und nahmen musikalische Hürden als Herausforderung an.

Einleitend erklangen, zuerst vorsichtig artikuliert und dann beschwingt dargeboten, die Ouvertüre „Miramare“ op. 247 sowie der selbstbewusst aufgetrumpfte Florentiner Marsch (op. 214) von Julius Fucik. Auch in der Polka Mazur op. 315 „Lob der Frauen“ und dem Walzer "Wein, Weib und Gesang" von Johann Strauss Sohn zeigten das Orchester und Doris Glatter-Götz mit welch sprühendem Elan sie die Musik phrasieren können. Immer wieder aufhorchen ließen die Holz- und Blechbläsersoli aus den Reihen des Orchesters.

Die drollige Polka comique für Fagott und Orchester op. 210 „Der alte Brummbär“ gestaltete der 15-jährige Fagottist Johannes Riedmann humorvoll und mit bewundernswerter Technik. Das Orchester war ihm dabei ein unterstützender Partner.

Offen für Neues


Mit Spannung wurde die Uraufführung des Werkes „Tschimbum in drei Sätzen“ für Klarinette und großes Orchester der Organistin, Chorleiterin und Komponistin Konstanze Hofer erwartet. Sie hatte sich mit diesem groß besetzten Orchesterwerk viel vorgenommen. Als Konzert für Klarinette durfte die Komposition nicht verstanden werden, denn die solistisch geführte Stimme war in den Orchestersatz eingegliedert. Clara Hofer, die Schwester der Komponistin, spielte den Part mit einer satten Tongebung und virtuos. Leider deckte der dicht instrumentierte Satz die solistischen Linien über weite Strecken zu.

Das Erstlingswerk der Komponistin zeichnete sich durch ein orientalisch angehauchtes Thema im Eröffnungssatz und einen elegisch geführten, langsamen Mittelteil aus. Von einem rhythmischen Motiv wurde der Finalsatz bestimmt. Die Orchestermusikerinnen und –musiker gaben ihr Bestes, jedoch fehlte der Interpretation die dynamische Gestaltungskraft, sodass sich die Themenfindungen nicht so recht herauskristallisierten. Jedenfalls war die Darbietung des Werkes eine wichtige Erfahrung für alle Beteiligten. Vorherrschend war die Freude, dass sich junge Musikerinnen und Musiker mit voller Kraft dem Unbekannten zuwenden.

Ballett-, Schauspiel- und Filmmusik


Neben dem Spanischen Tanz von Wilhelm Stärk und dem Ohrwurm „San Francisco“ von Bronislaw Kasper im Arrangement von Walter Jurmann standen Ballett- und Schauspielmusiken von Aram Khachaturian auf dem Programm. Im berühmten Adagio aus „Spartacus“ setzte das Orchester die Segel und weckte wohl bei vielen älteren Zuhörerinnen und Zuhörern Erinnerungen an die beliebte Fernsehserie „Onedin Line“. Die emotionale Musik verfehlte die Wirkung nicht, wenngleich die Werkdeutung eher die Linien an der Oberfläche nachzeichnete als in die Tiefe ging.

Die 12-jährige Johanna Bösch am Streicherpult war wohl die jüngste Musikerin in den Reihen der "Sinfonietta Lustenau". Charmant und mit einem amüsanten Text führte sie durch den Abend. Das Publikum in Lustenau erlebte mit der „Sinfonietta Lustenau“ unter der Leitung von Doris Glatter-Götz einen beschwingten musikalischen Auftakt ins neue Jahr. Ein homogenerer Streicherklang sowie die Konzentration auf ausgeprägtere dynamische Phrasierungsbögen könnten Ziele auf dem Weg zu weiteren, neuen Ufern sein.