Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Thorsten Bayer · 06. Jän 2016 · Musik

Für alle Fälle „Stefanie“ – Malema in der Kammgarn Hard

Malema begeisterte am gestrigen Dienstagabend das Publikum im Rahmen des bereits traditionellen Neujahrskonzerts in der ausverkauften Kammgarn Hard. Die laut eigener Homepage „ultimative Frauenband“ besteht seit 1993. Seither gelingt es den Musikerinnen immer wieder eindrucksvoll, ihr Publikum mit einem guten Repertoire an Coversongs für sich einzunehmen. Durch den Ausfall der hochschwangeren etatmäßigen Schlagzeugerin Iris Bilgeri kam Stefan Halbeisen zum Zug – und ertrug die absehbaren Sprüche vom Einsatz der Genderbeauftragten, die einen Quotenmann gefordert habe, bis zu seiner endgültigen Umbenennung in Stefanie mit einem Lächeln und präzisem Spiel.

Schon lange vor dem Start des Konzerts ist die Kammgarn-Bar belagert. Ausverkauftes Haus: Die Karten für Malema waren auch heuer wieder schnell weg. Als die Damen die Bühne betreten, werden schnell zwei Dinge klar. Erstens: Heute Abend ist Mittanzen nicht nur erlaubt, sondern ausdrücklich erwünscht. Und zweitens: Die erste Reihe gehört eindeutig den Frauen – sowohl auf als auch vor der Bühne. Der passende Auftakt ist damit „Shame, shame, shame“ von Shirley and Company, in dem es im Refrain heißt: „Shame on you, if you can´t dance too“. Nach einem etwas nervösen Beginn kommt die Band immer besser in Fahrt. Die Abmischung passt, mit „Born to be wild“ und „Kiss“ geht es direkt weiter: ein Repertoire ohne große Experimente, das aber tadellos funktioniert und dem Publikum direkt in die Beine geht.

Sängerin Suzie Lucas trifft den richtigen Ton, auch bei ihren launigen Moderationen. Bassistin Marlis Strickner und Lisa Wedenigg (Querföte/Saxophon) hoben die Formation 1993 aus der Taufe. Weiterhin dabei sind die musikalisch sehr überzeugende Keyboarderin Vera Mittelberger sowie Sonja Grabher an der E-Gitarre. Eine spielfreudige Band, die routiniert, aber nicht abgebrüht auftritt. Dieses Mal nur vor der Bühne verfolgt Iris Bilgeri, die in fünf Wochen ihr zweites Kind erwartet, das Geschehen. Ihr Ersatzmann „Stefanie“, der heute Abend erstmals für sie einspringt, macht seine Sache gut. Für alle Fälle Stefanie: Anders als die gleichnamige Sat.1-Serie (1995 bis 2004) um eine Krankenschwester ist diese Veranstaltung alles andere als dröge, nicht zuletzt dank des neuen Drummers.

Support your local Kleinkunstdealer

Dass die Malema-Mischung von Songs aus den Sechzigern bis heute sehr gut aufgeht, sieht man an einer Stelle besonders deutlich. Den Motown-Song „Do you love me“ kennt die Mutter noch von der Veröffentlichung im Jahr 1962, während die Tochter ein Vierteljahrhundert später den gleichen Song im Film „Dirty Dancing“ kennen- und liebengelernt hat (um kurz darauf das Jugendzimmer mit Patrick-Swayze-Postern zu dekorieren). Heute tanzen beide zusammen in der Kammgarn. So zumindest die idealtypische Vorstellung des Kritikers. Janis Joplin beschließt den ersten Teil, Van Halen („Jump“) eröffnet den zweiten.

Nun, nach der Pause, verführt die Malema-Version von Adeles „Rolling in the deep“ sogar einige Kammgarn-Helferinnen dazu, ihre Position hinter dem Tresen zu verlassen und in den schönen „Support your local Kleinkunstdealer“-T-Shirts zum Bühnenrand zu stürmen. Die besten Momente gelingen den Künstlerinnen bei härteren Rock-Stücken, beispielsweise bei Led Zeppelin´s „Whole lotta love“ oder dem Deep-Purple-Klassiker „Smoke on the water“. Sonja Grabher lässt die Gitarre ordentlich kreischen, die dreifache Großmutter Marlis Strickner bearbeitet unverändert sympathisch-stoisch ihren E-Bass. Ihr gelegentlich breites Grinsen kommt dann umso wirkungsvoller zur Geltung. Nach weiteren Songs wie „Unchain my heart“, „Lady Marmalade“ und „I will survive“ (natürlich in der Originalversion von Gloria Gaynor, nicht von Cake) folgt der größte sprichwörtliche Kracher zum Schluss: TNT.

 

Nächste Konzerte in der Kammgarn
Fr, 15.1. Manu Delago Handmade
Sa, 16.1. Christine Nachbauer und Band
Fr, 22.1. Zydeco Annie & Swamp Cats
www.kammgarn.at

Nächstes Mal Malema live 
Do, 11.2. Gasthof Hirschen Schwarzenberg
(„Wälderness“, Hirschens feiner Musiksalon) 
www.waelderness.at