Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Silvia Thurner · 14. Jän 2019 · Musik

Detailreich, elegant und mit Elan - François Leleux am Pult des SOV sowie die Mezzosopranistin Hanna Hipp wurden herzlich gefeiert

Vor genau zwei Jahren musizierte der französische Oboist François Leleux gemeinsam mit dem Symphonieorchester Vorarlberg und begeisterte die Zuhörenden. Nun gab es ein Wiedersehen mit dem sympathischen und energiegeladenen Musiker am Pult des Orchesters. Getragen von einem kammermusikalischen Geist musizierte das SOV ideen- und detailreich die berühmte „Peer Gynt-Suite“ von Edvard Grieg sowie Antonin Dvořáks „Siebente Symphonie. Im Mittelpunkt stand die Mezzosopranistin Hanna Hipp mit ihrer Interpretation der Orchesterlieder „Les nuits d’été“ von Hector Berlioz. Die Sängerin gestaltete die Lieder um ersehnte, enttäuschte und verlorene Liebe emphatisch aus und zog die Zuhörenden in ihren Bann.

Wenn international renommierte Musiker die Seiten wechseln und vermehrt am Pult von Orchestern stehen, ist mitunter Vorsicht geboten. Doch derartige Vorbehalte gelten für den Oboisten François Leleux nicht, denn er besitzt eine herausragende Doppelbegabung und fasziniert als Orchesterleiter ebenso wie als Musiker. Mit viel Körpereinsatz leitete er das SOV, modellierte die Musik mit Bedacht auf die kleinen musikalischen Gesten und erzielte damit eine große orchestrale Dramatik.
Dieses Musizieren in einem kammermusikalischen Geist zeichnete die Werkdeutungen besonders aus und insbesondere der viel gespielten „Peer Gynt-Suite“, Nr. 1, op. 46 von Edvard Grieg kam dieser musikalische Ansatz zugute. Die kleingliedrigen, sehr genau durchdachten Linienführungen über alle Stimmgruppen hinweg, ergaben ein schillerndes Klanggewebe, das beispielsweise die „Morgenstimmung“ in faszinierenden Klangfarbenspielen zusammenfügte. Sehr genau ausgelotet spielten die Streicherinnen und Streicher in „Ases Tod“, in dem die Pianokultur des Orchesters begeisterte und unter anderem der aufleuchtende Schlusston der Kontrabässe den Aussagegehalt detailverliebt unterstrich. Tänzerische Eleganz zeichnete „Anitras Tanz“ aus, bevor François Leleux die Musikerinnen und Musiker „In der Halle des Bergkönigs“ mit viel Körpereinsatz antrieb und damit eine fulminante Schlusswirkung erzielte.

Trauer- und freudvoll zugleich

Die persönliche Ausstrahlung der aus Polen stammenden Mezzosopranistin Hanna Hipp passte sehr gut zum Orchesterliederzyklus „Le nuits d’été“ von Hector Berlioz. Einesteils formte die Sängerin die Naturschilderungen in den rahmenden Liedern „Villanelle“ und „L’ile inconnue“ mit feinen Stimmführungen aus. Andernteils verbreitete Hanna Hipp eine sensible Aura rund um die von Verlust und enttäuschter Liebe kreisenden Liedinhalte. Den Höhepunkt ihrer Deutung bildete die mitteilsame Entfaltung von „Le spectre de la rose“, in der das Timbre der Stimme sehr schön zur Geltung kam. Getragen wurde sie vom Orchester, das die Seelenlandschaften des hochromantischen Textes eindrücklich illustrierte. Die Aufmerksamkeit lenkte dabei auch die herausragende Orchestrierung von Hector Berlioz auf sich, mit den nuancierten und textdeutenden musikalischen Motiven. Klangsinnlich brachte sie das SOV zur Geltung.
Dvořáks Symphonie Nr. 7 in d-moll, op. 70 zeigte den mährischen Komponisten voll und ganz als Symphoniker. Die vielgestaltigen Themen formte das Orchester dramatisch aus und entwickelte sie gut nachvollziehbar aus kleinen motivischen Zellen heraus. In einem sprechenden Duktus formten François Leleux und das Symphonieorchester Vorarlberg die Phrasierungsbögen und betonten dabei vor allem die Eigenheiten der einzelnen Themen, leidenschaftlich bewegt und mit dem Blick auf die Details.
Unter dem begeisterten Applaus des Publikums im Bregenzer Festspielhaus bedankte sich François Leleux enthusiastisch bei den Musikern.